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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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erklärte Gerner. »Das gesamte Reich des Winters steht vor dem Zusammenbruch: An allen Ecken und Enden erheben sich die Sklaven, und besonders in den Minen wird die Lage für die Sklavenhalter immer bedrohlicher.«
    Bei einem Aufstand hatten die Femtiten ihre Herren mit bloßen Händen niedergemacht. Auch im weiter südlich gelegenen Reich des Herbstes loderten immer mehr neue Brandherde auf. Für Aufsehen hatte besonders das Schicksal einer Grafenfamilie in einer Kleinstadt gesorgt, die vollständig, vom ältesten bis zum jüngsten Angehörigen, von ihren Sklaven ausgelöscht wurde. Talitha erschauderte, als sie von den kaltblütig ermordeten talaritischen Frauen und Kindern hörte . Sicher war es nicht ungewöhnlich, dass es während eines Krieges zu solchen Gräueltaten kam, besonders wenn es über viele Jahre gequälte und misshandelte Sklaven waren, die sich so mit Blut befleckten. Dennoch hoffte Talitha, dass es sich um Einzelfälle handeln möge.
    »Die Bürde dieses Einsatzes liegt nicht allein auf unseren Schultern«, erklärte Gerner, »wir agieren gemeinsam mit anderen Rebelleneinheiten, die sich unter der Führung des Rats des Neuen Volkes zusammengeschlossen haben. Das bedeutet, mit den Einzelaktionen der verschiedenen Gruppierungen ist nun Schluss, fortan bilden wir ein echtes Heer. Ein Heer mit einer einzigen großen Aufgabe: alle Brüder und Schwestern unseres Volkes von der Sklaverei zu befreien!«
    Die Rebellen brachen in Jubelstürme aus, und eine Welle der Begeisterung schien alle mit neuer Kraft zu erfüllen. Die Versammlung wurde aufgelöst, und alle liefen rasch zu ihren Hütten, ungeduldig die Waffen anzulegen und alles für den Einsatz vorzubereiten.
    Noch nicht einmal eine Stunde später erfolgte der Abmarsch. Melkise wollte Grif davon überzeugen, im Dorf zu bleiben, doch dessen Gesundheitszustand hatte sich so verbessert, dass der Junge darauf bestand, mit ins Feld zu ziehen. Schließlich durfte er sich anschließen, allerdings unter der Bedingung, dass er den eigentlichen Kampfaktionen fernblieb, zusammen mit den wenigen Frauen, die sich mit ihnen auf den Weg machten.
    Während der Reise war Talitha ununterbrochen mit Melkise zusammen, und verwundert merkte sie, dass sie sich in seiner Gegenwart immer wohler fühlte. Noch nie war sie mit jemandem, der nicht Saiph war, so gut ausgekommen. Dass sie sich mit Saiph so gut verstand, war völlig normal: Schließlich kannten sie sich von klein auf, und so war es auch immer ganz natürlich gewesen, dass sie viel Zeit zusammen verbracht, sich eine Kammer geteilt und sich auch mal berührt hatten. Aber wieso erlebte sie jetzt etwas Ähnliches mit einem Mann, der bis vor wenigen Tagen noch ihr Feind gewesen war?
    Als nach zwei Tagen einige Meilen vor der Ortschaft Bemotha ihr Ziel in Sicht kam, verschlug der Anblick Talitha den Atem. Im Schutz einer mächtigen steilen Eiswand, über der ein uralter Talareth mit seinem knorrigen Stamm aufragte, war eine unübersehbare Anzahl von Zelten aufgebaut worden, zwischen denen sich Hunderte von Rebellen bewegten. So viele hatte sie noch nie zusammen gesehen. Ihre Zelte sahen verwahrlost aus, und das ganze Lager war ein großes Durcheinander, in dem sie nicht einmal die Wege erkennen konnte. Doch ein einziges großes Ziel hatte alle an diesem Ort zusammengeführt.
    Talitha hatte Mühe, sich nicht von Gefühlen überwältigen zu lassen. Von nun an würde es keine vereinzelten Scharmützel mehr geben, deren Ausgang von der Tapferkeit einer Handvoll Femtiten abhing, sondern nur noch Angriffe auf breiter Front. Es war ein Krieg im wahrsten Sinne des Wortes, der nun begann, wobei es sich aber um einen ganz besonderen Krieg handelte. Es war der lange herbeigesehnte Befreiungskrieg, von dem sie die Femtiten hatte singen hören, wenn sie an Saiphs Seite die Abende in den Sklavenunterkünften des Palastes in Messe verbracht hatte. Allein schon dieser Gedanke ließ ihr Herz höher schlagen.
    Auch Melkise schien beeindruckt, und ebenso Grif an seiner Seite, der mit großen Augen dieses Schauspiel betrachtete.
    »Nun denn«, sagte Melkise und legte ihm die Hände auf die Schultern, »wollen wir mal sehen, was uns dort unten erwartet.«
    Die Drachen, die sie bis zum Lager gebracht hatten, ließen sie rings um die Zeltstadt, wie zum Schutz der Rebellen. Talitha und Melkise suchten das größte und ordentlichste Zelt auf, in dem das Kommando untergebracht war. Dort wies man ihnen eine Unterkunft am Rande des Lagers zu, in

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