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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Obelisken auf der Hügelkuppe zueilte. Die goldene Figur an der Spitze glänzte im Mondlicht.
    »Nun, dieses Denkmal war illegal«, erklärte Nachtigall. »Nach der siegreichen Niederschlagung der bürgerlichen und nationalen Revolutionen im ganzen Kaiserreich hat der Reichsrat beschlossen, der Armee für ihren Einsatz 1848 und 1849 keine Denkmäler zu errichten. Für viele der im Reichsrat vertretenen Völker waren diese Männer keine Helden, sondern Massenmörder. Die Deputierten im Reichsrat setzten also die Notwendigkeiten eines beständigen Friedens über den Triumph eines kurzfristigen und brutalen Sieges.«
    »Ich verstehe«, überlegte Wagner. »Aus politischen Gründen durfte es damals keine offiziellen Denkmäler geben. Warum baut Pargfrieder dann dieses Monument? Offiziell wird niemand darüber glücklich gewesen sein. Wie kam er trotzdem mit dieser Aktion durch?«
    »Du kannst heute ja auch niemandem verbieten, Gartenzwerge in seinen Vorgarten zu stellen. Oder nur ganz bestimmte …« Sina trat nach einem Zapfen und blickte ihm hinterher, wie er gefolgt von Tschak in der Dunkelheit verschwand.
    Ein sichtlich indignierter Butler räusperte sich. »Herr Pargfrieder hat das Denkmal aus Eigenmitteln finanziert und auf seinem privaten Grund und Boden aufgestellt. Damit entzog er sich gewissermaßen der Verordnung. Er persönlich empfand den Beschluss als große Ungerechtigkeit, wo doch alleine das Heer Österreich gerettet hatte.« Dann murmelte er noch »Gartenzwerge …« und wandte sich zum Gehen.
    »Ja, so könnte man das schöner formulieren.« Sina grinste, wieder zufrieden mit sich und der Welt. »Nicht zu vergessen, dass die Armee nur mit den Lieferungen des Herrn Pargfrieder im Feld überleben hatte können. Somit hat er sich hier auch gleich selbst ein Denkmal gesetzt …«
    »Trotzdem wurde dieses illegale Denkmal offizieller Besitz der Armee, dann sogar der Republik.« Wagner wunderte sich. Dieser Heereslieferant wurde ihm immer unbegreiflicher.
    »Was würdest du machen, Paul?« Georg beäugte den Reporter schelmisch.
    »Keine Ahnung!« Der Reporter zuckte mit den Schultern. »Das Ding, das keiner haben will, verschenken?«
    »Exakt!« Sina verschoss noch einen Zapfen und Tschak apportierte begeistert.
    »Ja, Herr Pargfrieder hat dem Kaiser den Heldenberg zum Geschenk gemacht.« Nachtigall blickte Tschak hinterher. »Im Gegenzug für die großzügige Geste verlieh ihm Seine Majestät den Franz-Josephs-Orden.«
    »Wie bitte? Ein Privatmann setzte sich über Gesetze und Beschlüsse hinweg, brüskierte ganze Völker und bekam dafür noch einen Orden?« Der Reporter musste lachen.
    »Ja! Aber es kommt noch besser!«, rief Sina aus, dem einige der Einzelheiten wieder einfielen. »Erzählen Sie ihm doch vom Ritterschlag, Herr Nachtigall.«
    »Wie ich Ihnen ja schon im Schloss erzählt habe …«, begann der Butler bereitwillig, »wurde Radetzky hier neben Herrn Pargfrieder bestattet. Kaiser Franz Joseph wollte dem Retter des Reiches aber eine große Ehre zuteil werden lassen und hatte für ihn in der Kapuzinergruft einen Platz vorgesehen. Der greise Heerführer jedoch hielt Wort und ließ sich hier beerdigen, mit allen Ehren und in Anwesenheit des Kaisers. Denn Franz Joseph konnte sich, bei aller persönlichen Abneigung gegenüber Herrn Pargfrieder, diesem Anlass nicht entziehen. Er kam also angereist und wohnte der Zeremonie bei.«
    »Unglaublich!«, rief Paul aus. »Radetzky zieht es vor, neben einem bürgerlichen Heereslieferanten zu liegen, anstelle inmitten römischdeutscher Kaiser …«
    »Ja, das ist in der Tat unglaublich und Franz Joseph hat Pargfrieder aus tiefster Seele dafür gehasst.« Georg stand wieder neben ihm und lächelte schelmisch. »Zudem war es dem österreichischen Kaiser laut Hofzeremoniell verboten, das Grundstück eines Bürgerlichen zu betreten oder auch nur zu überqueren. Der Heldenberg gehörte ihm ja bereits, aber das Gut lag immer noch darum herum. Das war in der Tat ein Problem. Darum verlieh er dem provokanten Querkopf Pargfrieder die erbliche Ritterwürde, um bei Radetzkys Beerdigung dabei sein zu können. Alles andere hätten ihm die Österreicher nie verziehen.«
    »Na ja, das gibt die historischen Ereignisse ein wenig zu verkürzt wieder, aber so berichtet es zumindest die Legende«, brummte Nachtigall und forderte zum Weitergehen auf.
    Sie stiegen hinter dem alten Mann eine schmale, mit Nadeln und Zapfen übersäte Treppe hinauf und fanden sich überraschend

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