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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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anderen Opfer. Schau. Rote Seile.«
    »Sogar der Knoten sieht genauso aus. Ich krieg das Kotzen.«
    »Verdammt. Ich habe die ganze Zeit geahnt, dass der Kleine in Gefahr ist.« Ariane rannte bereits Richtung Kurbad zu ihrem Auto. »Der arme Kerl! Hoffentlich tun sie ihm nichts an.«
    »Aber wozu das Foto?«
    »Erpressung. Sie wollen was von mir.«
    »Von uns.«
    »Dass wir nicht mehr weiter nachforschen.« Ariane sah auf und öffnete die Wagentür. »Deshalb haben sie den Jungen in ihre Gewalt gebracht.« Arianes Stimme klang kalt wie aus einer Gruft. »Sie wollen, dass ich den Mund halte. Aber das werde ich nicht tun. Nie mehr. Viel zu viele haben geschwiegen, viel zu lange. Denk an Simon Einstatt und Karl Wengott und die anderen.«

33.
     
    Ein Mord mag verziehen werden, eine Unhöflichkeit beim Tee nie.
    (China)
     
    Ariane hetzte den Wagen die Straße zurück nach Altaussee, schleuderte mehr als einmal in den Kurven. »Verdammt!«, schimpfte sie immer wieder, während die Sicht ständig schlechter wurde. Berenike hielt sich mit einer Hand an einem Griff fest, während sie nach dem Mobiltelefon tastete. Kein Empfang, auch das noch! Lag wohl am Wetter. Der Schneesturm wurde immer heftiger.
    Endlich bremste die Journalistin vor dem Salon. Berenike erfasste ein kurzer Schwindelanfall, als sie aus dem Wagen sprang, Ariane folgte ihr, sie rannten zur Tür, rissen sie auf. Drinnen wieselten Susi und Hans und weitere Helfer herum. Berenike stieß mit der Zehe an eine Kübelpalme und fluchte.
    »Ist Jonas da?«
    »Jonas? Nein. Aber du solltest dich umziehen, Berenike, du bist ganz durchnässt.« Hans war so fürsorglich wie immer. »Du auch, Ariane!«
    »Jaja«, machte Berenike und zog Ariane mit sich. »Ich gebe dir was von mir.« Sie hasteten in das kleine Büro, Berenike warf die Tür zu, innen hingen ein paar Kimonos. »Such dir was aus. Den Winterkimono hier vielleicht, der ist schön warm.« Sie deutete auf ein blau-weiß gemustertes Kleidungsstück.
    »Na schön, ist sowieso egal.« Ariane nahm die Sachen und verließ den Raum, um sich im Waschraum umzukleiden.
    »Und ich muss endlich Jonas erreichen«, murmelte Berenike, wählte seine Nummer vom Festnetzanschluss und nestelte gleichzeitig mit einer Hand am Verschluss der Jeans. Wieder keine Verbindung. Wo war der Mann, wenn man ihn brauchte? Sie dachte an seine rasante Fahrerei, die rutschigen Fahrbahnen – nein, nicht daran denken, was passieren konnte. Dann eben Mara anrufen!
    Die hob gleich ab. Berenike spürte die Erleichterung. »Wir haben – eine Drohung erhalten, glaubt Ariane. Ein Foto. Von Niku. Nackt und gefesselt.«
    »Von wem?«
    »Ich weiß nicht. Jemand muss es ihr in der Menschenmenge zugesteckt haben. Wir waren in Bad Aussee und …« Sie schilderte das, was sie für einen Überfall hielt.
    »Kann man auf dem Foto etwas erkennen, was auf den Ort schließen ließe?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Nur Niku, in Großaufnahme. Aber du kannst dir das Foto ja zeigen lassen von Ariane.«
    »Ich kümmere mich drum«, versprach Mara und ließ sich die Männer, die sie überfallen hatten, darunter Stettin, beschreiben. »Wir werden die Fahndung nach Niku verstärken und auch sonst alles tun, was in unseren Kräften steht.«
    »Dann ist es gut, Mara. Hoffen wir das Beste. Danke.« Berenike legte auf. Sie keuchte, wusste nicht, woran sie zuerst denken sollte. Sei ganz im Hier und Jetzt, sagte sie sich und atmete tief in den Bauch. Alles andere kannst du nicht beeinflussen.
    Sie legte das rote Bauchtänzerinnenkostüm zurecht. Jede Lust auf das Fest war ihr vergangen, aber sie durfte sich nicht gehen lassen. Hier sitzen und warten, dass etwas passierte, war keine Alternative. Sie musste zumindest so tun, als ob – sie sich amüsierte. Das war ihr Beruf. Wieder war sie dankbar für die Unterstützung von Susi und Hans. Sie würden es gemeinsam irgendwie schaffen.
    Der feine, fast durchsichtige Stoff rutschte ihr aus der Hand, als sie das Oberteil vor dem Spiegel anlegen wollte. Endlich gelang es ihr, auch den Gürtel mit den klimpernden Münzen so zu drapieren, dass es gut aussah. Als nächster Schritt kamen die Schmuckkettchen dran, die verlockend klimperten, während sie sie um die Knöchel legte. Dann schlüpfte sie in dünne lederne Sandalen. Und jetzt die Haare. Sie befahl sich selbst, die Wahrnehmung auf ihre Frisur zu konzentrieren. Ihre schwarzen Haare waren nun länger, das sah gut aus zu diesem Gewand. Das knappe Oberteil umhüllte seidig ihre

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