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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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einem Beduinenzelt. Dazu hatte sie übers Internet endlich ein paar niedrige Messingtischchen bestellt, wie sie in arabischen Ländern gern zur Teestunde verwendet wurden, und die praktischerweise gleichzeitig als Tablett dienten. In der Mitte, zwischen den Sitzbereichen, ließen sie eine kleine Bühne und Raum zum Tanzen frei. Hans stöberte in Berenikes CDs, um die richtigen Scheiben mit orientalischer Tanzmusik bereit zu legen.
    Immer wieder sprachen sie über Niku, wo er wohl sein mochte. Sie hatte Jonas von dem vergeblichen Anruf im Familienhaus erzählt. Er hatte versprochen, sich auch um diese Spur zu kümmern, hielt allerdings Arianes Vermutungen für übertrieben. Auslandsadoptionen würden schließlich immer wieder durchgeführt und seien auch rechtens.
    Wieder ging ihr das Thema durch den Kopf, als sie am Dienstagmorgen die restlichen Dinge für das Fest aus dem Morgenland vorbereitete. Weil es draußen wieder kalt war – ein Glück, dass der Föhnwind nachgelassen hatte! – stand Berenike in Blue Jeans und rotem Pulli ab dem frühen Morgen in der Küche, wo es nach exotischen Gewürzen und vielversprechenden Speisen wie Couscous mit Gemüse duftete. Sie wollte an diesem Abend nur arabische Speisen servieren, dazu Minzetee und ähnliche Getränke. Ein Gericht hieß Melitzanes Imam Bayildi, ein Name, der auf Deutsch etwa »Der Imam fiel in Ohnmacht« hieß und alle zum Lachen brachte. Sie überließ Susi die Bewachung der Speisen und holte die Schischas aus dem Keller, jene Wasserpfeifen, die bei der Eröffnung für solches Aufsehen im Ausseerland gesorgt hatten.
    Endlich war alles bereit. Berenike wollte eben ins Büro huschen, um sich als Bauchtänzerin zu kostümieren, da stürmte Ariane zur Tür herein.
    »Du bist aber früh«, empfing Berenike die Journalistin.
    »Komm schnell mit!« Ariane griff nach Berenikes Hand und zog sie nach draußen. »Ich muss dir das unter vier Augen sagen. Man weiß nicht mehr, wem man trauen kann!«
    »Was, um Himmels willen, ist los?«, keuchte Berenike und folgte der Journalistin auf die Straße.
    »Ich habe gehört, dass sich Männer aus Stettins Umfeld heute unter den Umzug der Maschkera mischen wollen«, keuchte sie.
    »Was ist mit den Maskierten?«
    »Ich hab Markus erreicht, telefonisch. Er ist zu einer Tante gefahren, die in Linz lebt.«
    »So plötzlich?«
    »Er scheint Angst zu haben, hab ich rausgehört. Er hat Kontakt zu jemandem aus dem Familienhaus gehabt. Es gab Drohungen, hat er gesagt. Etwas ist im Busch, Berenike! Sie haben unsere Nachforschungen mitbekommen. Vielleicht über Saller, weil du bei ihm warst. Der Psychologe ist weiterhin regelmäßig in Stettins Familienhaus und hält seine Beratungen ab.«
    »Ach!«
    »Wir müssen nach Bad Aussee fahren und verhindern, dass bei dem Umzug etwas passiert. Markus hat erwähnt, dass Nikus Name fiel. Mehr konnte er nicht in Erfahrung bringen.«
    »Hoffentlich ist es keine Falle. Wir müssen Jonas informieren.«
    »Komm erst einmal mit, telefonieren kannst du von unterwegs. Vielleicht ist meine Angst unbegründet. Hoffentlich.«
    Ariane sprang ins Auto, stieß für Berenike die Beifahrertür auf und preschte bereits davon, bevor die Tür richtig zu war. Trotz heftigem Schneetreiben ging es in hohem Tempo die Serpentinen nach Bad Aussee hinunter, wo Ariane in der Nähe des Kurbads am Straßenrand parkte, ausstieg und losschlitterte. Berenike ihr nach. Über den Meranplatz ging es Richtung Zentrum. Schon von weitem konnte man die Klänge des Ausseer Faschingsmarsches hören, der Schlag großer Trommeln kam immer näher. Bei der Post bog ein Zug weiß gewandeter Gestalten um die Ecke der Ischler Straße. Die Geschäfte waren geschlossen, Menschenmassen säumten den Straßenrand, johlten, lachten, tranken.
    »Die Trommelweiber.« Ariane schlang frierend die Arme um ihren Oberkörper und rannte ihnen entgegen, sah in die maskierten Gesichter.
    »Wie willst du hinter diesen Verkleidungen wen erkennen?«, schrie Berenike, um die Musik zu übertönen. Ariane antwortete nicht, ging den Umzug in Gegenrichtung ab.
    Schneeflocken trieben durch die Luft, gingen in Eisregen über, den ihnen der böige Wind gnadenlos ins Gesicht trieb. Sie ließ ihren Blick über die Verkleideten schweifen. Unter den weißen Hemden und den Masken steckten, das wusste sie, ausschließlich g’standene Ausseer Männer, so war es Brauch. Kurz meinte sie, Hans in der Zuschauermenge zu erkennen. Als sie aber näher kam, war von ihm nichts zu

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