Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
angewidert auf das Häufchen Mensch zu seinen Füßen hinunter. Dann bückte er sich und tastete nach der Carotis. Nichts.
Er richtete sich müde auf. »Du hast es so gewollt!«, flüsterte er zum Abschied, wickelte den blutigen Schläger in einen mit einem Stein beschwerten Sack, den er mitgebracht hatte, und spazierte mit federnden Schritten los, um ihn in die nahe Spree zu werfen.
39
»Was haben wir?«
»Kein Gift in den Chips, kein Gift im Rübensirup. Die Zeugin hat die sexuellen Übergriffe bestätigt, aber leider auf der Aufzeichnung den Täter nicht erkannt. Außerdem hat sie mir ein bisschen über das Leben der Frau Mehring erzählt – das ist ja schrecklich. Sie durfte nicht einmal die Tür öffnen, wenn er nicht zu Hause war, sie hatte kein Geld, kam nie weg. Nachdem ich das alles gehört habe, könnte ich sogar verstehen, wenn sie ihren Mann umbringt«, erklärte Michael Wiener prompt.
»Ich glaube nicht, dass Frau Mehring das Rattengift im Internet bestellt hat. Sie hätte dann die Rechnung ihrem Mann irgendwie unterschieben müssen – viel zu gefährlich.«
»Mann, du hättest das wirklich erleben sollen – dieser Kerl grinste seine Familie hämisch an und nahm allen das Heim, er will den Familienbetrieb, auf den sein Vater so stolz war, verkaufen lassen und hat Dinge über seine Frau gesagt – das war einfach nur schlimm«, erzählte Skorubski noch immer empört. »So was kann man doch nicht machen!«
»Ich hab dir ja schon am Telefon davon erzählt, Michael, wie die Familie reagiert hat. Am ruhigsten war Paul – ich glaube, der hatte etwas in der Art erwartet. Die anderen hat es völlig unvorbereitet getroffen – selbst der Notar war fassungslos.«
»Und dieser ominöse Erbe aus Hamburg?«
»Dem war die Situation außerordentlich peinlich. Am liebsten hätte er sofort alles an die Familie zurückgegeben – aber so einfach ist es nicht. Es ist nicht seine eigene Entscheidung – die ›drei goldenen Haare‹ müssen das Erbe ablehnen! Und das werden sie nicht tun. Wir kennen ja bisher nur Rolf Bartel – aber ich bin sicher, der wird seinen Mitvorstand schon davon überzeugen, dass man das Geld nicht einfach ablehnen darf.«
»Mir tat der arme Mann richtig leid. Da reist er extra aus Hamburg an – und wird dann in so eine Katastrophe verstrickt.«
Peter Nachtigall warf einen verstohlenen Blick auf das Display seines Mobiltelefons. Wieder nichts.
Skorubski folgte seinem Blick. Hoffentlich klärte sich das Ganze bald – es konnte doch nicht zur Gewohnheit werden, dass sein Freund im Auto übernachten musste.
»Die Firma Rattex legt Köder an möglichst für Menschen oder andere Tiere unzugänglichen Stellen aus. Das Zeug ist auf die geschmacklichen Bedürfnisse der Nager abgestimmt – Menschen schmeckt es nicht, hat Herr Kleber versichert. Das heißt, pur kann man es Mehring nicht verabreicht haben – womit Frau Mehring wieder in den Mittelpunkt rückt«, meinte er dann.
»Ja, schon. Aber an dem Gift ist er nicht gestorben – und ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau Mehring irgendwie ins Stadion gefahren ist, um ihn zu erstechen.«
»Theoretisch möglich wäre es aber«, beharrte Skorubski.
»Paul hat ein bestätigtes Alibi. Markus auch. Den Großvater können wir zurzeit nicht befragen – der liegt im Krankenhaus. Wir drehen uns im Kreis! Gibt es was Neues aus Rostock?«
»Nein. Die Kollege sind sich nicht hundertprozentig sicher – könne sie ja auch nicht – dass das keiner von ihre Fans ischt – aber sie meine, sie kenne den Kerl nicht.«
Es wurde still im Raum. Jeder schien für sich die Reihe der Verdächtigen abzuklopfen und nach Ansatzmöglichkeiten zu suchen. Michael Wiener räusperte sich und erzählte:
»Die Trucker fande den Mehring sehr eigenartig. Er hatte immer alle Werkzeuge und Ersatzteile unter Verschluss. Wenn sie eine Sicherung oder so einen Centartikel brauchte, musste sie mit ihm gemeinsam hinuntergehe in den Keller, er hat umständlich aufgeschlosse, ihnen das Teil g’gebe, die Herausgabe in eine Liste eing’trage, der Fahrer musste gegenzeichne und dann erscht durfte er wieder gehe. Einigen der Fahrer ist aufgefallen, dass er seine Frau schlecht behandelt hat. Die Söhne hat er, als sie älter wurde, au vo den Fahrern fern g’halte. Vielleicht meinte er, es sei kein Umgang für seine Kinder. Ach – und nur der Chef hatte die Schlüssel zum Keller – wenn er nicht da war, gab es keine Möglichkeit, an die Sachen ranzukommen.«
»Also
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