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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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er. Der Funkenflug in seinem Gesichtsfeld verebbte langsam. Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und ging dann langsam auf eine Tür zu, vor der eine grotesk verrenkte Leiche im schwarzen Tarnanzug lag. Valerie folgte ihm sichernd.
    Das Bild, das sich Berner bot, als er durch die Türe trat, war eine klassische Pattstellung. Drei weitere Tote mit schwarzen Skimasken lagen auf dem Boden. Eddys Leute standen mit erhobenen Händen an einer Seite des Zimmers, Burghardt in ihrer Mitte, der Berner mit nervösen Augen ansah und unmerklich den Kopf schüttelte. Berner steckte den Colt ein und hob die Hände, dann machte er ein paar Schritte in den Raum. Draußen vor den hohen Fenstern floss teilnahmslos der Donaustrom vorbei und ein Schlepper wälzte sich stampfend an der Schleuse vorbei. Ein Schiffshorn ertönte. Dann kam auch Goldmann herein und stellte sich neben Berner. Es herrschte angespannte Stille.
    Auf der anderen Seite des kleinen Raumes standen zwei Vermummte. Sie hielten Sissi und Berners Tochter fest. Die Spitzen der Fallschirmspringerdolche in ihren Händen drückten sich in die Kehlen der Geiseln. Die Blicke der Männer irrten ruhelos umher und verrieten ihre Panik.
    »Keiner rührt sich!«, keifte der eine, während der andere nur frenetisch nickte.
    Berner blickte in die weit aufgerissenen Augen seiner Enkelin. Dicke Tränen rannen über ihre Wangen. Sissi zitterte am ganzen Körper und unmenschliche, quietschende Laute drangen durch das Textilklebeband vor ihrem Mund. Der Kommissar schloss die Augen.
    Da zerriss das Klingeln eines Telefons die Stille und alle zuckten zusammen. Nur Valerie hob seelenruhig ihre Waffe und visierte einen der beiden Geiselnehmer an.
    »Los, heben Sie ab!«, befahl sie bestimmt. »Und passen Sie auf, was Sie sagen. Auf die Entfernung treffe ich Ihr Muttermal.«
    »Keine falsche Bewegung!«, kreischte der Maskierte und griff nach seinem Handy.
    Berners Tochter spürte, wie sich die Umklammerung löste. Sie warf ihrem Vater einen Hilfe suchenden Blick zu. Berner schüttelte den Kopf und deutete auf Sissi.
    Der Vermummte hörte aufmerksam der Stimme am anderen Ende der Leitung zu und nickte von Zeit zu Zeit. Schließlich legte er auf und ein triumphierender Ausdruck erschien in seinen Augen.
    »Die Bombe am Kinzerplatz ist explodiert. Früher als erwartet«, kicherte er erleichtert. »Eure Freunde sind erledigt. Sie sind mitten in unsere Falle getappt.« Er lachte hysterisch und verstärkte den Griff um sein Opfer. »Was wollt ihr jetzt machen? Gebt besser auf«, setzte er hinzu und deutete mit dem Kopf in Richtung Floridsdorf hinüber.
    Goldmann ließ ihre Waffe sinken, Berner schluckte schwer und Burghardt starrte mit Tränen in den Augen gebannt auf den hohen Kirchturm, der sich auf der anderen Seite der Donau im Dunst gegen den Horizont abzeichnete. Eine Rauchwolke stieg immer höher in den Himmel, während das leise Wimmern Sissis das einzige Geräusch im Raum war.
    Kinzerplatz, Wien-Floridsdorf/Österreich
    J ohann durchwühlte in der Kammer am Ende des Erdstollens die Scherben der Glasbehälter. »Wir haben Glück gehabt …«, stöhnte er. »Aber kein beständiges … Leider!«
    »Was ist los?«, brüllte Paul, dessen Ohren so klingelten, dass er sich kaum selbst verstand.
    »Das Senfgas ist außen verharzt«, antwortete Johann lauter. »Aber die Rinde ist äußerst instabil. Eine Kleinigkeit genügt, um sie zu zerstören. Und dann ist der Kampfstoff so aktiv wie vorher.«
    »Da rinnt etwas durch das Loch in der Decke, das die Bombe gerissen hat!«, schrie Georg herüber. »Es ist … Es ist … Whisky!?« Der Wissenschaftler schnüffelte nochmals verblüfft an seiner hohlen Hand.
    Johann hob erstaunt den Kopf. Als er wieder auf die Scherben und die noch intakten Glaskörper schaute, erstarrte er. Die roten Zahlen auf einem Display leuchteten ihm entgegen. »Da ist eine weitere Bombe«, flüsterte er, »sie haben an alles gedacht.« Die Zahlen zählten unerbittlich die Sekunden herunter.
    »Scheiße!«, entfuhr es ihm. »Ist da oben noch mehr von dem Fusel?«
    Sina winkte Paul zu sich, stemmte sich ächzend hoch und kletterte durch das Loch. »Ja, da ist ein Keller voller Fässer! Und da liegt ein toter Russe …«
    »Woher weißt du, dass es ein Russe ist?« Paul sah hoch zu Georg und schüttelte den Kopf.
    »Weil er eine Uniform der Roten Armee anhat. Komm und schau selbst.« Sina streckte seinen Arm aus und zog den Reporter hinauf.
    »Zerschlagt oder öffnet so

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