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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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gegangen?«
    »Wir gehen nicht ins Kino. Wenn wir unser Geld dafür aus dem Fenster werfen würden, könnten wir den Kredit nie zurückzahlen. Wir haben doch einen Fernseher. Außerdem gibt es ohnehin keine Filme mehr, in die es sich zu gehen lohnt.«
    »Was haben Sie denn zum Beispiel an den Wochenenden gemeinsam unternommen?«
    »Am Wochenende war entweder Fußball oder Karneval angesagt. Oder beides. Er ging zu seinen Vereinen und wenn er zurück war, haben wir gegessen. Manchmal haben wir uns im Sommer hier auf die Schaukel gesetzt – im Winter ins Wohnzimmer.«
    Peter Nachtigall schauderte bei der Erinnerung an den dunklen, unwohnlichen Raum. Er konnte sich kaum vorstellen, dass dort zu sitzen der Höhepunkt des Tages für das Ehepaar gewesen sein sollte. Wo blieb denn da die Freude?
    Sein Handy vibrierte. Er entschuldigte sich und nahm das Gespräch an.
    »Michael hier. Also ich war jetzt bei ein paar von den Teufelsfrauen – und die haben mir letztlich übereinstimmend erzählt, der Mehring sei ein Schwein gewesen. Es sieht so aus, als habe man sich den Platz in der ersten Reihe beim Tanz durch Sex erkaufen müssen. Das wäre ein richtig schönes Tatmotiv für die Ehefrau, oder? Und natürlich auch für die betrogenen Ehepartner. Unsere Liste der Tatverdächtigen wird immer länger.«
    »Danke, Michael. Wir treffen uns nachher im Büro. Finde doch schon einmal heraus, wie viele Männer davon betroffen wären. Nicht nur Ehemänner, frag auch nach Freunden, verletzten Vätern oder Brüdern. Und denk an den Termin bei der Hausbank.«
    Ein bisschen verlegen schob er das Mobiltelefon in die Tasche zurück.
    »Was machen Sie denn schon wieder bei uns!«, rief Markus Mehring, der durch die Terrassentür in den Garten getreten war und nun mit raumgreifenden Schritten auf Nachtigall zukam.
    »Guten Tag!« Nachtigall richtete sich zu voller Größe auf, was den anderen etwas zurückhaltender werden ließ. Der Hauptkommissar war immer wieder erstaunt über diesen Effekt – er war schließlich nur groß – sein Gesicht war freundlich und offen, die Haare lang und zum Zopf gebunden. Eigentlich hatte er nie den Eindruck, jemand könnte ihn für latent brutal halten.
    »Sei nicht so unfreundlich, Markus«, wies Frau Mehring ihren Sohn schwach zurecht, »Herr Nachtigall war hier, um sich nach der Rattenplage von vor zwei Jahren zu erkundigen.«
    »Wie kommen Sie nun ausgerechnet auf die Ratten? Ein militanter Tierschützer als Mörder meines Vaters!«, höhnte der junge Mann.
    »Nein – in diese Richtung gehen unsere Überlegungen nicht. Wir haben ...«
    »Ach!«, unterbrach Markus den Ermittler, »wenn dem nicht so ist, warum interessiert sich die Polizei dann für die Nager?«
    »Weil der Gerichtsmediziner bei der Obduktion Ihres Vaters Rattengift in seinem Körper festgestellt hat.«
    Frau Mehring stieß einen spitzen Schrei aus und schlug sich die Hände vor den Mund. Markus starrte Nachtigall verblüfft an.
    »Rattengift?«, keuchte er dann. »Jemand hat ihn vergiftet?«
    »Ja, ganz offensichtlich!«
    »Aber«, der Sohn schluckte, »aber das ist unmöglich. Seit dieser Salmonellengeschichte hatte mein Vater hysterische Angst davor, aus Versehen etwas Verdorbenes zu essen. Er suchte immer alles auf Schimmel ab, behielt die Frischhaltedaten im Auge, besonders bei den Eiern und bei Mayonnaisen. Außerdem vertrug er unglaublich viele Dinge nicht. Er aß eigentlich nur zu Hause.«
    Peter Nachtigall fragte sich, ob der junge Mann tatsächlich nicht merkte, wie stark er mit dieser Aussage seine eigene Familie, besonders seine Mutter, belastete.
    »Gab es irgendwelche Nahrungsmittel, die ausschließlich von Ihrem Vater gegessen wurden?«
    »Mein Vater kaufte alles selbst ein. Daher hatten wir die Dinge immer im Haus, die er besonders mochte. Er hat eine ganz bestimmte Sorte Chips gegessen und eine Marmelade, die außer ihm keiner hier mochte. Meinen Sie, das Gift war schon drin, als er die Sachen im Supermarkt gekauft hat? Gibt es denn noch andere Fälle von Vergiftungen in der Stadt?«
    »Von anderen Vergiftungsfällen ist mir nichts bekannt. Haben Sie noch Reste der Chips und der Marmelade? Ich würde das gerne überprüfen lassen.«
    »Sie glauben nicht, dass er giftige Chips gekauft hat. Sie glauben, wir haben ihn umgebracht, oder?«, mischte sich Frau Mehring mit trauriger Stimme ein. »Sie würden nicht so intensiv im Schuppen gesucht haben, wenn Sie nicht annähmen, die Hausfrau habe dabei ihre Finger im Spiel

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