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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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es, der mir auftrug, den Anweisungen von Priesterin Grele zu gehorchen.«
    »Und wer ist dein Herr?«
    »Seine Exzellenz, der Graf von Messe.«
    Kora musste sich an der Kaminwand festhalten, um nicht umzufallen.
    »Was ist, Herrin? Geht es Euch nicht gut? Ihr seid so blass«, fragte Galja.
    »Doch, doch, mir geht’s gut.« Kora wandte sich wieder dem Jungen zu. »Hast du die Arznei da?«
    »Nein, die Priesterin Grele übergibt sie mir jeden Abend neu, nach Sonnenuntergang.«
    »Dann pass mal auf, was wir jetzt machen. Morgen lässt du sie dir wieder aushändigen, aber anstatt sie der Kleinen Mutter zu verabreichen, bringst du sie mir.«
    »Dann hat ja die Kleine Mutter gar keine Arznei.«
    »Sei unbesorgt, ich gebe dir das Mittel wieder zurück«, antwortete Kora und fügte hinzu: »Ich möchte nicht Grele danach fragen. Sie könnte sonst auf den Gedanken kommen, dass du mir alles erzählt hast.«
    Der Junge zitterte wieder. »Ach je, wenn sie etwas merkt …«
    »Das wird sie ganz sicher nicht.«
    Der Sklave schaute Kora noch einen Moment zweifelnd an. »Gut, Herrin. Ich werde tun, was Ihr verlangt«, sagte er dann.
    »Gib die Arznei an Galja weiter. Sie wird dich hier in der Küche aufsuchen.«
    Der Junge nickte.
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte Kora und streichelte ihm dabei über die Wange. Was sie gehört hatte, bestätigte ihre schlimmsten Albträume. Aber noch war Zeit, Grele aufzuhalten und ihren ruchlosen Plan zu vereiteln.
    Sie öffnete die Tür und huschte aus der Küche. Dabei bemerkte sie nicht, dass beim Herd jemand stand, der gerade seine Aufgaben vernachlässigte, jemand, der sie ganz aus der Nähe aufmerksam beobachtete.

20
    A n den ersten Tagen war Saiph immer am Rand des Verbotenen Waldes, im Grenzgebiet zum Reich des Winters, entlangmarschiert. Mit kleinen Abstechern, nicht länger als einen Tag, hatte er das dahinter liegende Territorium erkundet, und wieder bestätigte sich, dass es im Verbotenen Wald von Bedrohungen nur so wimmelte. Die Tierwelt war besonders aggressiv, hier lebten Drachen, wie man sie in Talaria nicht kannte, wilde Tiere, die wohl noch nie einem Talariten oder Femtiten begegnet waren. Wenn sie Saiph erblickten, griffen sie sofort an, entweder aus Jagdinstinkt oder um ihr Revier zu verteidigen.
    Aber Saiph hatte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen: Während seines Aufenthalts im Rebellendorf Sesshas Enar hatte er die Melodien erlernt, mit denen sich diese unheimlichen Tiere fernhalten ließen, hatte sich eine hölzerne Ulika besorgt und immer wieder darauf geübt. Gleich am ersten Tag musste er diese neuen Kenntnisse anwenden. Ein bulliger Drache mit stämmigen Beinen und einem kantigen Maul hatte seinen Weg gekreuzt und ihn bedrohlich angefaucht. Die erste Melodie brachte nicht den gewünschten Erfolg, und hektisch musste Saiph es mit ein paar anderen versuchen, bis er endlich die richtige gefunden hatte und die Bestie vertrieb, bevor sie über ihn herfiel.
    Wie gefährlich das Erkunden des Waldes war, wurde ihm von Tag zu Tag deutlicher. Irgendetwas lockte diese Tiere an und verhinderte, dass Saiph länger als eine halbe Stunde hineinwandern konnte, ohne auf irgendein Ungeheuer zu stoßen, das sich ihm wütend entgegenstellte und ihn in Stücke reißen wollte.
    Nachdem er zwei Tage lang auf diese Weise herumgeirrt war, kam er darauf, dass er seinen Geruch verbergen musste. Wahrscheinlich strömte sein Körper etwas aus, das die Tierwelt in diesem Wald wild machte, eine Ausdünstung, die die Bestien über viele Meilen Entfernung witterten und sie unwiderstehlich anzog.
    Er erinnerte sich, dass er am ersten Tag, während er essbare Früchte als Reiseproviant suchte, auf Beeren mit einem extrem penetranten Geruch gestoßen war. Vielleicht waren die das Richtige für ihn. So suchte er wieder nach diesen Sträuchern und pflückte eine ordentliche Portion Beeren, die er auf seinem Körper verrieb, sodass ihr Saft seine Kleider durchtränkte. Sogleich wurde es besser. Immer noch bewegte er sich mit größter Vorsicht in den Wald hinein, doch die Drachen, die über ihn hinwegflogen, beachteten ihn kaum noch.
    V on da an verlief die Wanderung ruhiger, und Saiphs größt e Sorge war es nur noch, sich in der immer dichteren, verschlungenen Vegetation zurechtzufinden. Verba hatte sein Versteck und dessen Lage recht genau beschrieben, aber deswegen war es nicht einfach zu finden.
    Je tiefer er eindrang, desto undurchdringlicher schien der Wald. Seen mit ätzendem Wasser lagen immer wieder

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