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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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blonde Lockenpracht neu, bevor er es mit einem geübten Schwung wieder aufsetzte. Skorubski schätzte den Mann auf Mitte 30, er hatte einen ziemlichen Bauch und sein knallrotes T-Shirt zierte auf dem breiten Rücken die Nummer eins.
    »Och, das würde ich nicht sagen. Er war bekannt und spendete auch immer mal – aber er hat weder den Kontakt zu den anderen Fans gesucht noch sich um irgendeinen Posten bemüht.«
    »Und wie war er sonst?«
    »Er war Speditionseigentümer. Warten Sie mal – ich glaube so richtig aktiv war der in so einem Karnevalsverein. Hei - Martin!«, grölte er dann plötzlich los, »Martin, komm doch mal rüber! Der Typ hier ist von der Kripo und will was über den Mehring wissen. Mit dem hast du dich öfter mal unterhalten, oder?«
    Der Angesprochene drehte sich widerstrebend um. Er war etwa einen Meter sechzig groß und sein riesiger Kopf ruhte auf einem viel zu dünnen Hals. Aus braunen Augen musterte er Albrecht Skorubski so kritisch, dass dieser rasch seinen Ausweis zückte und Martin hinhielt.
    »Ist schon besser so – man liest ja so viel über falsche Polizisten in der Zeitung.«
    »Ach komm, Martin. Das ist Jahre her – und das war in Polen auf der Autobahn. Man kann’s auch übertreiben mit der Vorsicht!«, rief ein junger Mann aus einer Gruppe, die etwas weiter links am Zaun stand.
    »Was weißt du denn schon vom Leben, du Dreikäsehoch!«, gab Martin zurück, was ihm lautes Gelächter eintrug, denn der junge Rufer überragte Martin um mindestens 25 Zentimeter.
    »Kommen Sie«, forderte er Skorubski dann auf, »suchen wir uns eine ruhigere Ecke.«
    Der kleine Mann dirigierte Skorubski zu einer Bank in der Nähe und lud ihn ein, neben ihm Platz zu nehmen. Martin nahm das rote Basecap ab und zeigte eine ebenso glänzende, von einem geschorenen Haarkranz eingerahmte Glatze, wie auch Skorubski eine hatte.
    »Lange Haare verkürzen den Körper optisch«, gackerte der Fan und sein Gesicht wurde von unzähligen Lachfalten durchzogen, die es sehr sympathisch wirken ließen.
    »Sie wollen über Mehring Informationen einholen?«
    »Ja. Je mehr wir über das Opfer wissen, desto schneller können wir den Täter dingfest machen.«
    »Aber vom Verein war’s bestimmt keiner. Der Mehring war am Verein selber nicht wirklich interessiert. Er hat die Jungs gerne spielen sehen, kam sogar manchmal, um ihnen beim Training zuzusehen. Aber vom ›einfachen Fußballfan‹ hat er sich lieber ferngehalten. Wir waren nicht seine Welt – wohl zu primitiv für seinen Geschmack«, Martin spuckte den letzten Satz förmlich auf den Boden.
    »Er war sich zu fein dazu. Das hat sie gekränkt?«
    »Immer, wenn es was zu feiern gab, hat er mit den ›Edlen‹ angestoßen. Mit Sekt natürlich. Aber selbst zu denen hat er keinen engen Kontakt gehalten – vielleicht war denen ein Speditionsunternehmer zu primitiv.« Wieder gackerte er laut über seinen Witz.
    »Mehring hat ab und an gespendet?«, fragte Skorubski nach und dachte dabei an die finanzielle Krise der Spedition. Wie hatte sich Mehring das überhaupt leisten können?
    »Es ging immer nur ums Geld. Er hat hier und da gespendet und so blieben die ›Freundschaften‹ erhalten, was sich dann wieder für ihn bezahlt gemacht hat.« Martins kurze, kräftige Beine schaukelten in der Luft hin und her. »Aber in der letzten Zeit war er wohl etwas sparsamer. Wahrscheinlich lief sein Laden nicht mehr so gut. Ich hab da vor ein paar Tagen so was läuten hören. Buschfunk – Sie verstehen schon.« Er grinste Skorubski an und zwinkerte mit dem linken Auge.
    »Immerhin wurde er hier im Stadion erstochen. Gibt es jemanden, der ihn gehasst hat?«
    »Genau weiß ich das selbstverständlich nicht. Der Mehring war ein komischer Vogel. Aber um jemanden zu hassen, muss man doch ernsthaft Kontakt zu ihm haben – und der Mehring hat keinen an sich rangelassen, echt keinen!«

22
    Peter Nachtigall parkte den Wagen auf dem Hof. Die beiden LKW standen unverändert dort, nur einer der Kleintransporter fehlte. Auf sein Klingeln erfolgte keine Reaktion und so beschloss er, ums Haus herumzugehen. Vielleicht saß Frau Mehring auf der Terrasse und hatte die Türglocke nicht gehört. Hoffentlich gibt es hier keinen scharfen Wachhund, dachte er bei sich, denn er hatte schon häufig schlechte Erfahrungen mit übereifrigen Familienbeschützern gemacht, und sah sich beunruhigt nach einer Hundehütte oder einem Zwinger um. Dann fiel ihm ein, dass der Hund spätestens beim Klingeln angeschlagen

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