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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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wie? Ich bin gleich wieder da.“
    Langsam schien das Medikament zu wirken. Sabine lag ruhig auf dem Bett, Käfer hielt ihre Hand. „Erzählen kannst du später, wir haben so viel Zeit. Aber du brauchst was für den Magen. Ich geh einmal in die Küche nachschauen.“
    Als Käfer wiederkam, hielt er einen dampfenden Kaffeebecher in der Hand. „Da ist Rindsuppe drin, extra nachgesalzen. Komm, setz dich vorsichtig auf.“ Sabine tat wie geheißen, nahm zögernd einen Schluck, hustete und presste eine Hand auf ihren Leib. „Ich glaube, der Teufel holt mich, Daniel.“
    „Das soll er gefälligst bleiben lassen. Du musst wohl oder übel mit mir vorlieb nehmen. Los, versuchen wir’s, noch einen Schluck!“
    Es dauerte lange, bis der Becher endlich leer war. Käfer stellte ihn auf den Boden. „Na also! Morgen früh bist du wie neu. Wetten wir?“
    Sie schaute ernst drein. „Nein, wir wetten nicht. Ich werde nie wieder sein, wie ich war.“
    „Wegen deinem Ausrutscher heute Abend? Sabine, du bist dein ganzes Leben noch nie aus dem Rahmen gefallen. Und jetzt bist du schockiert.“
    „Ja, Daniel, ich bin schockiert. Aber nicht über die Tanzmaus auf dem Tisch und nicht über den Suff und den Kater. Ich habe als Fotografin versagt. Blind für Motive, taub für Informationen, aber recht brauchbar als blöde Kuh. Ich hasse mich aufrichtig und innig. Und ich geb’s auf. Morgen reise ich ab.“
    „Resignation ist unprofessionell, Sabine.“
    „Ich bin unprofessionell.“
    „Mach dich nicht lächerlich.“
    „Lächerlich? War’s heute nicht genug?“
    Käfer lächelte. „Nein. Es ist nie genug.“
    „Was grinst du so blöd?“
    „Verliebte schaun immer so drein.“ Er gab ihr einen vorsichtigen Kuss.
    „Lass das, Daniel. Ich muss scheußlich schmecken.“
    „Ach wo. Jetzt sag einmal: Was ist denn überhaupt passiert?“
    „Also, du hast diese Narrengruppen ja auch erlebt …“
    „Maschkera, na klar.“
    „Was soll ich mit Fotos, die halblustige Verkleidungen zeigen, oder tollpatschige Provokation? Ich muss die Kraft dahinter sichtbar machen, Daniel, die Leidenschaft, die solche Gestalten durch den Winter treibt, oder die Lust oder was immer. Darum habe ich versucht, mit ein paar von denen ernsthaft ins Gespräch zu kommen.“
    „Ein Fehler.“
    „Und was für einer auch noch. Ohne Alkohol ging’s natürlich nicht ab. Irgendwann habe ich mich ganz wohl gefühlt in der Runde und dann … die ultimative Erkenntnis: Lass dich fallen, Sabine, lass dich treiben, sei Teil des Irrsinns, und irgendwann hast du’s und trittst ganz cool einen Schritt zurück. Klick! Ein wesentliches Foto. Klick! Und noch eins. Aber nichts hat geklickt, nicht einmal mein Gehirn, beim Ausschalten.“
    „Künstlerpech, Sabine. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Hubert Schlömmer hat mir versprochen, dir zu helfen – wenn der nicht Bescheid weiß, dann keiner.“
    „Reizend. Onkel Hubert gibt auf kleines Mädi Acht und sagt ihm, welche Bildchen es machen soll. Nein, danke.“
    „Genau so war’s nicht gemeint. Er soll dich zum Kern der Sache bringen, ohne bedrohliche Nebenerscheinungen.“
    Sabine hatte jetzt nasse Augen. „Vor zwei Tagen hätte mir das noch gefallen können. Aber jetzt reicht’s mir. Sei nicht bös, bitte.“
    Daniel Käfer stand auf, ging zum Fenster und schaute in die Nacht. Der Schneefall war dichter geworden. Er hörte Sabines Stimme hinter seinem Rücken.
    „Du, Daniel …, danke für heute und so.“
    Er nahm wieder neben ihr auf der Bettkante Platz. „Nicht der Rede wert. Ich würde für dich jederzeit wieder mit geschwungenem Mammutknochen eine heimtückische Überzahl niedermähen.“
    „Hast du wirklich? Hab ich gar nicht wahrgenommen.“
    „Na ja, ganz so blutig war’s nicht. Sag trotzdem Ritter zu mir, Sabine!“
    „Wenn’s dir Spaß macht? Himmel, was geht’s mir schlecht.“
    Käfer schaute auf die Uhr. „Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch ein wenig vom bekanntermaßen wohltuenden Schlaf vor Mitternacht zu erwischen. Vorhin, bei deinem Schönheitstanz, war ich entschieden dagegen, dass du dich ausziehst. Jetzt verlange ich es gebieterisch.“
    Sabine brachte ein klägliches Lächeln zuwege. „Ich fürchte, du musst mir dabei helfen.“
    Zitternd kroch sie unter die Bettdecke. „Lass bitte das Licht am Klo an, Daniel, ich meine, zum Hinfinden, wenn’s eilig werden sollte in der Nacht.“
    „Sehr vernünftig, ist schon erledigt. Darf ich jetzt zu dir?“
    „Nicht zu nahe

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