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Narrenturm - Roman

Narrenturm - Roman

Titel: Narrenturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geradeheraus: Wie ist das mit euch? Bist du für ihn die
joiosa
? Und er für dich der
bachelor?
Ist er frei, oder erhebst du Anspruch auf ihn?«
    »Er ist mein«, antwortete Nicoletta kurz und bündig und ohne zu zögern, was Reynevan in maßloses Erstaunen versetzte.
    »Dann ist die Sache klar.« Die Rothaarige nickte. »Ja nun, Elisa, wenn man nicht kriegt, was man will . . . Komm, wir finden jemand anderen für dich. Lebt wohl! Viel Spaß!«
    »Das ist die Salbe.« Nicoletta drückte seinen Arm, und ihre Stimme ließ ihn erschauern. »Die Salbe macht das. Verzeihst du mir?« Und dann fügte sie leise hinzu: »Denn vielleicht hattest du Lust auf sie?« Sie ließ ihn aus dem Staunen nicht herauskommen. »Ach, wie kann ich nur, sicher hattest du welche, die Salbe wirkt auf dich genauso wie . . . Ich weiß, wie sie wirkt. Und ich hab’ gestört, ich hab’ euer Zusammenkommen verhindert. Ich wollte nicht, dass sie dich bekommt. Aus purem Neid. Ich habe dich um etwas gebracht und dir nichts dafür versprochen, neidisch wie der Hund des Gärtners.«
    »Nicoletta . . .«
    »Lass uns hier niedersitzen«, unterbrach sie ihn und wies auf eine kleine Grotte im Berghang. »Ich habe mich bisher nicht beklagt, aber nach all den Erlebnissen kann ich mich kaum mehr auf den Beinen halten.«
    Sie setzten sich.
    »Mein Gott«, seufzte sie, »so viele Eindrücke . . . Wenn ich nur daran denke, damals, nach der Verfolgungsjagd am Stober,als ich davon erzählt habe, hat mir keine geglaubt, weder Elż bieta , noch Anka, noch Kaśka, keine wollte mir Glauben schenken. Und jetzt? Wenn ich von der Entführung erzähle, von unsrem Flug über den Himmel? Vom Hexensabbat? Ich werde . . .« Sie räusperte sich. »Ich werde ihnen wohl überhaupt nichts erzählen.«
    »Das wird wohl besser sein.« Er nickte. »Einmal ganz abgesehen von diesen unglaublichen Dingen, ich würde in deinen Erzählungen nicht besonders gut wegkommen, stimmt’s? Würde lächerlich erscheinen und gemein zugleich. Und kriminell. Aus einem Narren ist ein Räuber geworden . . .«
    »Aber doch nicht freiwillig«, unterbrach sie ihn sofort, »und nicht durch eigenes Tun. Wer könnte das besser wissen als ich? Ich habe in Münsterberg deine Gefährten aufgesucht. Und hab’ ihnen verraten, dass sie dich auf Stolz gefangen setzen wollten. Ich kann mir schon denken, was darauf folgte, und ich weiß, dass wegen mir alles so gekommen ist.«
    »So einfach ist das nicht.«
    Ein Weilchen saßen sie schweigend da, sahen auf die Feuer und die darum herumtanzenden Silhouetten und lauschten dem Gesang.
    »Reinmar?«
    »Ich höre.«
    »Was bedeutet das: Toledo? Warum haben sie dich so genannt?«
    »In Toledo, in Kastilien«, erklärte er ihr, »befindet sich eine berühmte Akademie für Magie. Es ist üblich geworden, wenigstens in gewissen Kreisen, diejenigen so zu nennen, die an den Universitäten die Arkana der Zauberei studiert haben, um sie von jenen zu unterscheiden, denen die magischen Mächte angeboren sind, und bei denen das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben wird.«
    »Und du hast sie studiert?«
    »In Prag. Dort hab ich sie studiert. Aber nur kurz und sehr oberflächlich.«
    »Es hat gereicht.« Mit leichtem Zögern berührte sie seine Hand, dann fasste sie sie, mutiger geworden. »Man sieht, dass du fleißig studiert hast. Ich habe dir noch nicht einmal gedankt. Für den Mut, den ich bewundere, und für die Fähigkeiten, mit denen du mich befreit hast . . . mich vor einem Unglück gerettet hast. Zuvor hast du mir nur leid getan, ich war fasziniert von deiner Geschichte, die direkt den Werken eines Chrétien de Troyes oder eines Hartmann von Aue hätte entnommen sein können. Jetzt bewundere ich dich. Du bist mutig und klug, mein himmlischer Ritter von der fliegenden Eichenbank. Ich will, dass du mein Ritter bist, mein magischer Toledo. Mein und nur mein. Und deshalb, wegen dieser rasenden und eigennützigen Eifersucht, wollte ich dich nicht diesem Mädchen überlassen. Ich wollte dich ihr auch nicht einen Augenblick lang überlassen.«
    »Du«, brachte er endlich verlegen hervor, »hast mich öfter gerettet als ich dich. Ich stehe in deiner Schuld. Und ich habe dir auch noch nicht gedankt. Wenigstens nicht so, wie es sich gehört. Aber ich habe mir geschworen, wenn ich dir wiederbegegne, falle ich dir zu Füßen . . .«
    »Danke mir«, sie schmiegte sich an ihn, »so, wie es sich gehört. Und fall mir zu Füßen. Ich habe davon geträumt, dass du mir zu

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