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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Debatte. »Der Pfarrer Stettin redet wirklich so wie dieser als Ziegenbock verkleidete Mensch. Du hast ihn doch vorhin kurz erlebt. Mit so einer süßlichen Stimme, die nur an der Oberfläche harmlos wirkt.«
    »Verdammt. Und jetzt ist der Kerl weg.« Berenike kämpfte sich zur Tür durch. Sie riss sie auf, sah in alle Richtungen, aber nichts. »Meint ihr, dass Stettin selbst hinter der Maske steckte?«
    »Natürlich nicht«, sagte Ariane mit zitternder Stimme, aus der man den Zorn heraushörte. Sie war ihr nach draußen gefolgt. Nur die Dunkelheit schaute zurück.
    »Wer war es dann?« Helena hatte sich wenigstens ihren Mantel umgehängt.
    Berenikes Münzgürtel klimperte im kalten Wind. »Wenn ich das wüsste.« Auch Ariane zuckte die Achseln. Sie sahen sich ratlos an. Die Musik drinnen nahm ihr Spiel wieder auf, drang gedämpft zu ihnen heraus. Sonst war es still, kein Auto fuhr, die Vögel schliefen. Nur das Eis knirschte leise in der Nacht. Kalt und ungerührt blickte der halbe Mond aus dem dunklen Himmel zu ihnen herab.
    »Denkt ihr, was ich denke?« Arianes Zähne klapperten, während sie sprach.
    »Was denn, Ariane? Du meinst, der Ziegenbock wollte uns einen Schrecken einjagen? Damit wir nicht weiter ermitteln?«
    »Nein, im Gegenteil. Ich bin überzeugt davon, das war jemand, der Hinweise geben wollte.«
    »Auf den Missbrauch – oder auf die Morde? Auf den Täter. Jemand, der das nicht offiziell zu tun wagt. Wer auch immer das sein mag.«
    »Wir werden es herausfinden. Bald.«
    »Das glaube ich auch. Ich habe so ein Gefühl.«

34.
     
    Minze-Cocktail à la Berenike
     
    »Gehen wir wieder hinein«, schlug Berenike vor, die Kälte war ohne warme Kleidung nicht länger auszuhalten. »Hier finden wir niemand mehr.« Sie hielt den anderen die Tür auf und schlüpfte hinter ihnen zurück in die Wärme.
    Drinnen intonierten die Masken weiter ihre lustigen Reime. »A Mord is a Mord, a wenn’s an net gfreit …«
    »Des hat a Familie doch irgendwie g’reut«, ergänzte ein anderer.
    »Da drüben is’ sie ja, das Mordstöchterl«, ließ sich eine Stimme vernehmen. Der Sprecher fixierte Ariane mit seinen Blicken.
    »Nicht schon wieder!«, murrte Ariane und ballte die Hand zur Faust.
    »Meinen sie dich?«, fragte Berenike, während sie sich durch die Menge Richtung Küche schob.
    »Natürlich. Schon vergessen? Hier gilt Sippenhaftung. Ich hab übrigens die Akten zum Prozess gegen meinen Großvater einsehen können. Dein Jonas hat mir dabei geholfen.«
    Wie bitte, wollte Berenike überrascht auffahren, weil er nichts davon erwähnt hatte – sagte dann aber nur: »Ach so?«
    »War nett von ihm, dass ich sozusagen den kleinen Dienstweg gehen habe können. Der Aktenlage nach wären die Vorwürfe damals nicht haltbar gewesen. Aber es war ja eine andere Zeit. Ich habe etwas gefunden, das die Unschuld meines Großvaters beweisen wird.«
    Berenike kämpfte sich weiter durch die Menge.
    »Noch einen Minze-Cocktail«, rief ein dicklicher Pharao, dem der Schweiß übers Gesicht rann. »Die sind super! Woher hast das Rezept?«
    »Die sind meine Erfindung«, lächelte Berenike.
    An seiner Seite räkelte sich Cleopatra. »Ciao, Bella!«, säuselte eine rauchige Frauenstimme.
    »Hallo, Jutta!« grüßte Berenike ihre Lieblingsfriseurin, die nach dem Mondkalender Haare schnitt. »Ich hätt dich beinahe nicht erkannt. Die Getränke kommen gleich, einen Moment, ich schick euch die Susi.« Immer schön höflich bleiben den Gästen gegenüber, Mordfall hin oder her.
    Eine Frau im durchscheinenden violetten Kleid, das äußerst hübsche, lange Beine und einen noch hübscheren Arsch erkennen ließ, wedelte mit bunten Tüchern vor Berenikes Nase. Ihr Gesicht versteckte sich hinter einer dunklen Halbmaske, ein dünner Schleier in der Farbe ihres Kleides verhüllte das Haar.
    »Lassen Sie mich bitte durch«, bat Berenike, »es ist dringend!«
    Die Frau nickte und kam Berenike nach, als sie sich zur Theke gedrängelt hatte und ins Büro eilte. »Ich habe zu tun, einen Moment«, wiederholte Berenike keuchend.
    Die Schleiertänzerin folgte ihr gnadenlos und drückte hinter sich die Tür zu.
    »Aber–«, fing Berenike an.
    »Keine Angst, ich bin’s«, sagte die hübsche Maid und schob ihre Halbmaske hoch in die Haare.
    »Mara! Dich schickt der Himmel!« Beim Anblick der blonden Kriminalpolizistin fiel Berenike ein Stein vom Herzen.
    »Jonas hat das so angeordnet. Ich hatte kurz Kontakt über Funk, nachdem du mich erreicht hast. Die Aktion

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