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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verwickelt ?«
    »Du meinst, sie versucht, Stefan zu decken ?«
    »Hm. Mit ihrer ungeschickten Bemerkung hat sie ihn und sich selbst jedenfalls eher verdächtig gemacht als in Deckung gebracht«, gebe ich zu bedenken.
    Jüre sucht nach seiner Pomade, öffnet den blauen Plastikdeckel und kleistert sich einmal mehr die Lippen zu. Danach stellt er eine eigentümliche Frage: »Und wenn genau das ihre Absicht war ?«
    »Was? Wie meinst du das, Jüre ?«

23
    Die Aare rauscht hinter der Alten Oele.
    Drinnen hänge ich noch immer mit meinem Assistenten an der Bar. Die leeren Biergläser stehen in Reih und Glied. Wie eine Mahnwache. Warum räumt sie die Bardame nicht einfach weg und macht Strichli in ein Blöckli? Die runde Wanduhr über dem Zeitungsständer zeigt 16.20 Uhr.
    »Weißt du eigentlich, dass Frau Murer und Frau Eichenberger zusammen im Gymer waren ?« , fragt mich Jüre unvermittelt.
    »Woher hast du das ?« , wundere ich mich.
    »Ich bin draufgekommen, als ich mich mit ihrer Tochter unterhalten habe. Erst habe ich sie über ihren Freund Radomir ausgequetscht. Dann habe ich sie gefragt, was sie nach dem Prögu machen wolle .«
    »Und?«
    »Sie hat geantwortet, dass sie dasselbe Ziel anstrebe wie ehemals ihre Mutter«, sagt mein Assistent.
    »Mutter werden ?«
    »Hanspudi, doch nicht so jung. Nein, sie wolle den Gymer besuchen, die Matura schaffen, Jus studieren und dann auch Notarin werden .«
    »Botz. Eine zielstrebige Person«, finde ich.
    »Dann hat sie präzisiert, dass sie den Schadau-Gymer und nicht etwa den Seefeld-Gymer ins Auge fasse .«
    »Warum das ?« , frage ich.
    »Familientradition.«
    »Wie bei Murers«, stelle ich fest.
    »Was?«
    »Offenbar besuchte auch Frau Murer den Schadau-Gymer. Sie hat danach aber nicht studiert, sondern in der Spar- und Leihkasse Thun eine Banklehre gemacht .«
    »Ausgerechnet in der SLK .«
    »Als die Bank hopsging, hatte sie den Lehrabschluss bereits in der Tasche«, beruhige ich Jüre.
    Er meint: »Es wäre interessant zu erfahren, ob sich Margret Murer und Erika Eichenberger im Gymer kennengelernt haben. Was haben die beiden eigentlich für Jahrgänge ?«
    »Frau Murer ist 42 Jahre alt .«
    »Also gut, ich surfe mal im Netz und schaue mir die alten Klassenlisten durch. Wie lautete Erika Eichenbergers Mädchenname ?« , fragt Jüre.
    »Kann ich dir nicht sagen. Vielleicht findest du ihn in der Anschrift des Notariats .«
    »Okay. Ich werde mich schlaumachen«, verspricht er.
    »Und ich wiederhole den Besuch im Spital. Wohl oder übel. Ich muss mir Frau Murer nochmals vorknöpfen .«
    »Bring ihr dieses Mal ein Blümchen mit, Hanspudi .«
    »Wie wär’s mit einem Päckli Fulehungläckerli ?«
    »Willst du ihren Herzstillstand riskieren ?« , warnt Jüre.
    Ich lasse wohlweislich das Moped vor Wifus Schaufenster stehen und gehe zu Fuß ins Spital hinauf. Der Galerist wird fluchen. Auf halbem Weg drücken Hopfen und Malz auf die Blase. Da erinnere ich mich an das öffentliche WC beim Fulehung-Denkmal. Unter der grandiosen Bronzefigur aus der Hand der Künstlerin Unika Sabina Maler versteckt sich eine unterirdische Anlage. Aber nein. Ich habe Pech. Eine massive Eisenkette verriegelt das Gitter zur Treppe. Was nun? Jetzt pressiert es! In dem Moment erblicke ich den unbemannten Täntsch . Ich schleiche in das linke Zeigerhäuschen und gieße ausgiebig die Zeigerkellen. Ein Notfall. Bis zum nächsten Jahr werden die Spuren längst versickert sein.
    Danach steige ich die mit grauem Kunstteppich belegte Gittertreppe vom Spitalparkplatz zum Haupteingang hoch, grüße zur Loge hin, durchquere die spärlich besetzte Kantine, passiere Kiosk und Blumenstand und will im Aufzug verschwinden. Da erinnere ich mich gerade noch rechtzeitig an Jüres Ratschlag.
    Ich kehre um und kaufe am Blumenstand je eine rote und eine weiße Nelke. Die lasse ich aufwendig in blaues Seidenpapier einwickeln und begebe mich auf Zimmer 425. Rote und weiße Nelken tragen die Kadetten traditionellerweise an ihren Hemdtaschen und auf ihren dunkelblauen Mützen. Frau Murer wird die Symbolik verstehen.
    »Sie überraschen mich, Herr Feller«, kokettiert Frau Murer, als ich ihr Zimmer betrete. Sie liegt nicht mehr im Krankenbett, sondern sitzt auf einem hochlehnigen Stuhl mit grünem Plastiküberzug am offenen Fenster.
    »Eine schöne Aussicht haben Sie da«, entgegne ich verlegen.
    »Da haben Sie recht . Bei dieser Aussicht steigen vielleicht auch die Aussichten auf Genesung .«
    »Donnerwetter, Frau Murer. Sie

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