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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Linie am Horizont auf. Nach einigen weiteren Stunden Flug hatte sie sich sichtbar verbreitert und verwandelte sich langsam in die unverwechselbaren Umrisse einer Bergkette.
    »Die Berge, Mareth, die Berge!«, jubelte Saiph, doch eigentlich gab es nicht viel, worüber er sich freuen konnte. Sein Wasservorrat hatte stark abgenommen, der Proviant ging zur Neige, und sein Drache schien am Ende seiner Kräfte. Aber immerhin, die Landschaft veränderte sich, und das gab ihm das Gefühl, sich nicht ganz umsonst auf den Weg gemacht zu haben. Inständig hoffte er, dass es sich um die Berge handeln möge, die Verba erwähnt hatte. Die Richtung, der er gefolgt war, musste stimmen, das zumindest ließ ihn die Stellung der Sonnen am Himmel vermuten.
    Vor der Bergkette glaubte er, einen Streifen zu erkennen, der eine andere Farbe aufwies. Vielleicht wuchs dort wieder etwas.
    Mit einem Mal entdeckte er noch etwas, und er fragte sich, warum ihm dies nicht früher aufgefallen war. Es war eine düstere Ruine, die wie ein Fleck in einem Glas voller Milch aus dem Weiß der Großen Ebene in die Höhe ragte. Saiph ließ seinen Drachen geradewegs darauf zuhalten, und je näher sie kamen, desto deutlicher zeigte sich die Ruine in ihren Ausmaßen: Sie war immens, so groß wie ein gewaltiger Palast, und hatte eine merkwürdige Form, die nicht von der Natur gemacht war.
    Nicht weit entfernt ließ Saiph seinen Drachen landen, und kaum war er abgestiegen, sank Mareth völlig entkräftet zu Boden. Vor ihnen aber ragte eine gewaltige Konstruktion in die Höhe, die von den Ausmaßen nur mit der riesengroßen, verlassenen Fabrikhalle vergleichbar war, über deren Dach er damals mit Talitha aus Messe geflohen war. Sie schien halb im Erdboden versunken oder besser – in Anbetracht von dessen Härte – mit Gewalt hineingepresst worden zu sein. Sie war wie ein überdimensionaler Kahn geformt, dessen sichtbarer Teil mindestens sechzig Ellen hoch und über hundert Ellen breit war. Der Kahn lag etwas gekippt, sodass der Bug zum Himmel aufragte. Fast sah es so aus, als wollte er die weiße Erde wie Wasser durchpflügen und sei beim Ritt über nicht existierende Wellen erstarrt. Er war leicht zu einer Seite geneigt.
    Staunend stand Saiph da. Noch nie hatte er etwas Vergleichbares gesehen, denn solche Schiffe gab es in Talaria nicht. Aber vor allem, was hatte solch ein überdimensionales Wasserfahrzeug in der Wüste verloren?
    Der Kahn war tiefschwarz, wie ausgebrannt, doch als Saiph ihn berührte, merkte er, dass er aus Stein war. Aber das war unmöglich, denn gleichzeitig war er wie Holz gemasert. Was war das? Eine Skulptur? Jedenfalls war es ein Wrack, und die Bruchstellen waren nicht wie Stein zertrümmert, sondern wie Holz zersplittert.
    Eine Hand am Rumpf, wanderte Saiph um den Kahn herum. Hier und dort erblickte er nahe des Bodens seltsame geometrische Figuren, die ebenfalls in den Stein gemeißelt waren: Sie waren rund mit einem Loch in der Mitte oder länglich wie flache, eine Hand breite Tropfen oder aber verästelt, sodass sie wie versteinerte Algen aussahen.
    Schließlich hatte er seinen Rundgang beendet und stand wieder ratlos vor dem rätselhaften Kahn. In keiner Sage, die er kannte, wurde von derlei Dingen in Zusammenhang mit dem Namenlosen Ort berichtet. Wenn die Alten von ihm erzählten, war es immer eine tote Einöde, in der nicht nur heute niemand lebte, sondern in der niemals in der Geschichte Nashiras vernunftbegabte Wesen gelebt hatten. Und da lag nun dieser gigantische Kahn, offensichtlich dazu gebaut, weite Wasserflächen zu befahren, an die kein See Talarias auch nur annähernd heranreichte. Wer waren seine Erbauer? Und wie hatten sie ihn dorthin befördert?
    Vielleicht gab es hier einmal Wasser, vor langer Zeit … , dachte Saiph, und der Gedanke erfüllte ihn mit einer seltsamen Unruhe. Unwillkürlich sah er zum Himmel, zu den beiden Sonnen, die so hell strahlten wie noch nie zuvor.
    Ein dumpfes Beben riss ihn fast von den Beinen. Mareth brüllte auf, und Saiph fuhr herum. Das Beben war so stark, dass er das Gleichgewicht verlor. Die Erde vor ihm explodierte. In einem Meer aus Funken und Splittern sprang ein gigantisches Insekt hervor, mit acht langen haarigen Beinen und einem schmalen, ovalen Körper. Sein Kopf war mit mächtigen Scheren besetzt, die hektisch auf und zu schnappten. Es hätte ein Perid sein können, eine jener kleinen Spinnen, die in Talaria sehr verbreitet waren, wäre es nicht tausend- und abertausendmal

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