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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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sehen.
    Kritisch verfolgte Ariane jede Bewegung, ließ ihren Blick über die Schuhe der Maskierten gleiten.
    »Wie willst du hier wen dingfest machen?«, flüsterte Berenike. »Wen suchst du eigentlich?«
    »Den Pfarrer Stettin erkenne ich, egal wie, allein an seinem schiefen Gang«, raunte Ariane, wobei sich ihre Lippen kaum bewegten. »Bisher hat er sich noch jedes Jahr unter die Menge gemischt.«
    »Mit 80?«
    »Warum nicht? Das Faschingstreiben ist einer der Höhepunkte des Jahres für die Ausseer. Das lässt auch ein alter Pfarrer nicht aus.«
    »Wennst meinst …« Berenike nahm den feuchten Schneegeruch wahr. Ihre Hände waren klamm, die Handschuhe waren im Salon liegen geblieben, ebenso wie der Schal.
    Ariane war weiter gelaufen und auf Höhe eines Cafés angelangt. »Aber als Trommelweib kann er sich wohl nicht verkleiden, dort herrschen strenge Aufnahmekriterien. Er könnte natürlich …« Ariane starrte gebannt einen buckligen Mann an, der mit dem Rücken zu ihnen vor der Auslage einer Bäckerei stand, »er könnte sich unters Publikum gemischt haben.«
    »Oder einen weißen Fetzen anziehen und nur so tun, als gehörte er zu diesem Umzug.«
    »Natürlich, das auch. Die Frage ist, ob er allein ist. Jemand muss ihm zugetragen haben, dass wir in seinem Familienhaus geschnüffelt haben.«
    »Ein Zeichen, dass an den Verdachtsmomenten was dran sein könnte!«
    »Genau«, rief Ariane, »sonst hätte ich nicht gehört, dass jemand hier einen Aufruhr veranstalten will.«
    Berenike rieb die klammen Hände aneinander. »Womöglich Niku selbst. Vielleicht suchen wir ihn umsonst, und er hat uns absichtlich in die Irre geleitet.«
    »Dass er so eine Rolle gespielt hätte? Geh, bitte. Das hätten wir doch durchschaut, meinst du nicht? Und woher wären dann seine Verletzungen?«
    »Ach, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«
    Der Wind heulte auf, die Zuseher zogen ihre Schals enger, die Schneekristalle wurden fast waagrecht durch die Gassen getrieben. Aus den Kaminen quollen dichte Rauchwolken. Berenike tastete sich auf dem rutschigen Untergrund näher an die Journalistin heran. Sie wich ein paar betrunkenen Jugendlichen aus, bekam einen Ellbogen in die Rippen gestoßen. Sie sah zur Seite, die Jugendlichen waren bei einem Glühweinstand angekommen. Der Schmerz traf ihr Kreuz so unvermittelt, dass Berenike einen Moment lang die Luft wegblieb. Sie fuhr herum, zwei Männer sahen sie groß an und gingen weiter die Straße entlang. Jonas anrufen! Es wäre klüger. Die Sache ihm und seinen Kollegen überlassen. Allerdings würde die Polizei schwerlich eingreifen ohne handfesten Beweis oder auch nur eine Zeugenaussage. Also weiter forschen, bis sie etwas hatten, aufgrund dessen die Polizei eingreifen konnte. Rempeln im Faschingsumzug war wohl kaum eine Straftat.
    »Übrigens, Ariane!« Sie tupfte der Journalistin auf die Schulter und berichtete von dem Telefonat wegen der angeblichen Adoptionsmöglichkeit, und wie schnell man sie abgewimmelt hatte.
    »Siehst du, das ist alles verdächtig«, zischte Ariane.
    »Genau. Ich fürchte, der Täter hat von dem Telefonat erfahren …«
    »Das denke ich auch.«
    Wieder Musik, die diesmal etwas entfernter schien. Es war die gleiche Melodie, und doch wirkte sie anders, zarter. Geigenklänge waren es, mit denen ein weiterer Umzug untermalt wurde. »Schau, die Flinserl!« Ariane zog Berenike mit sich in Richtung der schillernden Masken. Sich an den Händen fassend, stießen die beiden unter murrenden Rufen des Publikums in Richtung des zweiten Aufmarsches vor. Die Gestalten dieser Gruppe waren in wunderschöne, an Venedig erinnernde bunte Gewänder gehüllt, die mit Spiegeln in allerlei Formen und Mustern verziert waren. Dazu trugen sie spitze bunte Hüte.
    »Vielleicht«, raunte die Journalistin Berenike zu, »haben sich die gemeinen Menschen unter diese Gruppe gemischt.«
    »Ich hab gehört, so ein Kostüm wird nur vererbt?«
    »Richtig. Sowas kann man sich nicht so schnell zusammenbasteln.« Ariane kaute auf ihren Lippen, die in der Kälte violett angelaufen waren. Die beiden wie Gegner aufeinander zu marschierenden Gruppen trafen sich vor einer Trachtenboutique. Die unterschiedlichen Klänge vermischten sich, der laute Schlag der Trommeln kämpfte aufmüpfig gegen die Geigen an. Die Menge auf dem Platz wogte durcheinander, maskierte Kinder wieselten herum, Erwachsene drängten zu den Verkaufsständen.
    »Komm, Ariane, lass uns zurück fahren. Meinetwegen ruf ich Jonas an und sag

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