Nasenduscher: Roman (German Edition)
starren, sollte die afroamerikanische Pigmentierung Bridgets für keinerlei Probleme sorgen und unser Plan somit funktionieren.
DiiiingDoooong.
Wow, das nenne ich Timing. Das muss sie sein. Frau Schirmer. Vor Schreck lässt Jana unseren dunkelhäutigen Nachwuchs zu Boden fallen. Sogleich beschwert sich Bridget mit rollenden Augen und einem weinerlichen Jammern darüber. Meine Freundin schaut mich hingegen mit hochrotem Kopf an.
»Ich kann das nicht, Robert.«
»Doch, du kannst. Tu es für deinen Job. Die Wohnung. Für uns und … unser Kind.«
»Wir haben kein Kind, Robert, das ist ’ne Puppe.«
Hm, stimmt. Ich deute zum Schlafzimmer.
»Dann für unseren neuen Mitbewohner.«
»Na toll. Unser neuer Mitbewohner reibt sich höchstwahrscheinlich gerade seine Geschlechtsteile an unserem Bettpfosten wund.«
»Nun sei nicht so negativ. Wenn wir es nicht wenigstens probieren, sitzen wir zum nächsten Ersten auf der Straße. Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue.«
Ich weiß natürlich nicht, was ich tue, dennoch ernte ich ein zustimmendes Nicken, und Little Bridget verdreht die Augen, als sie wieder an die Dockingstation von Janas Brust geführt wird.
»Okay, Robert. Dann mach jetzt die Tür auf.«
Ich schwinge mich auf und nehme als optische und olfaktorische Unterstützung eine vorher präparierte Windel mit Katzenkacke mit. Nach einem kräftigen Nieser atme ich noch einmal tief durch, was sich jedoch als Fehler erweist. Bäh! Katzenkacke stinkt erbärmlich. Dann öffne ich die Tür. Vor mir steht Frau Schirmer, die sich weder von der Windel noch von meiner Krustennase irritieren lässt und ohne Umschweife damit beginnt, sich in Rage zu reden.
»Also, Herr Süßemilch, es tut mir persönlich ja sehr leid, aber das geht nun mal zu weit.«
Die Windel genügt also noch nicht. Ich muss nachlegen. Jetzt heißt es, cool zu bleiben und den Bluff durchzuziehen. Ich beuge mich vor und sage im Flüsterton: »Wenn Sie vielleicht etwas leiser wären, Frau Schirmer. Meine Freundin hat gerade das Baby gestillt, und wir sind froh, dass es jetzt endlich schläft.«
»Meinetwegen, aber das geht trotzdem nicht. Im Mietvertrag steht klipp und klar, dass keinerlei Haustiere erlaubt sind und Zuwiderhandlung mit sofortiger … Moment mal, welches Baby?«
Na endlich, es hat gedauert, aber jetzt scheint der Groschen gefallen zu sein.
»Unser Baby, Frau Schirmer. Die kleine Maus ist ja so ein Sonnenschein.«
»Sie haben … Sie und Frau Klopp haben …«
Wirkungstreffer. Ich habe Frau Schirmer genau da, wo ich sie haben wollte. Sie wankt. Vielleicht brauchen wir die Show mit den Kindersachen im Wohnzimmer ja gar nicht, und ich kann die Angelegenheit hier an der Tür klären. Ich setze also direkt einen Leberhaken hinterher.
»Ja, ist das nicht toll? Wir sind gestern erst aus dem Krankenhaus nach Hause zurückgekehrt. Und falls die Kleine zu laut war, tut uns das natürlich schrecklich leid. Aber was soll man da als Eltern machen? Sie kennen das ja.«
»Nein, äh … ich meine ja, natürlich. Aber ich dachte immer, Sie mögen keine Kinder.«
Ich habe sie an den Seilen stehen. Jetzt gilt es, dranzubleiben und Links-rechts-Kombinationen zu schlagen.
»Ich? Ich und keine Kinder lieben? Wie kommen Sie denn darauf? Ich liebe Kinder. Sie sind doch schließlich unsere, na, wie heißt es … äh … Zukunft.«
Zwanghaft versuche ich, alle Stereotypen von mir bekannten Eltern abzurufen und sie Frau Schirmer anzubieten. Aber mit der Erklärung »Kinder sind unsere Zukunft« erschöpft sich meine Argumentationskette bereits wieder. Kinder sind einfach nicht mein stärkstes Thema.
»Aber davon wusste ich ja gar nichts.«
Jetzt setze ich zum vorzeitigen K. o. an. Ein letzter gezielter Schlag zum Glaskinn, und sie ist ausgeknockt.
»Wir wollten erst ganz sicher sein, dass alles gut verläuft. Schließlich ist es ja unser erstes Kind. Und da haben wir beschlossen, dass wir es zunächst für uns behalten.«
Und tatsächlich. Frau Schirmer zieht ihr Kündigungsschreiben zurück und lässt es in ihrer Handtasche verschwinden. Aus, aus, der Kampf ist aus. Sieg in der ersten Runde. Geschafft! Der Bluff hat funktioniert.
»Aha. Ja dann, dann ist das natürlich etwas anderes. Wie heißt es denn?«
»Wer?«
»Na, das Kind, Ihre Tochter. Sie sagten doch was von der Kleinen .«
Verdammt. Wie einst Rocky Balboa ist Frau Schirmer ein zäher Kämpfer. So leicht gibt sie sich nicht geschlagen. Ich hatte mit Jana nicht über den Namen unseres
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