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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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führte.
    »Hat die Regierung keinen Lift?«, erkundigte sich Wagner beim Anblick der betonierten Treppen. »Da werden sich die Herren Minister aber die Maßschuhe beschädigen.«
    »Sehr witzig, Wagner.« Der Polizist bedeutete Paul, weiterzugehen. »Aber die komödiantische Ader wird Ihnen bald vergehen, verlassen Sie sich drauf.«
    »Bringen Sie uns ganz alleine nach oben?« Georg drehte sich nach dem Beamten um und blieb stehen. »Die Kollegen bleiben unten?«
    »Was geht dich das an? Die anderen kommen gleich nach.«
    »Aha!«, machte Georg, zog die Brauen zusammen und nickte Paul unmerklich zu.
    Nach einigen weiteren Stockwerken traten die drei Männer durch eine Brandschutztür in einen beleuchteten und gepflegten Gang.
    »Wow!« Paul sah sich um. »Heute bekommen wir echt was zu sehen. Ist das der Gang zum Bundespräsidentenamt, durch den damals die Regierung Schüssel unter den Demonstranten hindurch zum Amtsantritt geschlüpft ist?«
    »Ja!«, bestätigte der Polizist, dann platzte es aus ihm heraus: »Schön langsam reicht es mir mit dir, du Klugscheißer! Glaubst du, ich bin dein persönlicher Fremdenführer?« Er fuchtelte vor Wagners Nase mit der Glock herum.
    »Sie irren sich«, verkündete Sina ruhig hinter ihm. »Mir reicht es jetzt mit Ihnen …«
    Der Beamte wirbelte herum und Georg versetzte dem Uniformierten, ohne eine Miene zu verziehen, einen Handkantenschlag genau auf den Kehlkopf. Der Polizist riss die Augen auf, ließ die Waffe fallen und ein gurgelndes Geräusch entfuhr seinem weit aufgerissenen Mund. Sinas kräftige Hand packte ihn am Hinterkopf und dann raste das Knie des Wissenschaftlers auf sein Gesicht zu und schickte ihn zu Boden.
    »Perfekt.« Paul bückte sich, steckte die Glock ein und sah sich nach allen Seiten um. »Wir müssen weg hier, und zwar schnell!«
    Georg atmete durch. »Das mit der Pressekonferenz kann auch nur ein Vorwand gewesen sein, ich weiß. Aber wenn es tatsächlich eine gibt, dann geht es hier entlang, nehme ich an. Komm!« Er fesselte den Polizisten mit seinen eigenen Handschellen, richtete sich auf und ging rasch voraus. »Und du bist Journalist, der beste, also sind wir eingeladen, auch wenn wir nicht sehr präsentabel sind.«
    Wagner verpasste dem Uniformierten noch eine Ladung Pfefferspray und war dann mit wenigen Schritten an Sinas Seite.
    »Dem habe ich noch schnell den Tag verwürzt«, grinste der Reporter. »Hör mal, ich dachte, du bist ein Mann des Buches und der Wissenschaft? Was war das denn eben?«
    »Es gibt viele Bücher … und zu unterschiedlichsten historischen Themen …«, antwortete der Wissenschaftler gelassen und stieß die Tür zur Hofburg auf.
    Der Weg hinauf zu den Amtsräumen des Präsidenten war gesäumt von Sicherheitskräften, die alle Hände voll zu tun hatten, dem Ansturm einer Meute von drängelnden Reportern und Fotografen standzuhalten. Nach und nach trafen internationale Kamerateams und Fernsehjournalisten auf dem Ballhausplatz ein, die mit bereits laufenden Kameras in das obere Stockwerk drängten.
    »Das ist unser Ticket nach oben«, raunte Paul Georg zu, verstaute die Automatik in seinem Hosenbund und zückte seinen Presseausweis. »Vor laufenden Kameras können sie uns nicht verhaften. Bleib dicht bei mir, das ist mein Spielfeld.«
    Unter heftigem Einsatz seiner Ellenbogen verschwand Paul in der Traube stoßender und schreiender Reporter, die um den besten Platz kämpften. Georg bemühte sich so gut er konnte, den Anschluss nicht zu verpassen. Zielsicher strebte Wagner auf eine Brünette mit Pagenkopf und ORF-Mikrofon zu.
    »Servus, Karla!«, rief er ihr lächelnd zu. »Wenn du mich mit hinaufnimmst, hast du was gut bei mir.«
    Die Berichterstatterin musterte Wagner von oben nach unten und verzog angewidert die Nase. »Bist du unter einen Zug gekommen oder in einem Müllwagen eingeschlafen?« Sie fächelte sich Frischluft zu. »O mein Gott, der unwiderstehliche Paul Wagner riecht wie eine Flasche Fusel. Die Geschichte muss wirklich gut sein, Paul, verstehst du mich? Sonst kannst du sie dir behalten.«
    »Sie ist noch besser, Karla, glaub mir«, strahlte Wagner sie an.
    »Aber exklusiv, das ist dir auch klar?« Karla ließ nicht locker. So eine Gelegenheit gab es nicht oft.
    »Glasklar«, erwiderte Paul und zwinkerte ihr zu. »Aber mein Fotograf hier muss mit!« Ohne sich umzudrehen, griff der Reporter nach hinten und zog Sina am Arm neben sich.
    »Um Gottes willen, Paul, dein Umgang wird immer schlechter. Außerdem hat

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