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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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kann man über kleinere Schwächen schon hinwegsehen.«
    Der Hauptkommissar rief sich das Gespräch mit Paul Mehring ins Gedächtnis. Das hatte nicht gerade nach einer glücklichen Beziehung oder liebevollem Umgang zwischen den Eltern geklungen.
    »Paul meinte, Ihr Mann habe seinen Ärger über die Söhne manchmal an Ihnen ausgelassen.«
    »So, meint er das? Ach, was weiß denn so ein Kind? Mein Mann war aufbrausend, ja, aber seine Haltung war doch verständlich. Ich verbrachte die meiste Zeit mit den Kindern, während er arbeitete. Wenn sie sich daneben benahmen, dann nur, weil ich einen Fehler bei ihrer Erziehung gemacht hatte. Da war es nur recht und billig, mich zur Rechenschaft zu ziehen.«
    Nachtigall warf ihr einen prüfenden Blick zu. Doch sie schien die Worte wirklich ernst gemeint zu haben, sie versuchte nicht, ihm die Rolle der verständnisvollen, duldsamen Ehefrau vorzuspielen. Er wusste, nicht viele Frauen aus seinem Umfeld würden sich dieser Auffassung anschließen wollen.
    »Ihr Sohn meinte, manchmal wäre es Ihnen unmöglich gewesen, Ihrem Mann überhaupt etwas recht zu machen.«
    »Ja. Das ist wahr. Aber das ging vorüber.«
    Das Team der Spurensicherung war inzwischen eingetroffen und machte sich an der Tür zum Schuppen zu schaffen.
    »Was hoffen Sie dort zu finden? Rasenmäher und Gartenschere können doch nicht derart interessant für Sie sein, dass Sie gleich ein Team kommen lassen, um die Verriegelung aufzubrechen.«
    »Hatten Sie je Ärger mit Ratten?«
    »Ratten?«, sie überlegte ernsthaft und fuhr derweil mit dem Finger das Muster der Polsterung nach. Sie fühlt sich verloren ohne ihren Mann, da hat der Schwiegervater wohl recht gehabt, stellte Nachtigall fest, Streichler sind einsame Menschen.
    »Ratten – ja. Aber das muss schon ungefähr zwei, drei Jahre her sein. Da gab es in der ganzen Stadt und auch hier bei uns auf dem Land eine regelrechte Rattenplage. Ich weiß noch, wie die Presse die Bevölkerung vor den Ködern gewarnt hat. Mein Mann war sehr besorgt – nach der Sache mit dem Pflegeheim war er vorsichtig geworden. Sie wissen doch davon, nicht wahr?«
    »Die Salmonellenvergiftungen durch die zu warm gelagerten Lebensmittel? Ja. Das wissen wir schon.«
    »Er hatte nur Angst, wenn jemand auf unserem Hof Ratten entdecken würde, käme es wieder zu solch einer Katastrophe – schließlich werden hier auch Lebensmitteltransporter abgestellt.«
    »Haben Sie etwas gegen die Tiere unternommen?«
    »Ja, selbstverständlich. Wir haben einen professionellen Schädlingsbekämpfer engagiert. Einen echten Rattenfänger. Der hat hier an ihm sinnvoll erscheinenden Plätzen Köder ausgelegt. Ist ja bei uns kein Problem, wir haben keine Haustiere. Hans-Jürgen duldete grundsätzlich keine unnützen Fresser in seinem Haus. Nur die Nachbarn haben wir informiert, wegen der Katzen.«
    »Wissen Sie noch, wie die Bekämpfungsfirma hieß?«
    »Nein, nicht genau. Rattex vielleicht - jedenfalls in der Art. Aber Sie haben doch alle Geschäftsunterlagen konfisziert. Da müssten sich auch die Rechnung und der Zahlungsbeleg befinden.«
    Sie starrte wieder vor sich hin, als habe sie mit diesem langen Wortwechsel alle Energiereserven aufgebraucht.
    Erst als ein Mitarbeiter der Spurensicherung Nachtigall darüber informierte, man sei mit der Arbeit fertig, sah sie wieder auf.
    Die beiden Männer entfernten sich ein Stück von der Hollywoodschaukel und der Hauptkommissar erhielt einen knappen Bericht. Nachtigall erfuhr, an den Scharnieren sei nicht geschraubt worden, alle zeigten den gleichen unbeschädigten Rostüberzug. Schloss und Riegel waren unbeschädigt und auf den ersten Blick ließ sich nichts aus dem Schuppen eindeutig als Rattengift identifizieren. Proben waren genommen worden, doch die Analyse würde ein paar Tage dauern.
    »Ist Ihr Sohn jetzt auch zu Hause?«, fragte er Frau Mehring.
    »Nein. Der organisiert die Beerdigung seines Vaters.«
    »Kann ich vielleicht eine Freundin von Ihnen anrufen? Wenn ich jetzt gehe, sind Sie ganz allein.«
    »Es macht mir nichts aus, allein zu sein – ich bin es gewohnt. Es gibt auch keine Freundin, die man anrufen könnte. Mein Mann hielt nichts von diesen Beziehungen, die stets unnötig Zeit rauben und in denen man ohnehin nur ausgenutzt wird. Er meinte, am besten beschränke man sich auf die Familie.«
    Betreten schwieg Nachtigall und setzte sich wieder auf den Gartenstuhl. War Mehring ein Tyrann gewesen?
    »Und wenn Sie ins Kino wollten, mit wem sind Sie dann

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