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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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Großkatzen.
    »Sag mal, du bist doch hoffentlich nicht sauer, weil ich so schnell weg war? Ich meine, wir hatten ja kein echtes
Date,
oder?«
    Ich kann seinen Angstschweiß förmlich riechen. Mein Raubtierinstinkt ist geweckt.
    »Natürlich
nicht
«, antworte ich. »Ich würde nur generell lieber gefragt werden, ehe man mir im Zuge eines Nicht-Dates einen Nicht-Kuss gibt.«
    Ramys ohnehin schon dunkle Wangen nehmen nun einen leichten Violettstich an.
    »Wäre ein einfaches
Entschuldigung
ausreichend, Ma’am?«
    Ma’am?
Ich weiß plötzlich, warum die Frauen ihm so hoffnungslos verfallen sind. Er ist kein Fake. Er mag aussehen wie eine handelsübliche Plastikversion des perfekten Supermannes, doch sein Charme ist absolut echt. Wie zum Beweis streckt er die Hand aus.
    »Freunde?«
    »Spinnst du?«, haucht eine Kopfkino-Dotti und presst ihren Körper eng an einen Kopfkino-Ramy, der seltsamerweise plötzlich Smoking und Zylinder trägt und dessen glattrasierte Wangen nach einem ganz bestimmten Aftershave riechen, das …
    »Freunde!«
    Ich blinzle die Vision rasch weg und schüttle seine Hand. Sie fühlt sich warm und kräftig an. Den Strauß Rosen, den er mir mit der anderen wie eine entsicherte Waffe entgegenstreckt, nehme ich vorsichtig entgegen und rümpfe die Nase angesichts des betörenden Geruchs.
    Ein seltsames Geräusch, halb Seufzen, halb Grunzen, erklingt aus Richtung Bürotür.
    »Danke, Frau Plasnitsch, Sie können dann wieder an Ihre Arbeit gehen«, sage ich laut.
    »Äh, möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«, fiepst sie an Ramy gewandt. Er will antworten, doch ich bin schneller, haste mit fünf langen Schritten zur Bürotür und drücke sie entschlossen zu, was für einen empörten Ausruf auf der anderen Seite sorgt. Hier drinnen herrscht plötzlich peinliche Stille.
    »Stella kennst du ja schon«, sage ich, um der Situation die Schärfe zu nehmen, und starre unentschlossen auf den Blumenstrauß in meinem Arm. Was macht man mit so etwas? Einen leichten Sommersalat?
    Ramy nickt Stella zu.
    »Wir hatten das Vergnügen, nachdem Sie mich mit der Tür dort fast ermordet haben.« Die Grübchen schürfen sich tief in seine Wangen ein. Stella lächelt zuckersüß.
    »Glauben Sie mir, Herr Kareem, wenn ich Sie hätte ermorden wollen, wären Sie längst Fischfutter im Ägäischen Meer.«
    Er lacht und setzt sich schließlich mit einer eleganten Bewegung auf meine Schreibtischkante.
    »Ich bin allerdings aus einem anderen Grund hier als Blumen und Fischfutter.«
    Das war ja klar. Eine Entschuldigung vorzubringen, hätte ihn wohl nicht sechs Tage gekostet.
    »Was willst du?«
    »Ich will dich, Dotti …«
    Mein Herz setzt mehrere Schläge aus.
    »… im Rampenlicht.«
    »Wie?«
    »Ich will dich im Rampenlicht. Ist dir eigentlich bewusst, wie viele Fans du inzwischen auf Facebook hast? Wie hoch die Anzahl der Besucher deines Blogs ist und wie viele Kommentare zu jedem Beitrag kommen, der deinen Namen enthält? Du wurdest im Parlament zitiert, auf YouTube parodiert, und täglich gibt es mehr Menschen in diesem Land, die dir folgen. Und weißt du, warum?«
    »Weil sie eine Ikone ist«, sagt Stella.
    »Genau.« Ramys dunkle Augen leuchten vor Begeisterung, so dass er tatsächlich ein wenig wie ein junger griechischer Gott aussieht. Was denke ich da bloß?
    »Dein Blog ist der Anfang. Der Mauerblümchenclub wird der
Fight Club
unserer Generation. Die Möglichkeit, sich verbal zu singularisieren. Aber wir brauchen mehr Öffentlichkeit! Eine größere Plattform, mit der wir die Einspänner da draußen erreichen. Einen medialen Coup.«
    »Wir?«
    Er ignoriert die Frage.
    »Du musst ins Fernsehen, Dotti. Nicht bloß in die Nachrichten oder in die Society-Shows, nein, viel besser!«
    »Dancing Stars?«,
erkundige ich mich und ahne Grauenhaftes. Vor meinem inneren Auge wirbelt mich ein klein geratener Flamenco-Erzengel übers Parkett, der sich Julio nennt und nach zu hoch dosiertem Axe riecht.
    »Quatsch. Die nächste Staffel startet doch erst im Frühjahr.« Seine Mundwinkel zucken. »Nein, ich habe mehr an etwas mit großer soziokultureller Wirkung gedacht.«
    Tanzende Parkbankhintern?
    »Und das wäre?«
    Ramys Grinsen wird breiter.
    »Nein!«
    »Es ist die Show mit der größten Reichweite. Und du hast Glück, ich habe einen guten Draht zu ihm.«
    »Ich habe nein gesagt. Mit Ausrufezeichen.«
    »Ich glaube, er steht ein bisschen auf mich.«
    Stella blickt verwirrt zwischen uns hin und her.
    »Wovon sprecht

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