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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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sie ›besonders gut mit Kindern konnten‹.
    Wenn der Missbrauch dann ans Licht kam, konnten sie es nicht fassen. Gerade der, der doch immer so nett zu den Kindern war, sie so gut verstand und immer ein offenes Ohr für ihre Probleme hatte. Peter Nachtigall fiel der Betreuer des christlichen Zeltlagers wieder ein. Erst war Hans-Jürgen selbst Opfer eines übergriffigen Betreuers geworden und dann hatte er sich genauso verhalten.
    Rosemarie schluchzte wieder.
    »Es ist gut, dass du mir davon erzählt hast, Rosemarie. Ich werde mit deinen Eltern sprechen und ich bin sicher, sie werden uns beiden jetzt glauben!«
    »Es war für mich schwer, darüber zu reden. Hans-Jürgen hat gesagt, es sei in Ordnung, was er da mit mir macht und erst habe ich das auch geglaubt. Dann kamen mir Zweifel und ich habe mich gewehrt – da hat er behauptet, ich hätte mitgemacht und er würde meiner Mama erzählen, was für ein mieses Gör ich bin, ich würde mich an ältere Männer ranmachen wegen der Karriere.«
    »Ich verstehe dich gut. Ich an deiner Stelle wäre auch froh darüber, dass es nun ein Ende hat.«
    »Man soll sich nicht über den Tod eines anderen freuen, hat meine Mama gesagt«, erklärte sie altklug.
    »Im Prinzip ist das richtig – aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme. Es tut mir sehr leid, dass er dir so was angetan hat, und du hattest recht, es war ganz und gar nicht in Ordnung.«
    Sie sah ihn wieder mit diesen unglaublichen Augen an.
    »Weißt du Peter, so richtig leid tut mir der Florian. Er ist unser Solotänzer. Florian hatte einen schweren Unfall und kann nicht tanzen, vielleicht nie mehr. Das ist furchtbar, es war doch auch sein großer Traum. Wir wissen noch immer nicht, wer seinen Part nun übernehmen soll. Im Moment scheint hier der Teufel los zu sein.«
    Nachtigall lächelte. Der doppelte Wortsinn schien ihr nicht aufzugehen.
    »Eigentlich läuft es bei uns recht ruhig – bis im März die Vorbereitungen für die große Fernsehgala anlaufen. Da ist Karneval gerade vorbei und die neue Planung kann beginnen. Dann herrscht Ausnahmezustand bis Oktober, nach der Fernsehgala werden die einzelnen Auftritte in Hallen und bei Umzügen geplant. Aber das ist dann schon nicht mehr so aufgeregt. Der Trubel beginnt mit der Planung des neuen Programms.«
    »Florian ist also Solotänzer. Habt ihr noch mehr davon – oder ist er der einzige Mann in der Truppe?«
    Sie kicherte.
    »Nein, es gibt schon noch drei mehr. Aber die tanzen nicht so überzeugend. Ist egal – einer von ihnen wird Florians Part übernehmen müssen.«
    »Ist er mit dem Motorrad verunglückt?«
    »Nein. Mit dem Auto seiner Eltern. Zu schnell gefahren. Besonders schlimm ist das für Markus. Er hat seinen Vater verloren und nun muss er auch noch um das Leben seines besten Freundes zittern. Keine gute Zeit für ihn.«
     
    »Die Eltern haben es die ganze Zeit gewusst – und ihr kleines Mädchen nicht beschützt. Sie hat es ihnen sogar ein paarmal erzählt – und sie hielten es für Hirngespinste!«, empörte sich Nachtigall auf dem Weg in die Innenstadt.
    »Mir gegenüber haben sie nur über die unglaublichen Qualitäten dieses Mannes gesprochen. Er sei so gut mit Kindern ausgekommen, habe das Training so rücksichtsvoll gestaltet wie nur möglich. Alle Kinder seien stets gerne mit ihm zusammen gewesen«, bestätigte Skorubski, der, während Nachtigall mit Rosemarie im Garten sprach, die Eltern befragt hatte.
    »Dieses arme Mädchen. Sie war ihm schutzlos ausgeliefert. Kein Wunder, dass sie sich einen Riesen für das Gespräch gewünscht hat – schließlich sah sie sich von bösen Leuten geradezu umzingelt.«
    »Die Ehe der Eltern sieht nur nach außen intakt aus. Sie haben behauptet, die Kleine wisse nichts von ihrer Beziehungskrise und habe nie einen Streit bemerkt – aber das täuscht. Ich weiß, dass man Kindern nicht lange heile Welt vorspielen kann. Vielleicht hat sie sich einsam gefühlt und Mehring hat das gemerkt und für seine Zwecke ausgenutzt.«
    »Wäre ja typisch. Solche Täter suchen grundsätzlich nach Kindern aus unsicheren Familienverhältnissen, die Bestätigung und Liebe suchen. Dann erschleichen sie ihr Vertrauen und das der Eltern und schon kommen sie zum Zuge. Da gibt es immer wieder Fälle, da bleibt einem nur sprachlos der Mund offen stehen. Weißt du noch, vor ein paar Jahren, dieser Kerl, der das Mädchen im Büro des Vaters missbraucht hat, während im Nebenzimmer ein großes Essen abgehalten wurde? Er hatte nicht

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