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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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der Bar eingenommen, nippe an meinem Martini und habe Romeo wie ein Pferd vor dem Saloon an meinen Hocker gebunden. Mittlerweile haben wir schon einige Seemeilen in Richtung Belize zurückgelegt, was man ständig anhand von diversen Bildschirmgrafiken kontrollieren kann.
    »Martini on the rocks please«, bestellt hinter mir eine Dame ihren Drink. Dann tippt sie mir auf die Schulter und deutet auf den verwaisten Stuhl neben mir. »Excuse me, is this one free?«
    Ich drehe mich um, sehe aufgrund meiner Blindheit offiziell natürlich nichts, inoffiziell aber eine unglaublich attraktive Blondine mit Abendkleid, ausladenden Brüsten und sexy Ausstrahlung.
    »Yes«, stammele ich und nicke.
    »Oh, sorry. I didn’t recognized that your’re blind.«
    »No problem.«
    Ich bin von mir selbst beeindruckt, dass ich sie ohne Probleme verstehe. Anscheinend hat der Englischunterricht in der Schule doch eine längere Haltbarkeitsdauer als vermutet.
    »Your’re not american, don’t you?«
    »No. I’m german.«
    »Ach wirklich?«, antwortet sie auf Deutsch, wenn auch mit leichtem Akzent.
    »Sie sprechen Deutsch?«, frage ich erstaunt.
    »Ja, meine Mutter ist Deutsche. Aus Stuttgart.«
    »Sie sprechen gut Deutsch.«
    »Danke, ich bin übrigens Tiffany aus New York.«
    Sie streckt mir ihre Hand entgegen, zieht sie aber sofort zurück, noch bevor ich den Handschlag erwidern kann. »Sorry, Sie sind ja blind und können nicht sehen, wenn ich Ihnen die Hand geben will.«
    »Ja, richtig, ich bin blind«, erkläre ich und strecke ihr nun meine Hand entgegen.
    Tiffany ergreift sie.
    »Angenehm. Robert aus Frankfurt.«
    »Reisen Sie alleine?«, fragt sie mit samtener Stimme.
    »Moment, da wir uns altersmäßig wohl recht nah sind, bin ich zunächst mal dafür, dass wir uns duzen.«
    »Wow, du kannst mein Alter an meiner Stimme erkennen?«
    Nein, an deinem Gesicht und an deinen strammen Brüsten. Das denke ich zumindest. Sagen muss ich natürlich etwas ganz anderes. Und ich setze sogar noch einen drauf.
    »Ja, deine Stimme klingt jung, dazu irgendwie blond.«
    »Wahnsinn. Das stimmt. Ich bin blond. Das ist ja fast unheimlich.«
    Okay, sie ist naiv, aber wohl auch die Einzige an Bord, deren Brüste den Kampf gegen die Schwerkraft noch nicht verloren haben und eine der wenigen, die schneller über das Schiff gehen kann als Ebbe und Flut.
    »Ja, wir Blinden sind halt auf anderen Ebenen sehr feinfühlig. Und nein, ich reise nicht alleine. Ich reise in Begleitung.«
    Ich rücke etwas zurück und gebe den Blick auf Romeo frei, der noch immer leicht benebelt von dem Beruhigungsmittel am Boden liegt und schlummert.
    »Oh, wie süß. Eine Katze.«
    Kinder und Tiere haben eine unerklärliche Anziehungskraft auf Frauen. Sofort bückt sich Tiffany zu Romeo und streichelt sein preisgekröntes Fell. Dabei gewährt ihr Dekolleté einen tiefen Einblick, der selbst in der freizügigen Karibik für Aufruhr sorgen dürfte. »Wie heißt sie?«
    »Er. Er ist ein Kater und heißt Romeo.«
    »Hi, Romeo. Du eroberst bestimmt die Herzen der Katzen in deiner Stadt. Du bist ja wunderschön.«
    Hatschi!
    »Gesundheit.«
    »Oh, fang besser nicht damit an, mir Gesundheit zu wünschen. Ich bin Allergiker und niese ständig.«
    »Ich hoffe nicht gegen Tierhaare.« Tiffany lacht, doch bemerkt sie nach wenigen Sekunden, dass genau das ins Schwarze trifft.
    »Oh, no. Wirklich?«
    »Ja, es ist so. Ich kann im wahrsten Sinne des Wortes meinen Begleiter nicht riechen.«
    »Wie makaber.«
    »Ja, aber ich liebe ihn nun mal. Und du? Reist du alleine, Tiffany?«
    »Du kannst mich ruhig Tiff nennen. Tiffany nannte mich immer nur mein Vater, wenn ich was Böses gemacht hatte.«
    »Okay, Tiff.«
    »Nein, ich bin mit meinem Sohn Jerry unterwegs. Er ist fünf und schläft.«
    »Und du kannst ihn einfach so in der Kabine lassen?«
    Anstatt zu antworten, stellt Tiffany ein Babyphone vor mir auf den Tresen.
    »Jerry ist da so wie ich. Wenn er erst mal eingeschlafen ist, weckt ihn so schnell nichts mehr auf.«
    Eines der schönen Dinge meiner Blindheit ist die Tatsache, dass ich Tiffany selbst während des Redens ungeniert in den Ausschnitt blicken kann. Es macht die Täuschung sogar noch perfekter. Es ist nicht so, dass ich mit dem Gedanken spielen würde, mit ihr etwas anfangen zu wollen. Dafür liebe ich Jana viel zu sehr, aber als Mann schaut man nun mal gerne schöne Frauen an. Und da ich einer der wenigen Männer an Bord unter hundert bin, was sich sowohl auf mein Alter wie auf mein

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