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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sollten für die Zeitung schreiben .«
    Sie quittiert meinen Vorschlag mit demselben Lachen, das ich von ihr bereits aus dem Schießstand kenne.
    »Was führt Sie erneut zu mir, Herr Feller ?«
    Tja, was für einen Vorwand soll ich dieses Mal vorschützen? Das Bouquet? Den Artikel? Keine Ahnung. Ich suche nach einem guten Einstieg. Glücklicherweise erlöst mich Frau Murer.
    »Sind die Blümchen für mich ?« , fragt sie heiter.
    »Ja, natürlich. Entschuldigen Sie .«
    Sofort reiße ich das Seidenpapier weg und halte ihr wie ein galanter Verehrer die schäbigen Nelken unter die Nase.
    »Wie schön. Ein Kadettensträußchen. Ich werde es Stefan für den Ball weitergeben, falls er mich heute nochmals besuchen kommt .«
    »Ist der Kadettenball nicht längst im Gange ?«
    »Doch, aber heute Abend steigt ja noch der Ausschiessetball. Bis dahin ist der erste Blumenschmuck an seiner Uniform vermutlich verwelkt. Da kommt Nachschub gerade recht. Übrigens, Herr Feller. Zeigen Sie sich denn nicht auch am Fest ?«
    »Auch? Wie meinen Sie das ?«
    Sie winkt ab. »Keine Sorge. Ich geh bestimmt nicht tanzen, nachdem ich zur Beobachtung im Spital gelegen habe. Nein, ich denke an Sie wie an den Rest der Oberländer Prominenz .«
    »Sie überschätzen mich, Frau Murer. Von Prominenz kann in meinem Fall keine Rede sein. Aber darf ich Sie auch etwas fragen? Sie kennen doch ganz Thun, als offizielle Stadthostess, meine ich ?«
    »Ich verstehe«, sagt sie und lächelt geheimnisvoll.
    »Sie haben mich beim ersten Besuch gefragt, ob die Darsteller des Fulehungs ausgetauscht wurden ?«
    »Nein, nicht ob . Warum !« , präzisiert sie.
    »Stimmt. Warum . Und jetzt möchte ich Sie zurückfragen, woher Sie von dem Austausch wissen ?«
    Frau Murer greift zum Krug, gießt sich Tee in eine Tasse, hebt diese an die Lippen und nimmt vorsichtig einen kleinen Schluck. Ich warte auf ihre Antwort. Gerade entschließe ich mich, meine Frage zu wiederholen, da beginnt sie, doch noch zu reden.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich absolut sicher bin, dass Fabian dieses Jahr den Fulehung hätte spielen sollen .« Wieder nippt sie am Tee und lässt sich Zeit. »Beat war nur der Ersatzmann. Ich begreife nicht, warum plötzlich ihm der Vorrang gegeben wurde, nachdem bereits Fabian programmgemäß den Auftakt gemacht hatte«, meint sie.
    »Hat er das ?«
    »Ohne Zweifel. Ich kenn doch seinen charakteristischen Gang. Aber ich will Ihnen schildern, wie ich den diesjährigen Ausschiesset bisher erlebt habe. Bereits am Montagmorgen muss ich mich ärgern. Da stellt sich doch Erika Eichenberger in satter Selbstzufriedenheit auf dem Rathausplatz direkt neben den Stadtpräsidenten, als wäre sie seine Gattin. Mitten im Geschehen steht ihre fette Tochter und spielt sich als Kadettenhauptmann auf. Mit rot-weißer Schärpe und gezogenem Degen nimmt sie gnädig die Fahnenübergabe ab. Was bleibt dem ersten Kadetten anderes übrig, als vor ihr demütig die Standarte des Kadettenkorps zu senken. Das edle Tuch flattert einsam im Morgenwind. Können Sie sich das vorstellen? Das soll doch eine festliche, würdige Zeremonie darstellen. Die nonchalante Haltung der fetten Göre macht stattdessen alles kaputt. Aber hören Sie weiter. Es marschiert ein zweiter Kadett auf und präsentiert jetzt die kleine Fahne des Armbrustschützenkorps. Für einen Augenblick hängen somit beide Flaggen gleichzeitig in der Horizontalen. Der Festakt erreicht damit seinen Höhepunkt. Und was muss ich feststellen? Diese Melanie kaut einen Kaugummi und erinnert darum mehr an eine Leitkuh als an eine Heeresführerin! Als aufrechte Bürgerin kann ich die waagrechten Ehrenzeichen unter diesen Umständen nicht länger ertragen. Es sieht aus, als huldigten die beiden Standartenträger dieser verluderten Kommandantin persönlich, diesem Weib, das meinem Sohn sein Recht auf die Ernennung zum Hauptmann streitig gemacht hat. Aber damit nicht genug des Ärgers. Unter lautem Schellengebimmel zottelt nun noch dieser eingebildete Vater dazu, als humpelnder Narr, wohlverstanden. Es handelt sich eindeutig um Fabian Eichenberger. Eine Schande, diese Familie! Eine widerliche Personifizierung typischen Thunerfilzes!«
    Frau Murer ist in Fahrt geraten. Ich mache mir Sorgen um ihre Gesundheit. Glücklicherweise legt sie von selbst eine Pause ein. Was soll ich dazu sagen, zu all ihrem Leid?

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    »Ich habe den Eindruck, Sie sind wütend, Frau Murer«, paraphrasiere ich etwas unbeholfen.
    »Dieser Eindruck täuscht Sie

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