Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
schreibt darin, dass sie nicht mehr mit der Schande leben kann, dass ihr Sohn ein Mörder ist. Der Mörder von Berger!«
Kriminalhauptkommissar Müller war zunächst erstaunt. Dann ärgerte er sich darüber, dass es ihm nicht gelungen war, Frau Gremmelsbacher dieses Geständnis selbst abzuringen. Noch mehr ärgerte er sich aber über seinen Kollegen, der noch immer nicht mit seinem Vortrag fertig war.
»Und noch etwas: Gerade eben habe ich einen Anruf vom Polizeiposten Elzach erhalten – auf Ihrem Apparat. Sie konnten den Anruf ja nicht entgegennehmen. Gremmelsbachers Zeugen haben widerrufen. Sie meinten, sie hätten sich wohl getäuscht. Es könnte auch sein, dass Gremmelsbacher nicht auf dem Ball gewesen sei. Die haben wohl jetzt erst richtig kapiert, dass es um Mord geht. Und diese Tatsache hat sie wohl eingeschüchtert.«
»Aha, dann können Sie ja auch gleich noch das Motiv klären und Herrn Gremmelsbacher verhaften.« Müller stand auf und ging zur Tür. »Und ich kann mir in aller Ruhe einen anständigen Kaffee am Automaten holen. Mit dem Kaffeekochen hapert’s nämlich noch bei Ihnen.«
»Den Kaffee müssen Sie auch nicht mehr trinken. Und von wegen Intrigen: Zum nächsten Quartal sind Sie mich los. Ich werde nach Freiburg versetzt, besser gesagt: befördert.«
»Glückwunsch!«, entgegnete Müller trocken.
Jetzt war ihm einiges klar – auch Brüderles seltsames Verhalten.
»Welches Motiv soll der Gremmelsbacher Ihrer Meinung nach gehabt haben?«, fragte Müller und trat einen Schritt zurück ins Büro. Endlich wollte auch er mal einen Informationsvorsprung auskosten. »Und warum sollte ausgerechnet er die Elzacher Schneckenhäuschen am Tatort hinterlassen haben, die auf seine Spur führen könnten?«
Brüderle zuckte mit den Schultern. Nur auf die zweite Frage konnte er eine Vermutung äußern: »Na ja, Gremmelsbacher scheint nicht der Hellste zu sein.«
»Ich werde Ihnen das Motiv verraten, Herr Kriminaloberkommissar. Während Sie im Urlaub waren, habe ich einen Informanten aus der Narrozunft aufgebaut, Herrn Moser. Und der will Gerüchte gehört haben, nach denen Frau Gremmelsbacher Begünstigte einer zwischenzeitlichen Testamentsänderung gewesen sei. Allerdings nur, bis Herr Berger seine neue Lebensgefährtin geheiratet hätte. Danach wäre der Hauptteil des Erbes logischerweise ihr zugeflossen.«
»Und woher weiß Ihr … Informant das?«
»Aus gut unterrichteten Kreisen. Brüderle, wann wird man Frau Gremmelsbacher vernehmen können?« Jetzt war Müller wieder der Chef. Und das würde er Brüderle auch die restlichen Wochen bis zu dessen Weggang spüren lassen.
»Die Klinik meinte, eventuell in ein, zwei Stunden. Aber nur ganz kurz.«
»Gut. Ich werde mit Winterhalter die Befragung vornehmen. Durchsuchen Sie derweil noch mal die Wohnung von Berger. Irgendwo wird dieses Testament ja wohl liegen, wenn es eines gibt. Möglicherweise haben Sie und Ihre Männer beim ersten Mal schlampig gearbeitet.«
Einen kleinen Widerspruch wagte Brüderle dann doch noch. » Wir, Chef. Wir . Und unsere Männer.«
24. STROHVERBRENNEN
Hubertus betrachtete den gelblichen Schimmer seiner Weinschorle, dann die blaue Farbe von Klaus’ Stachihemd und schließlich den rötlichen Glanz seines Gesichts. Bei seinem Freund hatte die Fasnet durchaus Spuren hinterlassen. Deshalb waren sie heute in Zivil auf die »Gass« gegangen. Die Höcker auf Klaus’ Schultern waren noch weiter angeschwollen, sogar Blasen hatten sich darauf gebildet. Sie saßen auf einer Holzbank im »Bunker« – einem nur für die Fasnet improvisierten Lokal im Villinger Rietviertel. Überall hingen Girlanden und Fähnchen. Auch die verkleideten Gäste brachten Farbe in den Raum, der eigentlich eine Garage war. Aber das machte die Sache nicht weniger gemütlich.
»Wie ist es heute Morgen bei Kerstin gelaufen?«, fragte Hubertus neugierig.
Klaus lächelte und schaute von seinem Bier auf – mittlerweile war er der Schorle-Trinkerei überdrüssig.
»Ich habe mal nachgerechnet: Insgesamt habe ich sie in den letzten Tagen hundertzwanzig Mal angerufen – und vier Mal war ich an ihrer Haustür, bis ich sie heute endlich gesehen habe.«
»Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen lag kein anderer Mann in ihrem Bett?«
»Nein, eine andere Frau. Der Schwenninger Hansel war kein Mann, sondern eine Schwenninger Lehrerkollegin – diese Angela.«
»Eine Frau in einem Männerhäs? Das gäbe es in Villingen bei den Narros nicht«, amüsierte
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