Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
sich Hubertus.
Erneut lächelte Klaus. »Meine Eifersucht hat ja fast schon Hummel’sche Züge angenommen.«
»He, he«, protestierte Hubertus. An seine filmreifen Eifersuchtsszenen aus der Zeit vor der Versöhnung mit Elke wollte er sich gar nicht gern erinnern lassen. »Und nach der Erfahrung mit dir hat Kerstin gemerkt, dass es wahre Liebe nur unter Frauen gibt?«
»Quatsch, die hat einfach nur etwas Trost gebraucht. Deshalb war die Kollegin in den letzten Tagen bei ihr und hat sie ein bisschen in die Schwenninger Fasnet eingeführt.«
»Ja, und? Will Kerstin wieder zu dir zurück? Oder besser gesagt: Darfst du zurück in die Wohnung?«, fragte Hubertus.
»Jein. Diese blöde Angela hat ihr wohl geraten, mich gleich in den Wind zu schießen. Ich habe Kerstin aber davon überzeugt, mir noch eine Chance zu geben.«
Klaus winkte dem Mann mit der blauen Phantasieuniform der Rietpolizei zu und bestellte noch eine Runde.
»Du meinst wohl eher angefleht«, kommentierte Hubertus.
»Ganz und gar nicht. Aber ich muss wahrscheinlich doch meine letzte Trumpfkarte ausspielen, um sie zurückzugewinnen. Diese blöde Küsserei mit Isabella geht ihr einfach nicht aus dem Kopf.« Jetzt wirkte Klaus etwas zerknirscht.
»Und das heißt?«
»Der Heiratsantrag. Ich werde sie wohl doch bitten müssen, meine Frau zu werden. Du bist dann natürlich mein Trauzeuge.« Klaus dachte eine Weile nach. Seit er denken konnte, war er überzeugter Junggeselle gewesen. »Vielleicht reicht es ja auch, wenn wir uns erst mal nur verloben«, murmelte er dann.
Die Freunde traten hinaus in die kalte Luft. Leichtes Schneetreiben hatte eingesetzt, und sie beschlossen, einen kleinen Umweg über die Hauptstraßen zu machen und noch einmal etwas von der Fasnetatmosphäre einzuatmen.
Die Niedere Straße war erfüllt von einer dichten Geräuschkulisse. Einige Narros brachten ihre Rollen zum letzten Mal zum Klingen, ein paar Fleck-Fleck-Peitschen zischten, Fazenedle machten Musik, die Katzenmusik begleitete ihren Kater Miau unter klingendem Spiel der Harmonie und »Miauuu«-Rufen in Richtung Rietviertel, wo er wieder für ein Jahr im Romäusturm eingesperrt wurde.
In der Ferne erblickten sie ein paar Schwenninger Hansel, die gerade von ein paar Narros und einem Morbili gestrählt wurden. Der dunkle Klang des Schwenninger Hanselgschells vermischte sich mit dem hellen der Villinger Narrorollen.
Ein so einträchtiges Narrentreiben über die Stadtteilgrenzen hinweg hatte er wirklich nicht erwartet, nachdem man den toten Narro erst vor wenigen Tagen am Schwenninger Narrenbrunnen gefunden hatte.
Eher einen kleinen Bürgerkrieg.
Aber offensichtlich hatten sich die Moderaten in den Narrenzünften durchgesetzt. Ob Villinger und Schwenninger sich tatsächlich einmal so richtig lieb gewinnen würden?
Hubertus konnte sich das nicht so ganz vorstellen.
Die Hausfassaden um die Kirche waren bereits hell erleuchtet. Das Licht des großen Strohfeuers warf auch einen flackernden Schimmer auf das Gesicht des Oberbürgermeisters, der auf dem Balkon des Rathauses bereits ungeduldig auf den großen, goldenen Schlüssel wartete – das fasnachtliche Symbol der Macht. Zwei Tage lang hatte der OB in der Stadt überhaupt nichts zu sagen gehabt.
Die Wuescht, die sonst mit dem Stroh ausgestopft waren und sich nur breitbeinig fortbewegen konnten, wirkten abgemagert. Ihr handbemaltes Häs hing schlaff herunter. Sie tanzten mit ihren Besen um das Feuer herum, das immer wieder nach neuem Brennmaterial verlangte. Wie keine andere stand die feiste, derbe Narrenfigur für die zügellose Völlerei der Fasnet.
Für dieses Jahr hatte sie ausgedient.
Hubertus und Klaus waren am Seitenportal des Münsters angelangt und drängelten sich durch die Zuschauerreihen in Richtung Feuer. Gleich war es so weit …
Als das Geplänkel zwischen Zunftmeister und OB bereits im Gang war, wanderten die Blicke der beiden Freunde durch die Reihen um das Feuer. Sie erkannten einige Stadträte, unzählige Narros und einige Ratsherren – darunter auch das Gesicht von Didi. Und da war das grüne Foulard mit den schwarzen Verästelungen.
Na also! Allerdings gehörte es diesmal zu einer anderen Figur: Es war keine glatte Narroscheme, sondern ein Surhebel. Hubertus wurde unsicher.
Die Gestalt stand direkt am Feuer, dessen Glanz sich auf der fein lackierten Scheme spiegelte. Dann ging die Hand zum Kinn. Der Mann lüftete die Scheme wie alle anderen Hästräger. Hubertus und Klaus konnten von ihrem
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