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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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demonstriert Abwehr.
    »Was soll diese Frage? Was hat die mit meiner Jugendliebe zu tun ?« , fragt sie unwirsch.
    Ich versuche, sie zu beruhigen, und spreche betont langsam, eher leise und ganz lieb.
    »Liebe Frau Murer, sagen Sie mir, was Sie gemacht haben, bevor ich Sie um zirka 16.30 Uhr auf der Kirchentreppe angetroffen habe ?«
    Sie schüttelt energisch den Kopf. Dann haut sie sich mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel und entrüstet sich. »Was soll diese Fragerei? Sie tönen ja fast wie ein Detektiv, Herr Feller .«
    »Gut möglich. Es könnte mir Dümmeres passieren. Also?«
    »Also was?«
    »Bitte, Frau Murer. Sie verstehen mich doch ?« , versuche ich zu beschwichtigen.
    »Nun, gut. Wenn Sie das unbedingt wissen wollen – Ich habe im Schlosshof auf meine Chinesen gewartet. Das ist alles .«
    »Sind Sie sicher ?«
    »Natürlich.«
    »Frau Murer. Frau Signorelli, der Putzfrau der Schlossbergschule, sind Sie doch auch noch begegnet ?«
    »Ach ja, jetzt wo Sie es sagen. Es stimmt. Geht es um die Putzfrau ?«
    »Nur indirekt«, antworte ich.
    »Dann sagen Sie mir bitte direkt, was Sie wollen, Herr Feller. Ich empfinde Ihr Verhör als unangenehm. Umso mehr als ich Ihnen zuvor gerade Persönliches anvertraut habe.«
    »Da gebe ich Ihnen recht . Entschuldigen Sie mich, Frau Murer. Haben Sie vor Ihrer Führung sonst noch jemanden auf dem Schlossberg angetroffen ?«
    »Nein, niemanden.«
    »Dann danke ich für die Auskünfte, Frau Murer. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Besserung. Bitte nehmen Sie mir meine Neugierde nicht übel. Es handelt sich wohl um die Berufskrankheit der Journalisten .«
    »Ach so. In dem Fall auch Ihnen gute Besserung, Herr Feller«, kontert sie.

25
    Brrr, brrr, brrr.
    Ich suche mein Mobiltelefon in allen Taschen und finde es endlich zuunterst in der Einkaufstüte. Nach dem Spitalbesuch war ich einkaufen. Lebensmittel. Überlebensmittel, müsste man schon fast sagen. Ich erinnerte mich der gähnenden Leere meines Kühlschranks.
    »Was gibt’s ?« , frage ich.
    Mein Assistent antwortet: »Ich habe einen Termin mit Fabian Eichenberger vereinbart. Er lässt sich kurz am Kadettenball blicken und kommt dann direkt zu mir ins Schulhaus hinauf. Es wäre nicht schlecht, wenn du auch dabei wärst, Hanspudi .«
    »Ist in Ordnung. Um welche Zeit ?« , frage ich.
    »In ungefähr einer halben Stunde. Eichenberger will vermutlich zuvor das Kostüm ablegen .«
    »Abgemacht.«
    Da bleibt mir genug Zeit, meine Vorräte nach Hause zu tragen. Ich habe wenig Lust, die Fressalien den ganzen Nachmittag mit mir herumzuschleppen. Zudem würde es mir der frische Joghurt vermutlich übel nehmen.
    Die halbe Stunde ist rasch um. Jüre und ich warten bereits im Lehrerzimmer der Schlossbergschule und bewundern den Rundblick über die Altstadt.
    »Was war eigentlich mit dem Trainingsgutschein für das TZT ?« , fragt Jüre.
    »Keiner der Jungs weiß etwas davon. Auch der Putzfrau ist er nicht aufgefallen .«
    »Kein Wunder, wenn ihn sogar die Spurensicherung übersehen hat.«
    »Schlimm genug«, meine ich.
    Dann sitzen wir uns eine Weile stumm gegenüber. Eichenberger hat ganz offensichtlich Verspätung. Er ist momentan halt sehr gefragt, der Fulehung . Ich stehe auf, begebe mich auf den Korridor, steige die Treppe hinunter und öffne die Tür zur Garderobe. Dort liegen noch immer die frischen Frotteetücher in einem ordentlichen Stapel neben dem Lavabo. Ich prüfe die Gartentüre. Sie ist jetzt abgeschlossen. Dann kehre ich zu meinem Assistenten zurück, der allmählich ungeduldig wird.
    »Soll ich mal in der Festhalle nachfragen ?« , will er wissen.
    »Was?«
    »Ob Eichenberger bereits weg ist ?«
    »Hast du eine Nummer ?«
    »Nein. Ich erkundige mich bei der Auskunft. Augenblick«, sagt Jüre, erfragt die Telefonnummer und lässt sich mit dem Hauswart der OHA -Hallen verbinden, dem Herr über die O berländische H erbst A usstellung.
    »Aha, aha, ja, verstehe, ja. Aha. Danke für die Auskunft, Herr Zwahlen .«
    Ich bin gespannt. » AHA , OHA . Sag schon endlich .«
    »Eichenberger hat sich dort bereits vor einer Viertelstunde verabschiedet .«
    »Dann muss er jeden Augenblick hier auftauchen«, stelle ich beruhigt fest. Ich erhebe mich und schlendere gelangweilt zu einem der vielen Anschlagbretter im Haus. Es hängt die Liste der Projektwochen aus. Sie tönt wie ein Ferienprospekt: Literatur in Prag, Malerei in Paris, Theater in Berlin, reine Gaudi in Barcelona. Jüre präpariert derweil seine trockenen

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