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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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hat er sie geschlagen, als sie klein waren. Wer weiß. Und später – die beiden Söhne haben sich ja auch nicht verstanden. Jeder ein Einzelkämpfer.«
    »Meinst du, er hat seine Frau geschlagen?«
    »Wir haben keinen Grund, so etwas anzunehmen. Nur weil der Sohn nebulöse Andeutungen gemacht hat, muss das nichts bedeuten. Wir werden sie wohl selbst fragen müssen.«
    »Seltsame Familie, findest du nicht?«
    »Sind nicht alle Familien ein bisschen seltsam?«, fragte Nachtigall zurück. »Vielleicht sind unsere Vorstellungen von Familie falsch – hier wird umsorgt, bemuttert, betrogen, gelogen, geschlagen, gekuschelt, hintergangen, ausgetrickst, ans Messer geliefert, es gibt Neid, Hass, Liebe, Glück – wie überall sonst im wahren Leben auch.«
    Dem konnte Albrecht Skorubski nicht widersprechen.

16
    »Was haben wir?«
    Nachtigall sah Michael Wiener an. »Du wolltest doch den Mörder finden?«
    »Ja, hab ich au. Vor fünf Minute ischt er mir ins Netz g’gange.« Er legte ein Video ein und startete die Wiedergabe. »Ich kann euch zeigen, wer den Mord begangen hat, allerdings hilft es uns keinen Schritt weiter«, seufzte er dann.
    Skorubski warf seinem Freund Peter Nachtigall einen überraschten Blick zu. So wie er es vorausgesagt hatte: ›Wir werden Mord und Mörder sehen und dadurch keinen Schritt weiterkommen!‹ Peter Nachtigall und sein Bauchgefühl!
    Wiener legte einige Abzüge auf den Tisch. »Hier, die habe ich anfertigen lassen. Seht ihr, was ich meine?«
    Er wies zum Bildschirm. »Der Typ hinter Mehring springt genau wie alle anderen auf, als der Schieri den Elfmeter gibt. Sekunden nach dem Tor lassen sich alle wieder auf ihre Sitze fallen. In dem Moment geschieht der Mord!« Er stoppte das Band.
    Peter Nachtigall hielt eines der Fotos unter die Schreibtischlampe und kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, was partout nicht zu sehen war. Im Vordergrund stand das Opfer, die Arme in den Himmel geworfen, die Augen weit aufgerissen, den Mund zum Schrei geöffnet. Jubelschrei oder Todesentsetzen? Auch wenn er noch so intensiv hinsah, konnte er sich nicht festlegen. Die Person hinter Hans-Jürgen Mehring trug unter einer dunklen Jacke ein Sweatshirt mit Kapuze, die sie über den Kopf gezogen hatte. Wie die schwarzen Reiter bei Tolkien, dachte Nachtigall, bei denen konnte man auch nie das Gesicht erkennen. Unter der aufgeblasen wirkenden Daunenjacke war die Statur des Trägers nicht einmal zu erahnen, die Kapuze verbarg Frisur, Haarfarbe und Gesicht in perfekter Weise. Ja, sie konnten nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
    »Der Vermummte ist der Einzige, der bei dem großen Jubel nicht die Arme hochgerissen hat«, stellte Michael Wiener fest, »deshalb ist er mir glei aufg’falle. Und wenn du richtig hinguckst, glaubst du, du kannst seine Hand auf der Schulter des Opfers erkenne. Da, der hellere Fleck!«
    »Gute Arbeit. Leider kann man tatsächlich nichts Verwertbares erkennen«, enttäuscht legte der Hauptkommissar das Bild auf den Tisch zurück.
    »Immerhin wissen wir jetzt, wann er ermordet wurde.« Der junge Ermittler ließ sich nicht so schnell entmutigen. »Auf de nächste Bilder sitz er scho so vornübergebeut da wie er gefunde wore isch. Und wir sehe den Täter auf ein paar anderen Sequenze noch mal – aber der behält konsequent die Kapuze auf. Vielleicht könnt die Technik das für uns aufarbeite, sodass man das Gesicht wenigstens erahne kann.« Er ließ das Video weiterlaufen. »Hier verlässt er gerade die Tribüne …«
    »Hm. Nein, das wird uns nicht helfen. Auf mich wirkt die Person wie ein junger Mann. Er bewegt sich seltsam, findet ihr nicht? Als wüsste er nicht sicher, wie viel Platz er braucht. Bei meinem Maik war das auch so.« Skorubski hatte sich weit vornübergebeugt und ließ den Täter nicht aus den Augen.
    »So früh sollten wir uns nicht festlegen, Albrecht. Es gibt auch viele Frauen im Umfeld des Opfers, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen«, Nachtigall zog die Liste hervor, die Rolf Bartel für ihn zusammengestellt hatte. »Michael, das wird dich entschädigen für die Büroarbeit: Lauter Teufelinnen, die sich mit dir unterhalten werden!«
    »Na prima, Michael Wiener auf dem Weg zur Hölle. Ist das der Karnevalsverein?«
    Sie fassten die Gespräche mit Rolf Bartel und Paul Mehring kurz zusammen.
    »Da ist wohl noch einiges unter der Decke. Ich werde also morgen die Damen befragen«, meinte er dann und

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