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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wollen? Was hättest du davon, den Krieg zu gewinnen und die Femtiten zu befreien, wenn dann doch alle zugrunde gingen?«
    Gerner zögerte einen Moment.
    »Und wie gedenkst du zu verhindern, dass Cetus, wie du sagst, unsere Welt verbrennt?«
    »Ich … ich weiß es nicht«, antwortete Talitha. »Aber ich weiß, dass Verba uns weiterhelfen kann.«
    Gerner lachte. »Und darf man vielleicht mal erfahren, wo dieser Verba jetzt ist?«
    »Er ist verschwunden, und wir müssen ihn wiederfinden.«
    »Ein Mann, der von sich behauptet, fünfzigtausend Jahre alt zu sein … Der soll unser Retter sein? Über welche Kräfte verfügt er denn, dass er in der Lage sein soll, in das Wirken der Götter einzugreifen?«
    Talitha antwortete nicht.
    »Und wie willst du ihn dazu bringen, uns zu helfen, wenn er doch, deiner Erzählung nach, genau das bei eurer ersten Begegnung abgelehnt hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich …«
    »Dafür dass du derart von deiner Geschichte überzeugt bist«, unterbrach Gerner sie, »gibt es wirklich vieles, was du nicht weißt. Aber darauf kommt es auch nicht mehr an, denn du bist praktisch schon auf dem Weg nach Hause.«
    »Nein!«, schrie Talitha.
    »Ein Abgesandter mit deinem Dolch im Gepäck ist vor ein paar Stunden aufgebrochen: Den wird er deinem Vater vorlegen und dann mit ihm die Übergabe aushandeln. Dann kannst du dem Grafen deine Geschichte erzählen. Mal sehen, ob er dir glaubt.«
    »Das wird er niemals tun.«
    »Dann ist er klüger, als man annehmen würde.« Gerner schlug zweimal mit der Faust auf den Boden, und sofort erschien auf der Schwelle eine Wache. »Schaff sie fort.«
    »Nein! Nein!« Talitha wand sich und wollte losstürmen, doch der Mann konnte sie festhalten. »Das ist das Todesurteil für uns alle. Das ist das Todesurteil für die ganze Welt!«, schrie sie Gerner zu.
    Sie zappelte weiter, während der Rebell sie fortgeschleifte. Gerner ließ sich nicht beeindrucken und schwieg, während Saiph neben ihm entsetzt feststellte, dass er völlig machtlos war. Das, was er am meisten gefürchtet hatte, geschah tatsächlich.

11
    E ndlich wieder ein richtiger Tempel, und nicht mehr die schäbige, nach dem Brand in aller Eile hochgezogene große Hütte, eingezwängt zwischen den Häuschen, die sich um den Talarethstamm drängten, sondern ein echtes, ehrwürdiges, solides Gebäude. Wie alle Tempel war es halbrund und aus hellem Talarethholz gefertigt. Die Säulen, die die Tempelschiffe voneinander trennten, waren Baumstämmen nachempfunden und gingen mit steinernen Blumensträußen als Kapitelle in die Deckenbögen über. Decke und Fußboden spiegelten einander mit großartigen Darstellungen der Göttin Mira. Während aber der Boden aus kostbaren, bunten Mosai ksteinchen bestand, war die Darstellung an der Decke aus Glas und in solch grellen Farben gefertigt, dass einem beim Anblick die Augen davon schmerzten. Auch die Fassade mit dem Portal war aus Glas, allerdings vollkommen durchsichtig, sodass das Licht ungehindert und rein in den Raum fiel. Es war ein heißer Tag, wie so oft in diesem Jahr. Viele konnten sich gar nicht mehr erinnern, wann der letzte Regen gefallen war.
    Grele hatte sich bäuchlings auf dem Boden ausgestreckt und die Arme gespreizt. Angenehm kühl fühlte sich der Marmor an ihrer Wange an. Doch mehr als alles andere befriedigte sie das zarte Gefühl des Sieges, das sie an diesem Morgen beim Aufwachen überkommen hatte. Zwei Sklavinnen waren zu ihr getreten und hatten sie angekleidet. Sie stammten aus Megassas Palast, und nur selten zuvor hatte Grele solch disziplinierte, gewissenhafte Dienerinnen erlebt.
    Gesenkten Hauptes und in ehrfürchtiger Haltung traten sie bei ihr ein. Sanft und feinfühlig waren ihre Berührungen, so als sei ihnen etwas sehr Kostbares anvertraut. Derart ehrerbietig war sie zuletzt nur vor der Tragödie behandelt worden. Beeindruckend fand Grele auch, dass sich die beiden nicht von ihrer entstellten Gesichtshälfte verunsichern ließen. Sie wa ren wirklich sehr gut erzogen. Unter ihren leichten Gewändern erkannte Grele große dunkle Flecken, Spuren, die der Strafstock hinterlassen hatte. Und sie freute sich daran. Die Femtiten waren Tiere, und wie Tiere musste man sie behandeln.
    Zum heutigen Anlass hatte sie ihre Kombattantinnenkleidung beiseitegelegt und trug nun wieder, zum letzten Mal, das gelbe Gewand und die Frisur der Novizin. Als sie sich schließlich im Spiegel betrachtete, fand sie sich selbst wunderschön. Der verunstaltete Teil ihres

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