Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
Vom Netzwerk:
aus?«
    »Kurze, hohle Nudeln. Wie ein schräg zerschnittener Strohhalm.«
    Herr Grilic kann sogar noch scherzen. Ich bewundere ihn dafür.
    »Aber nicht wie Schmetterlinge?«
    »Auf gar keinen Fall, da kann ich Sie beruhigen.«
    »Dann nehme ich die.«
    »Gerne.«
    Ich beuge mich vor und möchte mich wieder in das Gespräch einbringen, als Tiffany noch eine winzige Änderung ihrer Bestellung vornehmen möchte.
    »Aber ohne Kapern.«
    Ich lehne mich wieder zurück.
    »Kein Problem.«
    Herr Grilic notiert und lächelt abschließend. Ich beuge mich abermals vor. Durch meinen leeren Magen und das viele Hin-und-Her-Wippen wird mir bereits etwas flau im Magen.
    »Und was war noch mal die Soße?«
    Und wieder zurück. Ich komme mir etwas autistisch vor.
    »Frischer Spinat und Käse-Sahne-Soße.«
    »Sahnesoße? Das geht gar nicht.« Tiff winkt ab und deutet auf ihre schlanke und vermutlich abgesaugte Hüfte. »Wissen Sie, ich muss auf meine Figur achten.«
    »Madam, ich würde zwar behaupten, dass dies bei Ihnen nicht nötig ist, aber wir können die Soße natürlich gerne weglassen.«
    Ich gründe einen Grilic-Fanklub. Der Mann ist nicht nur wahnsinnig geduldig, er macht ihr sogar noch Komplimente. Tiffany zahlt es ihm mit einem vielsagenden Augenaufschlag zurück.
    »Sehr charmant.«
    »Nur die Wahrheit, Madam. Also nur mit Spinat.«
    »Nein, das ist doch viel zu trocken. Könnte ich vielleicht die Tomatensuppe der Vorspeise als Soße haben?«
    »Wenn Sie möchten, bringe ich Ihnen gerne eine Tasse Tomatensuppe, die Sie sich dann nach Ihren Wünschen mischen können.«
    Endlich nimmt Tiff ihre Hände von der Karte und scheint zufrieden. Ich pendele derweil wieder als menschliche Schiffschaukel in meine Ausgangsposition zurück.
    »Das klingt klasse. Dann können Sie eigentlich den Spinat auch gleich weglassen.«
    »Okay, auch keinen Spinat.«
    »Vielen Dank.«
    »Kein Problem.«
    »Und von allem nur eine kleine Portion.«
    »Natürlich.« Herr Grilic notiert. »Also einmal eine Kinderportion Nudeln ohne alles und eine Tomatensuppe.«
    Schön zusammengefasst, Herr Grilic. Das hätte Tiffany auch einfacher haben können. Ich beende meine Schaukelei und bin in diesem Moment unendlich froh, mit Jana eine Frau an meiner Seite zu haben, mit der man ohne Probleme ins Restaurant gehen kann. Egal ob Fast Food oder beim Edel-Italiener um die Ecke. Sie isst und bestellt ganz normal. Es ist eine pendelarme Beziehung mit ihr.

43
    Mundraub
    S chon nach kurzer Wartezeit bringt uns Herr Grilic die georderten Speisen mit all den von Tiff gewünschten Extras. Alles wie besprochen und in bester Qualität. Mein Filet ist ein einziger Traum. Es ist zart, und die Sauce béarnaise fließt sämig über jede einzelne Fleischfaser. Das Einzige, was mich nervt, ist Tiffany. Nachdem sie ihren Kinderteller innerhalb von vier Minuten verputzt hat, scheint ihr Hungergefühl nicht wirklich gestillt zu sein. Was mich im Grunde auch nicht wundert. Ihre Frage, ob sie mir das Fleisch schneiden soll, bewerte ich aufgrund meiner Blindheit fälschlicherweise als Höflichkeit. Denn nur Sekunden später erkenne ich den wahren Beweggrund ihrer Frage. Heimlich, still und leise wandert ihre Gabel zu meinem Teller, und sie klaut sich immer wieder ein saftiges Stück Steak.
    Zuerst denke ich noch, dass dies unter die Kategorie Probieren fällt. Doch weit gefehlt. Immer wieder verschwindet wie von Zauberhand ein weiteres Stück Rinderfilet von meinem Teller.
    Das gibt’s doch wohl nicht. Sie hätte sich doch auch selbst ein komplettes Stück Tier bestellen können. Und bei Rinderfilet kenne ich grundsätzlich keinerlei Pardon. Nur kann ich ja nichts sagen. Offiziell bin ich blind und sehe den Mundraub nicht einmal.
    Mir bleibt nur ein Ausweg.
    Ihre Gabel hat erneut den Tellerrand überschritten und ist unwiederbringlich in fremdes Land eingedrungen, als ich mich zur Gegenoffensive mittels eines Luftschlags entscheide. Mit leichtem Schwung aus dem Handgelenk lasse ich meine eigene Gabel im Sturzflug gen Teller niederfahren und lande einen Volltreffer. Mit chirurgischer Präzision bohren sich die Spitzen meines Bestecks in ihren Handrücken.
    »Ahh … Fuck.« Der Aufschrei ist kurz, genügt aber, dass sich die umliegenden Tischnachbarn entrüstet zu uns umdrehen. Ihre Handarmee kapituliert und zieht sich umgehend hinter ihre eigenen Grenzen zurück. Zugleich setze ich ein verdutztes Gesicht auf, pendle wie Stevie Wonder mit dem Kopf und schaue in ihre

Weitere Kostenlose Bücher