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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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hier.« Dr. Pankratz hielt Nachtigall eine Art angespitzten Schraubendreher hin. »Ein Vorstecher. Dieses Werkzeug wurde dem Opfer mit großer Kraft nahezu waagerecht durch den Oberkörper gestoßen. Er war nicht sofort tot, aber konnte wohl nicht mehr auf seine Situation aufmerksam machen. Am Tatort fand sich sehr viel Blut. Das spricht eher für verbluten«, erklärte Dr. Pankratz.
    Dabei trat er an den Edelstahltisch heran und nötigte die beiden Ermittler es ihm gleichzutun. »Der Vorstecher hat das Herz vollständig durchbohrt. Um das zu erreichen, musste der Täter die Waffe bis zum Anschlag in den Körper des Opfers rammen. Am Rücken findet sich, trotz der Polsterung durch Jackett und Hemd, eine livide Abdruckmarke. Möchten Sie die vielleicht sehen?«, er schickte sich an, den Körper anzuheben, doch Nachtigall wehrte hastig mit beiden Händen ab.
    Der Gerichtsmediziner lächelte nachsichtig.
    »Ich vergesse immer, dass Sie auf Mord und Totschlag gerne etwas hypersensibel reagieren. Ist aber schließlich kein Fehler!«
    »Das sehe ich auch so«, reagierte Peter Nachtigall leicht gekränkt.
    Aus Erfahrung wusste er, wie seine emotionale Reaktion von vielen Kollegen ausgelegt wurde: als Schwäche. Er selbst dagegen war der Auffassung, sein Denken würde dadurch um eine ganze Dimension erweitert.
    Misstrauisch warf er Dr. Pankratz einen raschen Seitenblick zu, doch der war längst wieder völlig von dem leblosen Körper in Anspruch genommen.
    »Sie wissen schon, um wen es sich handelt, nicht?«
    »Ja, Hans-Jürgen Mehring. Er war der Besitzer einer kleinen Spedition in Kahren«, steuerte Skorubski bei und fügte, als er den ratlosen Blick des Rechtsmediziners registrierte, hinzu, »wenn Sie Richtung Autobahn fahren, im Süden, geht es links ab nach Kahren. 15 Minuten mit dem Auto – wenn die Schranke unten ist, länger.«
    »Nur der Vater des Opfers hielt seinen Sohn für schwierig und konnte sich vorstellen, dass es anderen auch so ging und einer ihn dann schlussendlich ermordet hat. Allerdings hatten Vater und Sohn ein stark belastetes Verhältnis. Die Söhne sehen kein zwingendes Motiv für die Tat und sie können sich auch niemanden vorstellen, der ihrem Vater so etwas antun könnte.« Nachtigall zuckte mit den Schultern. »Aber vielleicht verraten sie es nur auch noch nicht. Übrigens, haben Sie schon von den Mind Watchers gehört?«
    Dr. Pankratz grunzte zustimmend. »Gab ja schon Tumulte ihretwegen.«
    »Der älteste Sohn ist eines der Gründungsmitglieder dieser neuen Bewegung.«
    »Na, das ist ja spannend. Glauben Sie, es war eine ideologisch motivierte Tat?«, fragte er dann interessiert.
    Peter Nachtigall schüttelte vage den Kopf.
    »Ehrlich gesagt haben wir noch keinen konkreten Ermittlungsansatz.«
    »Ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein gewaltverabscheuender Vegetarier einen Mord an einem Mitgeschöpf begeht?«
    Der Kriminalhauptkommissar starrte den Gerichtsmediziner einen Moment lang sprachlos an.
    »Ein Scherz, Herr Nachtigall! Wir wissen doch am besten, wozu Menschen in der Lage sind: Fleischfresser, Instinktos, Vegetarier, Veganer und was auch immer.«
    »Können Sie mir etwas über den Täter verraten?«, rettete Nachtigall sich auf sichereres Terrain.
    »Wahrscheinlich war er ungefähr so groß wie das Opfer selbst – oder ein wenig größer. Sonst hätte er auf den Sitz klettern müssen, um den Stich so zu setzen, und das wäre wohl aufgefallen. Seine Arme sind kräftig – denn er hat sein Opfer mit einer Hand an der Schulter gehalten, als er zustach. Ansonsten wäre der Körper vornüber gestürzt und auch das wäre jemandem aufgefallen. Außerdem muss es jemand gewesen sein, der verzweifelt genug war, dieses hohe Risiko einzugehen. Es hätte so viel schiefgehen können. Stellen Sie sich vor, das Opfer wäre nicht sofort ruhig zusammengesunken, sondern hätte sich schreiend losgerissen – oder der Vorstecher wäre entdeckt worden. Dazu sind die Einlasskontrollen ja eigentlich da, nicht wahr? Der ganze Plan wäre dann gescheitert.«
    »Verzweifelt – hmmm. Das bedeutet doch, der Täter schwebte selbst in irgendeiner Gefahr oder steckte in einer Zwangslage? Er fürchtete Entdeckung, Enterbung, die Aufdeckung eines Geheimnisses?«
    »Hass«, warf Albrecht Skorubski unerwartet ein.
    »Ja, wenn der Hass groß genug ist, steigt die Risikobereitschaft«, stimmte Dr. Pankratz mit schiefem Lächeln zu. »Ein ausgesprochen klassisches Motiv. Darüberhinaus kann ich über das Opfer folgende

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