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Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
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tippen, dass man ihn woanders umgebracht hat«, meinte Winterhalter. »Das wär der erste Villinger Narro, der sich nach Schwenningen verläuft. Die gehe sonscht nit aus ihrer Stadtmauer raus.«
    Müller war ratlos. »Was heißt denn ›Fasnetverräter‹? Haben das Schwenninger Narren geschrieben? Achtundsechzig Narren?«
    Winterhalter schaute interessiert: »Ein Krieg zwischen den Narrenzünften? Kann i mer eigentlich nit vorstelle. Die letzschte Johr ging’s do eigentlich freundschaftlich zu …«
    Brüderle kam wieder: »Wenn das Heinrich Berger ist, dann hat er in der Mönchweiler Straße in Villingen gewohnt. Und mithilfe des Hausschlüssels sollten wir da auch hineinkommen.«
    Müller zog seine Taschenuhr aus der Hose: Es war genau halb sieben. Das Wochenende konnte er sich abschminken – den Marktbesuch mit seiner Frau ohnehin.

5. VATERLIEBE
    Um die gleiche Uhrzeit erwachte Martina Hummel aus einem unruhigen Schlaf. Sie fühlte sich extrem matt, was in der 37.Schwangerschaftswoche kein Wunder war. Langsam rieb sie sich über die Sommersprossen auf ihrer Stupsnase. Richtig schlafen konnte sie ohnehin seit Wochen nicht mehr – mit dem immer mehr Platz beanspruchenden Nachwuchs im Bauch war es geradezu unmöglich, eine bequeme Position zu finden. Außerdem machte ihr alles Mühe: das Aufstehen, das Anziehen, das Gehen, ja, sogar der Geburtsvorbereitungskurs.
    Bereits sechs Stunden hatte sie hinter sich gebracht, hatte gelernt, wie Wehen »veratmet« werden, wie mit den Depressionen in den ersten Tagen nach der Geburt umzugehen sein würde – und wie der Kreißsaal aussah. Einmal hatte sie sogar ihren Freund Didi zum Kurs mitgeschleppt, doch das war keine gute Idee gewesen. Zusätzlich zu den acht Hochschwangeren hatten auch noch acht verunsicherte angehende Väter im Kreis auf Matten gesessen. Sie hatten üben müssen, mit dem Daumen am unteren Rückgrat der Partnerin herumzudrücken, weil das bei schlimmen Wehen angeblich Entspannung bringen sollte.
    Ähnlich wenig Vertrauen hatte Martina in die Geburtsmethode, zu der ihre Mutter sie überreden wollte: eine Wassergeburt. Ob das dem Junior gefallen würde? Beziehungsweise der Juniorin? Denn Elke hatte ihr auch erklärt, es sei nicht gut, wenn man das Geschlecht des Kindes schon vorher erfahre. Man müsse sich überraschen lassen. »Das haben wir bei dir auch so gemacht, mein Kleines.«
    Martina hatte geschaut wie ihr Vater: mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Genervtheit.
    »Eltern«, seufzte sie und versuchte, zwischen den nicht ganz zugezogenen Vorhängen einen Blick auf die Straße zu erhaschen. Sie sah eine erleuchtete Laterne, die auf den verschneiten Gehweg strahlte. Merkwürdig …
    »Wie geht’s dir?«, hörte sie eine leise Stimme. Da fiel ihr wieder ein, dass sie sich nicht in Didi Bäuerles Hausmeisterwohnung im Münsterzentrum befand, in die sie vor drei Monaten eingezogen war, sondern bei ihren Eltern in der Villinger Südstadt.
    »Geht’s besser, Schatz?«
    Die Stimme stammte von einer ziemlich abgewrackten Orientalin, die außer zerlaufener Schminke auch noch starke, von Schlafdefizit zeugende Augenringe hatte.
    Ihr Vater!
    »Ich habe die ganze Nacht auf dich aufgepasst«, versicherte ihr Hubertus.
    Bruchstückhaft fielen Martina wieder die Ereignisse ein. Der Zunftball, ihr Tanz mit Didi, ihr Sturz, ihre Ohnmacht. War sie danach nicht sogar ins Krankenhaus eingeliefert worden?
    »Ja«, bestätigte ihr Vater. »Als dann endlich echte Sanitäter aufgetaucht sind.«
    Martina erinnerte sich an die beruhigenden Worte des Arztes, dass mit dem Nachwuchs und mit ihr alles in Ordnung sei, sie sich aber mehr schonen und am besten zur Beobachtung die Nacht im Krankenhaus verbringen solle. Und an die Weigerung ihres Vaters, der behauptet hatte, er könne am allerbesten auf sie aufpassen und werde sie und den Enkel von nun an keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Er hatte so lange mit dem Arzt diskutiert, bis der endlich den schwangeren Sindbad, dessen Turban irgendwo im Gewühl verloren gegangen war, mit der Orientalin hatte gehen lassen.
    »Und was ist mit Didi?«, wollte Martina wissen.
    »Der liegt nebenan im Wohnzimmer – ich habe gesagt, keiner darf zu dir!«
    »Papa, das ist der Vater meines Kindes.«
    Hummel war um eine Antwort nicht verlegen. »Ja, aber nicht dein Ehemann – das ist schon mal ein Unterschied.«
    Wenn’s um seine Tochter ging, konnte Hummel so konservativ sein, dass Martina vor Scham regelmäßig mehrere

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