Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
Reihe tanzen wollten, erpresst hat. Sexuelle Nötigung nennt man den Straftatbestand, sexueller Missbrauch war vielleicht auch dabei. Haben Sie davon gewusst, Herr Bartel?«
    »Nein! Dann wäre ich doch sofort gegen ihn vorgegangen. Wenn so etwas rauskommt – das ist doch das Ende für einen so kleinen Verein!«, versicherte er vehement.
    »Ich rate Ihnen, das gut im Gedächtnis zu behalten: Wir werden ab sofort ein Auge auf die ›drei goldenen Haare‹ haben«, stellte Nachtigall mit drohendem Unterton klar. Hektisch nickte Rolf Bartel und stand auf.
    »Ich habe noch ein paar Sachen in der Schule zu erledigen.«
    »Ja, Herr Wiener wird Sie zurückbringen«, verfügte der Hauptkommissar und Rolf Bartel hielt es für besser, nicht mit ihm zu diskutieren.
     
    »Wo warst du denn heute Morgen?«, fragte Skorubski, als sich die Tür hinter Michael Wiener und seinem Begleiter geschlossen hatte.
    »Ich war in meinem Wagen eingeschlafen. Bin ich froh, dass ich damals beim Kauf großen Wert auf Bequemlichkeit gelegt habe – sonst könnte ich mich heute wahrscheinlich überhaupt nicht bewegen. Aber so tut nur der Rücken ein bisschen weh.«
    »Und Birgit?«
    »Keine Ahnung. Ich war noch nicht zu Hause. Vielleicht ist sie wieder abgereist«, meinte er hoffnungsvoll.
    »Wohl kaum, wenn sie nicht an ihr Geld rankommt«, holte ihn Albrecht Skorubski wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Ja. Du hast recht. Ich habe gestern noch mit Jule telefoniert, aber bei der ist es zu eng, sie wollte ihre Mutter auch gar nicht aufnehmen, glaube ich. Also bin ich in der Gegend rumgefahren und habe über den Fall gegrübelt und plötzlich stand ich vor Connys Haus. Es war alles dunkel. Ich muss dann dort eingeschlafen sein und bin erst aufgewacht, als du mich angerufen hast. Und da stand auf meiner Motorhaube ein Leinenbeutel mit frischem Kaffee, Brötchen und Butter.«
    »Ein Friedensangebot?«
    »Hoffentlich.«
    Nachtigall warf einen Blick auf die große Uhr an der Wand des Büros.
    »Auf, Albrecht. Wir haben einen Termin mit Rosemarie.«

31
    Rosemarie Phillip schniefte leise.
    Nachtigall reichte ihr ein Taschentuch und wartete, bis sie sich die Nase gründlich geputzt hatte.
    Rosemarie wohnte in einem großen Bungalow mit Walmdach in Groß Gaglow. Sehr erwachsen hatte sie ihn in den Garten geführt, der groß wie ein Park war und durch den sich ein Weg mäanderförmig hinzog. In einer lauschigen Ecke setzte sie sich mit ihm auf eine Bank vor einem blühenden Busch und wartete schweigend darauf, dass der große Mann das Gespräch eröffnen würde. Angst vor ihm schien sie jedenfalls nicht zu haben, stellte Peter Nachtigall erleichtert fest.
    Das Mädchen hatte so wenig Teuflisches an sich, dass er sie sich überhaupt nicht in dieser Truppe vorstellen konnte. Elfenhaft erschien sie ihm, beinahe ätherisch. Ihr weißes Gesicht kontrastierte überhaupt nicht mit den blonden, vollkommen glatten Haaren, die ihr bis zu den Hüften hinunterhingen, als seien sie ausgewalzt. Selbst ihre leicht zitternden Lippen waren gänzlich ohne Farbe. Wenn sie allerdings die Lider hob und Nachtigall einen ihrer fragenden Blicke zuwarf, leuchteten ihre Augen in faszinierendem Türkis, in dem goldene Sprenkel für Extraglanz sorgten. So etwas hatte er noch nie gesehen und wäre das Mädchen nicht sonst so schmucklos gewesen, wäre ihm vielleicht der Verdacht gekommen, sie trüge gefärbte Kontaktlinsen.
    »Du weißt schon, dass du mir jetzt die Wahrheit sagen musst, nicht wahr?«
    Sie schniefte wieder und nickte.
    »Warum wolltest du eigentlich, dass ich dich besuchen komme?«, fragte er sanft.
    »Weil du so groß bist. Wie ein guter Troll. Die beschützen Kinder und gute Menschen.«
    »Und du – du brauchst Schutz? Wovor?«
    »Es wird wieder Ärger geben – ganz bestimmt«, flüsterte Rosemarie so leise, dass Nachtigall das Mädchen kaum verstand. »Vielleicht darf ich nie wieder tanzen gehen – wo ich doch jetzt richtig gut geworden bin. Kannst du mir dabei helfen, Peter? Bei Mama und Papa?«
    »Mal sehen. Ich kann es ja versuchen.«
     
    »Andere Tänzerinnen aus dem Verein haben uns erzählt, der Hans-Jürgen habe sie um bestimmte Gefälligkeiten gebeten, bevor er ihnen erlaubt hat, bei dem Fernsehauftritt nächsten Monat in der ersten Reihe zu tanzen.«
    »Jede will in der ersten Reihe tanzen. Da halten die Kameras drauf. Nur wenn die Kamera dich sieht und zeigt, wie wundervoll du dich bewegen kannst, nur dann wirst du einem der großen

Weitere Kostenlose Bücher