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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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alle Unterlagen sowie den PC Ihres Vaters mitnehmen. Sie bekommen natürlich alles so schnell wie möglich wieder zurück«, beendete Hauptkommissar Nachtigall das Gespräch.
    Der Sohn zuckte gleichgültig mit den Schultern und setzte eine trotzige Miene auf.
    »Sie tun doch ohnehin, was Sie wollen, oder? Der einfache Bürger ist dieser Willkür völlig hilflos ausgeliefert.«
     
    Er begleitete die beiden Ermittler bis zur versiegelten Bürotür und ließ sie dort mit dem Hinweis zurück, er müsse nach seiner Mutter sehen. Nachtigall erbrach das Siegel und öffnete die Tür.
    »Es kommt mir nicht so vor, als sei das Opfer bei seiner Familie sehr beliebt gewesen. Du liebe Zeit!«, stöhnte Skorubski. »Im Grunde sind die alle verdächtig.«
    »Ja – ist dir auch aufgefallen, wie die Hände des Jungen zitterten, als er die Tastatur bediente? Nach außen gibt er sich relativ gefasst, aber irgendetwas tobt in seinem Innern. Ich könnte schwören, es ist nicht der Tod seines Vaters, der ihn so mitnimmt. Vielleicht erfahren wir nachher von seinem Bruder etwas darüber.«
    In dem fremden Büro kamen sich die beiden vor wie Eindringlinge. Nachtigall begann zögerlich, einen der Ordner auf dem Schreibtisch durchzublättern. Skorubski las die Rückenetiketten der Ordner im Regal.
    Peter Nachtigall hatte die Postmappe der Spedition vor sich. Alle Schreiben waren ausschließlich mit Belangen der Firma befasst. Kostenvoranschläge für Umzüge wurden angefordert, eine Beschwerde wegen eines beim Transport beschädigten Schreibtischs lag darunter und ein Einkaufszentrum wollte einen Termin für einen Waschmaschinentransport zu einem Kunden im südlichen Stadtgebiet. Normale Geschäftspost, Nachtigall seufzte, unspektakulär.
    Er sah sich gründlich in dem fast quadratischen, hellen Raum um. An der Wand links vom Schreibtisch hing ein großer Kalender.
    »Wenn die Markierungen hier Termine der Spedition sind, kann ich gut verstehen, dass sich der Senior Sorgen um seine Firma macht und das ›Aus‹ befürchtet«, meinte Skorubski und wies auf die wenigen bunten Eintragungen.
    Nachtigall runzelte die Stirn.
    »Wir werden mit der Hausbank Kontakt aufnehmen müssen. Die werden wohl die sichersten Angaben zu diesem Punkt machen können. Der Senior hat sicher gewusst, wie es um den Familienbetrieb steht, den er durch schwere Zeiten gerettet hat.«
    Albrecht Skorubski warf seinem Freund einen entsetzten Blick zu.
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, der Senior könnte seinen Sohn erstochen haben, um die Firma zu retten?«
    »Das wird sich zeigen. Du hast doch gestern ohne Zögern glauben können, der Sohn habe den Vater getötet – das funktioniert genauso gut umgekehrt.«

8
    Eine überschaubare, blaugrün wogende Menge hatte sich am Schinkelturm eingangs der Fußgängerzone versammelt.
    Viele Passanten blieben stehen, drückten sich mit dem Rücken an die Schaufenster der Geschäfte und warteten gespannt ab, was nun geschehen sollte. Mehrere Streifenwagen bogen unauffällig in die Burgstraße ein und die Besatzungen hielten sich bereit, eventuelle Auseinandersetzungen beenden zu können.
    Wie auf ein geheimes Kommando wurden plötzlich die Transparente entrollt.
    Kinder weg vom Computer!
    Keine Ballerspiele!
    Gameboy und Co – ab ins Klo!
    Schau hin, was dein Kind spielt!
    Eine Gruppe Jugendlicher bog durch das Tor gegenüber der Schlosskirche in die Spremberger Straße ein. Provoziert durch die Plakate nahmen sie sofort eine drohende Haltung ein und bewegten sich steifbeinig auf die Mind Watchers zu. Der Größte, mit kurzen, blondierten Haaren und einer wenig dekorativen Narbe quer über die linke Wange, rief der blauen Versammlung zu:
    »Ey – Ihr habt se wohl nicht mehr alle, wa? Ihr müsst ja total bescheuert sein! So was wie euch müsste man einfach von der Straße hauen!«
    Der Jubel seiner Anhänger bestärkte ihn.
    Mit gespreizten Beinen, die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt, baute er sich vor den Laguneblauen auf und signalisierte seine Bereitschaft zum Kampf. Seine Freunde schoben sich dicht hinter ihm zusammen und setzten ebenfalls entschlossene Mienen auf.
    »Deine Sprache entspricht schon der eines Ballerspiels. Die Straße ist für alle da. Jeder darf hier seine Meinung öffentlich vertreten«, entgegnete einer aus der Gruppe der Demonstranten.
    »Wen interessiert schon eure Meinung? Die ist uns scheißegal!«, höhnte der Blonde, hinter dem die Gruppe Jugendlicher mit einem Mal stark angewachsen

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