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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Brüste, ließ einige Einblicke zu. Nur dieses Eis – das Eis in ihr blieb. Sie fror noch immer, obwohl sich ihre Hände bereits wärmer anfühlten. Wenn nur Jonas käme! Wenn nur alles gut enden wollte! Sie schloss die Bürotür hinter sich und ging hinüber zur Theke.
    »Wow!« Max, der Wirt vom ›Grünen Kakadu‹, saß schon wieder auf einem Hocker und pfiff durch die Zähne. Er grinste sie an und richtete gleichzeitig die Enden eines glasperlengeschmückten türkisgrünen Turbans. Er wollte wohl einen reichen Sultan darstellen. Sein leidenschaftlicher Blick wäre durch alle Verkleidungen hindurch erkennbar gewesen … Ob er vorhin auch in Bad Aussee gewesen war? Aber natürlich, alle waren bei den Umzügen dort, niemand ließ sich das bunte Treiben entgehen.
    »Komm in meinen Harem, Schöne!«, rief er, als sie an ihm vorbeigehen wollte. »Lass den Sultan nicht allein hier sitzen!«
    »Tut mir leid, ich hab zu tun!« Es klang wie eine Ausflucht, und das war es auch, zu einem Teil zumindest. Berenike wandte sich ab, ihr fehlte die Ruhe. Sie musste Jonas finden! Während sie eine Runde durch ihr Lokal machte, da eine Tischdecke gerade zog, dort einen Sessel verrückte, wanderten ihre Blicke über die Gesichter der Hereinströmenden. Manche hatten sich lustig geschminkt, andere trugen Masken, unter denen man sie tatsächlich nicht erkennen konnte. Scheherazade war ebenso dabei wie Aladin, und auch eine Siamkatze mit toll geschminktem Gesicht mischte sich mit geschmeidigen Bewegungen unters Partyvolk. Zunächst schien alles wie am Schnürchen zu laufen. Cleopatra bestellte Getränke für sich und ihren Pharao, ein Öl-Baron mit Sonnenbrille und etwas zu viel Gel im dichten Schwarzhaar ließ sich Couscous schmecken. Daneben brach eine bezaubernde Jeannie in Pink Fladenbrot in mundgerechte Stücke, mit dem sie den Ölscheich kichernd fütterte. Offenbar war das selbstgebackene Brot nach türkischem Rezept gelungen. Was für Blödsinn ihr jetzt durch den Kopf ging! Die betont gute Stimmung zerrte an Berenikes Nerven. Niemand erwähnte den Vorfall in Bad Aussee. Ob ihn außer Ariane und ihr selbst niemand beobachtet hatte?
    Hans strebte, die Geige in der Hand, Richtung Bühne. Er begann einen rassigen Verschnitt aus orientalischer Musik und zünftigem Landler zu spielen. Alle lachten. Alle, außer Berenike, die zwar mit dem Fuß mitwippte, aber gedanklich ganz woanders war. Dass sie Ariane nirgends entdecken konnte, beruhigte sie auch nicht gerade.
    »Tanz mit mir«, hauchte jemand von hinten in ihr Ohr. Eine Stimme, die sie unter tausenden erkannt hätte. Jonas! Sie drehte sich herum – und stand vor dem Siamkater. Sie musste lachen, als er in dem düsteren Licht der kleinen Oase seine Zunge ihren Nacken entlang wandern ließ und schließlich wie eine Katze ihr Ohr ableckte. Ihre Lippen fanden sich, als sich Berenike ganz zu ihm umdrehte. »Hallo, ausgehungerter Kämpfer der Gerechtigkeit!« Er zog sie eng an sich, seine Hand auf ihrer Hüfte wirkte kühl durch den dünnen Stoff.
    »Bist du gerade erst von draußen rein gekommen?«, fragte sie.
    Er nickte.
    An jedem anderen Tag hätte ihr das Spiel gefallen, heute hatte sie keinen Kopf dafür. Sie schob Jonas in das kleine Büro und schloss die Tür hinter ihnen.
    »Ich muss dir was erzählen, es ist dringend. Ariane und ich waren am Nachmittag in Bad Aussee. Die Trommelweiber und die Flinserl … na, weißt eh.« In kurzen Worten berichtete sie von der Attacke.
    »Hm«, machte Jonas und knabberte an ihrem Ohr.
    Berenike schob ihn weg. »Jonas, bitte, das ist wichtig. Hinter der Maske steckte Pfarrer Stettin und …«
    »Stettin? Der Engel Osteuropas?«
    »Nicht du auch noch, Jonas.«
    Er löste sich von ihr, hob beschwichtigend die Hände.
    »Dieser Wohltäter«, fuhr Berenike fort, »hat womöglich ziemlich viel Dreck am Stecken. Aber was das Wichtigste ist …« Sie berichtete von dem Polaroid, das Ariane zugesteckt bekommen hatte, und auf dem Niku aus Weißrussland zu sehen war. »Nackt und gefesselt«, keuchte sie. Die Luft ging ihr schon wieder aus, so schnell wollte sie ihm alles sagen. »Ich hab Mara erreicht, aber …«
    »Nike, wart mal. Wer sagt dir, dass Ariane das Foto nicht selbst gemacht hat? Vertraust du ihr?«
    »Hm, eigentlich schon …«
    »Und wo ist sie jetzt, die Frau Journalistin?« Jonas öffnete die Bürotür gerade so weit, dass man den Salon überblicken konnte. Der Andrang war gewaltig. Überall schoben sich Menschen durch den Raum.

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