Nasenduscher: Roman (German Edition)
weißt du doch, was ich für einen Beruf habe, oder?«
»Schon, aber …«
»Glaub mir, ich hab schon ’ne Menge hässlichere Penisse eingerieben als den hier.«
»Na, wenn du denkst, du hast damit mehr Glück.«
Ich reiche Tiffany die Tube mit der Creme, die sie sogleich fachmännisch aufträgt und verreibt. Und Romeo? Dieser Drecksack sitzt während der gesamten Salbung seelenruhig da, schnurrt wohlig und verdreht zufrieden die Augen. Du verdammter Pornokater.
»Okay, ich bin fertig. Wir können los.«
Tiffany streichelt ihm zum Abschluss noch ein wenig das Köpfchen und den Bauch.
»Das gibt’s doch gar nicht. Bei mir macht er immer so einen Terror.«
Tiff zieht sich noch einmal den Lippenstift nach. Dann geht sie zur Kabinentür und greift mir im Vorbeigehen kurz in den Schritt.
»Tja, Rob, in diesem Bereich bin ich halt ein Profi.«
Ich bin sprachlos und bleibe mit offenem Mund zurück.
»Kommst du jetzt, oder willst du auch noch eine Behandlung?«
Ich ziehe Romeo hinter mir her und nicke.
»Nein, nein, ich komme. Also, ich meine …«
Sie lacht. »Schon okay, Rob. Meine Güte, du bist aber schnell aus der Fassung zu bringen.«
42
Wer isst schon Schmetterlinge?
W ir entscheiden uns dazu, zur Feier des Tages in einem der Hauptrestaurants zu dinieren. Ein durchaus stimmungsvolles Bild breitet sich vor uns aus, als wir die Stufen hinab ins Restaurant gehen und wirklich jeder in seinen feinsten weißen Zwirn gekleidet ist. Mit einer einzigen Ausnahme: Hajo und Gitte. An den beiden scheint das Motto des Abends irgendwie vorbeimarschiert zu sein. Wir setzen uns an einen Nebentisch, so, dass ich etwas lauschen kann. Und schon nach zwei Sätzen kann ich die Erklärung für ihr unangepasstes Outfit herausfiltern. Da sie beide fast kein Englisch sprechen und Hajo auch nicht in der Sprechstunde der deutschen Reisebegleitung war, haben sie es schlicht und einfach verpasst, dass heute White Night ist. Hajo trägt immerhin aus Zufall ein helles Hemd mit gelbem Pullunder. Mit viel Fantasie also immerhin ein Dunkelweiß. Gitte eine lila Bluse mit farblich passendem Rock. Sehr schick … aber halt überhaupt nicht weiß! Nachdem sie ihn mehrfach angemotzt hat, dass er das doch wissen müsse, da er doch gestern mit der Reisebegleitung gesprochen habe, hat sie sich nun auch noch bei ihm beschwert, dass er schon wieder das Gleiche wie gestern essen will. Er solle doch mal was anderes ausprobieren. »Hajo, also wirklich …«
Die Karte des Abends hält für jeden Geschmack etwas bereit. Als Vorspeise Tomatensuppe, ein Salatteller oder einen Früchtecocktail; als Hauptgang gibt es neben den täglichen Menüs heute auch noch drei spezielle Gerichte: Filet Mignon vom argentinischen Hochlandrind mit Sauce béarnaise und jungem Gemüse, Farfalle-Nudeln mit Kapern an frischem Spinat mit einer Käse-Sahne-Soße sowie ein vegetarisches Gericht für die Eilhoffs dieser Welt.
Tiffany liest mir vor, klappt die Karte zu und legt sie vor sich auf den Tisch.
»Ich habe irgendwie gar nicht so einen großen Hunger. Wie sieht’s bei dir aus?«
»Oh, ich habe Hunger. Ich denke, ich nehme das Filet. Das hört sich lecker an.«
»Ja, aber das ist bestimmt wahnsinnig fettig mit der Soße. Ich muss da ein wenig auf meine Figur achten. Sonst bekomme ich keine Rollenangebote mehr.«
»Rollenangebote?«
»Na ja, ich sollte beim Vögeln vor der Kamera doch wohl besser nicht so aussehen, als ob ich zur Schlachtbank geführt werde, oder?«
»Verstehe.«
Der zuständige Ober kommt an unseren Tisch, stellt sich uns vor und möchte zunächst unsere Getränkebestellung aufnehmen. Er hat uns anscheinend bereits reden gehört, denn er spricht mich auf Deutsch an.
»Was darf es sein, Sir?«
»Ähm, für mich bitte ein Bier.«
Der Ober, ein junger, breitschultriger Kroate namens Herr Grilic, notiert etwas auf seinem Block und hebt darauf wieder seinen Kopf.
»Pils oder Lager?«
»Pils.«
»Darf’s ein deutsches Bier sein?«
»Perfekt.«
»Und die Dame?«
»Für mich bitte eine kleine Cola.«
»Gerne.«
»Haben Sie hier Pepsi oder Coca-Cola?«
»Pepsi.«
Tiff schmollt und zieht ihre Stirn kraus.
»Ich mag ja lieber Coca-Cola.«
»Tut mir leid. Wir haben, wie gesagt, nur Pepsi.«
»Na gut, dann eben ’ne Pepsi.«
Herr Grilic notiert auch dies und möchte gerade zum nächsten Tisch, als Tiff ihn doch noch mal zurückwinkt.
»Ach, noch eine Sache«, sagt sie. »Die Pepsi bitte ohne Eiswürfel.«
»Kein Problem.«
»Und
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