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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Führung beantworten? Bist du bereit, dem tatenlosen Streiten der sogenannten Volksvertreter ein Ende zu machen und dem Chaos eine ordnende Kraft voranstellen, die aus einem Willen entscheidet und mit einer, einer klaren Stimme befiehlt?«
    »Was soll dieser Nonsens?«, rief Georg, ohne auch nur eine Sekunde über das Gehörte nachzudenken. »Wir leben in einer Demokratie und ich muss gestehen, ich fühle mich sehr wohl dabei.«
    Der Sprecher wischte Sinas Einwurf beiseite. »Alles, was über den Marktplatz eines griechischen Stadtstaates hinausgeht, ist ein Systemfehler!«, stieß er hervor. »Die Masse ist doch gar nicht in der Lage, über die Zukunft eines Staates zu entscheiden. Den gewöhnlichen Menschen fehlt der Überblick. Sie schreien alle ihre unsinnigen Meinungen durcheinander, und was dabei herauskommt, ist pures Chaos.«
    Georg lachte auf. »Und ihr reklamiert den totalen Durchblick natürlich für euch? Weil ihr die Ausbildung habt und selbstverständlich die nötige Leistung bringt? Die Demokratie wird nur auf den richtigen Grundlagen funktionieren. Bildung, Information, freie Meinung sind unbedingte Voraussetzungen für eine –«
    »Wofür, Bruder?«, unterbrach ihn der Mann neben ihm. »Wir haben in unserem Land alles, was für eine Republik notwendig wäre. Die Bildungseinrichtungen sind vorhanden. Es gibt öffentliche Bibliotheken, Pressefreiheit, Informationsseiten im Internet … Aber die Leute wollen davon nichts wissen. Zu schwer drücken die Sorgen des ganz alltäglichen Lebens auf ihre Schultern. Die Demokratie funktioniert nicht. Sehr viele Bürger wünschen sich ein Ende der endund ziellosen Debatten im Parlament. Sie wünschen sich wieder eine Regierung, die aus einem Mund spricht, die arbeitet statt streitet. Kurz: Sie wollen ein Vorbild, zu dem sie aufblicken und das sie wieder achten und lieben können. Die Menschen wollen geführt werden.«
    Georg ahnte, wo das hinzielte. »Führer? Um Gottes willen, nur keinen Führer mehr!«, rief er aus. »So wie es aussieht, hat auch der kleine Mann endlich begriffen, dass er von euch an der Nase herumgeführt wurde, und ist auf die Straße gegangen.«
    »Kardinal Mazarin hat damals gemeint, als man ihm die Spottlieder über eine neu eingeführte Steuer vorgelegt hatte: Lasst sie ruhig singen, solange sie nur zahlen …«, scherzte einer der Versammelten. Einige Maskierte lachten laut auf.
    »Ich finde Ihren Zynismus zum Kotzen«, knurrte Sina und ballte die Fäuste. Dann atmete er tief durch und fasste sich wieder. »Ich weiß jetzt, warum Sie mich zu dieser Soiree eingeladen haben, meine Herren. Aber Sie täuschen sich in mir. Ich gebe zu, wenn Sie mir dieselben Fragen vor fünfzehn oder zwanzig Jahren gestellt hätten, ich hätte jeden ihrer Punkte bejaht. Aber diesen Sina gibt es nicht mehr. Zum Glück, man muss im Leben auch lernen können. Etwas, das Sie anscheinend nicht getan haben!« Georg schaute in die Runde. »Ich bin nicht Historiker geworden, um den Träumen von einer guten, alten Zeit nachzuhängen oder den mystischen Urzustand einer vergangenen Glorie wieder aufzurichten. Ich habe Geschichte studiert und lehre sie, um die Gegenwart zu begreifen und zu verhindern, dass wir dieselben Fehler wiederholen, die sich schon einmal als Katastrophe erwiesen haben!«
    »Du lehnst es also ab, unsere gerechte Sache zu unterstützen?« Die Maskierten erhoben sich.
    »Welche gerechte Sache?«, antwortete Sina unbeeindruckt. »Soll das eine Drohung sein? Dann ist sie zahnlos. Und wenn Sie mir für den Besuch dieses erotischen Abends eine Rechnung stellen wollen, dann nur zu. Was bin ich schuldig?«
    Bei diesen Worten zog Georg seine Geldbörse aus der Hosentasche und hielt sie hoch.
    Der Mann neben ihm winkte ab. »Nichts, Bruder. Unsere Gäste bezahlen mit ihren Kontakten und Verbindungen, mit Unterstützung und Vernetzung, mit Hilfe und Beistand. Natürlich hilft das kompromittierende Material, das unsere Überwachungskameras aufzeichnen, manchmal nach, in besonders hartnäckigen Fällen.«
    Der Maskierte lachte und trat dann einen Schritt nach vorne. »Aber das werden wir in deinem Fall sicher nicht brauchen, Bruder, oder doch?«
    »Damit würden Sie bei mir gar nichts erreichen«, gab Georg zurück, »haben Sie es schon vergessen? Ich bin Single und mein Ruf ist sowieso bereits sehr strapaziert. Ein paar Videos mehr oder weniger …«
    Eine »Stumme« trat aus dem Schatten und ging ans andere Ende des Raumes, wo sie eine Tür öffnete, die

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