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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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wie Max seinen Blick von ihr abwandte und schnell etwas zu Alma sagte. Berenike griff nach dem Wasserkocher. Als sie sich wieder umdrehte, starrte Max sie schon wieder an.
     
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Berenike alle Gäste bedient und einen Interessenten im Literatursalon beraten hatte, der ein Kochbuch mit regionalen Speisen suchte. Dann stellte sie eine bauchige weiße Kanne und zwei hellgrüne Tassen auf ein Tablett und ging zu Arianes Tisch.
    »Ich habe Pu-Er-Tee gemacht, ist es dir recht? Ich weiß, noch ist nicht Frühling, aber entschlacken kann nie schaden.«
    »Gute Idee.« Die Journalistin verteilte die Tassen auf dem Tisch. Mir lässt Nikus Verschwinden keine Ruhe.«
    »Mir geht die Sache auch ständig durch den Kopf.« Berenike schenkte ein und schnupperte. Der Tee roch sehr gesund. Max sah grinsend zu ihr herüber, während Alma auf ihn einredete. Armer Max.
    Ariane kostete vorsichtig vom Pu-Er-Tee. »Oh, schmeckt etwas ungewöhnlich, aber bitte. Wenn es der Gesundheit dient …«
    »Hoffen wir’s. Also, worüber wolltest du mit mir reden?«
    »Über Niku. Und die anderen Kinder im Familienhaus. Du hast selbst gehört, dass Pfarrer Stettin ihn von seiner Mutter fortgelockt hat mit dem Versprechen, sie käme nach, und dass er einen neuen Vater bekäme.« Die Journalistin runzelte die Brauen.
    »Jonas hat berichtet, dass sich viele ausländische Kinder in dem Heim aufhalten. Sagen zumindest die Angestellten. Die putzen sich aber ab und wollen von nix was wissen.«
    »Wir sollten mehr über diese Kinder aus Osteuropa herausfinden. Wer weiß, was da wirklich läuft, was es mit diesen Adoptionen auf sich hat. Und überhaupt, warum ein Kind vermitteln, dessen Mutter noch lebt, wie die von Niku? Wie funktioniert das rechtlich? Das stinkt doch zum Himmel.«
    »Stimmt.« Berenikes Blick fiel neuerlich auf Max, der die Beine ausstreckte und sich leicht wegdrehte, während Alma weiter auf ihn einredete.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Niku wirklich allein nach Weißrussland will. Wie soll ihm das denn gelingen, Berenike?«
    »Solche Kinder sind oft schon früh sehr selbstständig – weil sie für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen.«
    »Trotzdem, Berenike. Mein Gefühl sagt mir, dass Niku in Gefahr ist. In großer Gefahr. Allein das Blut vor dem Grünen Kakadu … Jetzt, wo er sich langsam geöffnet hat und über die Vorfälle in dem Waisenheim gesprochen hat … ich habe ihm immer wieder erklärt, dass man ein Verbrechen an ihm begangen hat, dass er sich nicht mitschuldig gemacht hat. Sicher haben die Schuldigen von seiner Flucht etwas mitbekommen. Wenn die hinter ihm her sind …«
    »Er könnte sich im Dunklen selbst verletzt haben.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Ich kann’s mir eigentlich nicht vorstellen. Er wirkt schließlich recht schlau. Aber in der Dunkelheit? Und wieso hätte er uns im Gasthaus aufsuchen sollen, wenn er vorhat, zu verschwinden? Das macht keinen Sinn. Für das Ganze produziert er einen Kurzschluss?«
    »Ein Kurzschluss, echt?«
    »Ja, der Max hat mir das vorhin erzählt.«
    »Der Max? Soso.« Ariane verzog grinsend einen Mundwinkel.
    Berenike unterdrückte das Lachen, das in ihr aufkam. Der Max war nicht grad einer von der hässlichen Sorte. Auch wenn nie wirklich was zwischen ihnen gelaufen war …
    »Und du glaubst ihm?«
    »Eigentlich schon, warum nicht?«
    »Der Max war als Kind selbst im Chor von Sankt Kilian, hat er dir das erzählt?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Ist nicht grad was, auf das er stolz sein kann. Er war einer der Längstdienenden. Was man so hört, hat er die jüngeren Buben schikaniert.«
    »Der Max? Echt wahr? Ich dachte, der Simon Einstatt …«
    »Der auch?«
    »Das hab ich wiederum gehört.« Berenike schluckte. Die Menschheit war schon eine seltsame Gattung! »Wie viel wohl an den Anschuldigungen gegen den Pfaffen dran ist?«, überlegte sie laut.
    »Wenn du mich fragst, spricht viel gegen ihn. Die Erinnerungen von Markus, die Sache mit den Adoptionen wirkt nicht astrein – und wer weiß, was er Niku angetan hat, erinnere dich an seine Verletzungen.«
    »Du hast recht.« Berenike spielte mit einer leeren Tasse. Sie hob den Deckel von der Kanne, doch sie hatten den Tee bereits ausgetrunken. »Wir müssen handfeste Beweise finden.«
    Klirrend knallte Ariane ihre Tasse auf den Tisch. »Ja, unbedingt. Berenike, ich habe auch schon eine Idee. Du könntest dich für eine Adoption interessieren. Rein fiktiv, natürlich.«
    »Geh bitte, Ariane,

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