Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
entdeckt und er wandte sich an Pargfrieder, der neben ihm stand und den Augenblick seines Triumphes genoss. Der junge Franz Joseph fragte ihn: ›Und dieses Loch da ist für Sie, Pargfrieder? Noch weiter unten? Damit Sie näher beim Teufel sind?‹«
    Die Stille in der Gruft war angespannt. Paul und Georg sahen Nachtigall mit großen Augen an. Der Alte kicherte leise.
    »›Ja, Eure Majestät‹, hatte Herr Pargfrieder schließlich geantwortet. ›Aber da ist auch für Euch noch ein Platz, wenn ich etwas zur Seite rücke.‹«
    Paul pfiff leise durch die Zähne und Georg atmete tief aus.
    »Wow«, sagte Wagner schließlich, »bleibt nur die Frage, warum er sich Franz Joseph gegenüber solche Frechheiten erlauben konnte …«
    »Egal, was es gewesen ist, aber es muss diesen Pargfrieder unglaublich selbstsicher gemacht haben«, bestätigte Georg und eilte dann schnell die Treppen hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Eine Brise frischer Luft wehte kurz in die Gruft und dann fiel die Tür nach draußen wieder ins Schloss. »Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen jetzt, wo wir ungestört sind, gerne mehr davon«, meinte Nachtigall mit einem Seitenblick auf den verwaisten Platz, an dem Sina gestanden hatte.
    Wagner war gewarnt. »Das ist zwar sehr nett von Ihnen, aber ich möchte meinen Freund nur ungern zu lange auf uns warten lassen.« Der Reporter setzte sein unverbindliches Filmstarlächeln auf und deutete nach oben. »Wenn Sie uns jetzt bitte noch die Kaiserallee und ein paar andere Highlights zeigen, dann sind wir auch schon wieder weg und Sie kommen zu Ihrer verdienten Nachtruhe …« Dann drängte auch er ins Freie, wobei er mehrere Stufen auf einmal nahm.
    Draußen wurden sie mit lautem Kläffen von einem übermütigen Tschak begrüßt und ein gewissenhafter Nachtigall schaltete alle Lampen ab und versperrte die Gruft sorgfältig. »Wir werden etwas Licht brauchen«, meinte er dann und steckte umständlich seinen Schlüsselbund ein. »Ich habe dort drüben ein paar Fackeln, die könnten wir nehmen, wenn Sie wollen.«
    »Unbedingt«, schmunzelte Wagner, »schon allein wegen der Stimmung.«
    Die flackernden Flammen zauberten nur Minuten später tanzende Schatten über die ernsten Mienen der Habsburger.
    »Das wirkt auf mich wie eine Ahnengalerie.« Paul marschierte langsam zwischen den Porträtköpfen hindurch. Gelegentlich hielt er einem die Fackel vor das Gesicht, um seine Züge besser erkennen zu können. Plötzlich blieb er vor einem langhaarigen Mann mit Hakennase stehen, drehte sich nach Georg um und rief: »Ist er das?«
    »Natürlich ist das Friedrich III.«, bestätigte Georg und stapfte, ohne sie auch nur anzusehen, an den Büsten vorbei. »Kaum zu glauben, aber die haben hier sogar zwei davon …«
    Wagner ließ die Flamme zwischen zwei Köpfen hin und her wandern und jeder der beiden Friedrichs schien ihn spöttisch anzusehen.
    »Tatsache, zwei Mal Friedrich III.« Wagner erinnerte sich an das Geheimnis des Kaisers und schauderte.
    »Mehr und mehr missfällt mir dieser Ort …«, deklamierte Sina und marschierte stur weiter. Er zog Paul mit sich fort, während Nachtigall versuchte, den Anschluss nicht zu verlieren. »Und du hast vollkommen recht, diese Kaiserallee hier hat den Charakter einen Ahnengalerie. Die einzige Frau hier oben markiert den Bruch jener Linie, die zuletzt in Franz Joseph mündet.«
    »Wenn wir auf diesem Weg weiter den Hügel hinaufgehen«, rief ihnen Nachtigall aus einiger Entfernung nach, »dann kommen wir zu den drei Figuren, die Franz Joseph hier aufstellen ließ. Sie waren übrigens die einzigen.« Der Butler zögerte. »Nun, wahrscheinlich waren es in seinen Augen Helden.«
    Wagner war neugierig und spähte zwischen den dunklen Stämmen hindurch auf zwei Statuen, deren Konturen nur schwer zu erahnen waren. Der alte Mann stand wieder neben ihm und wies mit der ausgestreckten Hand auf einen Weg in die Finsternis.
    »Gleich da drüben, wo es zum neugotischen Kruzifix hinaufgeht, auf dessen Sockel sich ebenfalls Pargfrieders Buchstabenrätsel befindet, steht das Standbild von Franz Graf Lamberg, der 1848 von Aufständischen auf der Budapester Kettenbrücke gelyncht worden ist.«
    »Danke, ich bin mir inzwischen der Bedeutung der Grafen von Lamberg durchaus bewusst«, zischte Georg und fixierte den Butler, über dessen faltiges Gesicht das orangerote Licht der drei Fackeln tanzte.
    »Dann brauche ich Ihnen ja nichts mehr zu erklären.« Nachtigall beleuchtete die Statue des

Weitere Kostenlose Bücher