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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Bartel hören.
    »Was ist denn da los?«, fragte Skorubski und sie rannten über den Gang.
    Peter Nachtigall riss schwungvoll die Tür auf und fand im Büro einen schreienden Mann im Hausmeisterkittel, der sich die Augen mit beiden Händen zuhielt und schrie, er sei nicht bereit sich den Mord an seinem Freund anzusehen, er wolle keinen echten Mord sehen, er könne nicht zusehen, wie sein Freund ermordet wird – in immer neuen Varianten. Michael Wiener stand derweil unbeeindruckt am Fenster und sah auf die Straße hinaus. In der Hand hielt er das Video, das er Rolf Bartel hatte zeigen wollen.
    Mit zwei Schritten hatte Nachtigall den neuen Chefchoreografen erreicht, packte ihn mit seinen Pranken an den Schultern und schüttelte ihn sanft.
    »Herr Bartel? Hallo, Herr Bartel! Hören Sie mit dem Geschrei auf, sonst rufe ich unseren Arzt zu Hilfe. Haben Sie mich gehört, Herr Bartel? Wir haben hier einen sehr fähigen, jungen Mann, der kann Ihnen sicher was zur Beruhigung spritzen. Herr Bartel? Möchten Sie das?«
    Der Hausmeister schüttelte hastig den Kopf und sein Geschrei ging in Wimmern über.
    »Ich will keinen echten Mord sehen! Ich kann nicht einmal mein eigenes Blut sehen – ich will das nicht, Sie können mich nicht dazu zwingen, mir das anzusehen!«
    Nachtigall zog die schmalen Hände des Mannes von den Augen und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Sie beruhigen sich jetzt erst einmal und dann besprechen wir gemeinsam, was Sie sehen werden und was nicht.«
    Dankbar lächelte Rolf Bartel den Riesen an.
    »Michael, wir holen Kaffee fürs ganze Büro«, entschied er, zwinkerte Albrecht Skorubski zu und machte sich mit dem jungen Kollegen auf den Weg zum Automaten.
    »Was war das denn?«
    »Ich weiß auch nicht. Ehrlich, ich hab ihm nichts getan!«, antwortete Wiener.
    »Das glaube ich schon. Aber warum hat er so rumgebrüllt?«
    »Ich hab das Video gestartet und er hat gewusst, er soll auf die Gestalt mit der Sweatshirtmütze achte. Alles war okay. Und plötzlich fängt er wild an rumz’schreie. Das Band hab ich natürlich sofort g’stoppt, aber er hat sich überhaupt nicht mehr beruhige lasse. Kei Ahnung, was ihm da gefehlt hat.«
    »Apropos Band. Hast du eine Kopie davon nach Rostock geschickt?«
    »Klar. Aber bisher habe ich noch keine Antwort. Ich denke, die könne den auch nicht identifiziere.«
    Sie zogen vier Kaffee und trabten zurück.
    »So, Herr Bartel, wären Sie denn bereit, sich das Video anzusehen, wenn ich Ihnen verspreche, das Band zu stoppen, bevor der Mord passiert?«
    Der schmächtige Mann zierte sich.
    »Alle halten mich für so robust – aber das bin ich nicht. Ich will nicht dabei zusehen, wie jemand meinen Freund umbringt. Von solchen Dingen bekomme ich nur Albträume!«
    »Das kann ich gut verstehen. Deshalb zeigen wir Ihnen nur, wie viel Freude Ihr Freund bei dem Spiel hatte.«
    »Nein!«
    »Wenn sich die anderen auch so sträuben, werden wir den Mörder womöglich nie fassen. Dann bleibt das Verbrechen an Hans-Jürgen Mehring ungesühnt. Macht Ihnen das keine schlechten Träume?«
    Rolf Bartel nippte an der heißen Flüssigkeit, stellte dann den Becher schnell wieder ab und blies hektisch gegen seine Finger.
    »Wir glauben, dass derjenige, der Ihren Freund getötet hat, auch versucht hat, den Senior der Familie umzubringen. Es ist ein gefährlicher Mensch, Herr Bartel. Sie können uns helfen, ihn zu fassen, bevor er noch jemanden tötet.«
    Im Gesicht des Chefchoreografen arbeitete es. Er machte sich die Entscheidung wahrlich nicht leicht.
    »Gut«, presste er dann zwischen den Schneidezähnen hervor. »Aber wenn ich ihn erkennen sollte, dürfen Sie ihm nicht sagen, wer ihn bei der Polizei identifiziert hat.«
    »Geht in Ordnung«, versprach Nachtigall.
    Schweigend starrte Rolf Bartel dann auf den Bildschirm.
    Nachtigall gab Wiener ein Zeichen und er stoppte die Aufzeichnung, unmittelbar bevor der Mord geschah.
    Bedauernd schüttelte Rolf Bartel den zu großen Kopf.
    »Tut mir leid, man sieht ja nichts. Mit diesen Mützen sehen die Jugendlichen doch irgendwie alle gleich aus, finden Sie nicht?«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Wenn Sie die Person nicht erkannt haben, ist das auch in Ordnung. Wir zeigen das Band noch anderen und vielleicht ist irgendwann jemand dabei, der sagt, klar, das ist der Klausi Ernwald, oder so ähnlich.«
    Erleichtert wollte Rolf Bartel sich erheben, doch Nachtigall hielt ihn zurück.
    »Wir wissen, dass Ihr Freund die Teufelinnen, die in der ersten

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