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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Seite kämpfen würden, und wehmütig erinnerte sich Talitha an ihre letzte Schlacht. Immer mehr traurige Erinnerungen belasteten sie: Nichts schien es mehr zu geben, weder in jüngster noch in entfernter Vergangenheit, was ihr im Rückblick keine Schmerzen bereitete. Also war es Zeit, in die Zukunft zu schauen. Sie hatte sich im Schwertkampf noch weiter verbessert, sie war stark und würde auch ohne Melkise zurechtkommen.
    Dieser, in dem anderen Transportkorb im Konvoi, blickte immer wieder zu ihr. Er hatte Saiph ein Versprechen gegeben und würde es keinesfalls brechen.
    Früher als erwartet, kam die Stadt in Sicht. Die Schlacht, die hier geschlagen werden musste, würde ganz anders als die bei dem Minengelände sein. Dort hatten die Rebellen ihren Einsatz in aller Ruhe planen und vorbereiten können. Dieses Mal mussten sie gleich in Aktion treten. Schon aus der Ferne sahen sie die Feuer, die aus den Häusern unter dem Talareth schlugen. So wirkten sie noch baufälliger, als Talitha sie in Erinnerung hatte. Es waren einfachste Steinhäuser, die sich längs eines Netzes kreisförmig angeordneter Gässchen aneinanderreihten. Talitha erkannte, halb verborgen unter den Talarethästen, das Wirtshaus wieder, wo sie mit Saiph Essen erbettelt hatte. Talitha sah die Stadt wieder genau so vor sich, wie sie sich ihnen Monate zuvor präsentiert hatte, und sie meinte, Saiphs Gegenwart zu spüren. Doch als sie herumfuhr, saß da nur irgendeiner der anderen Rebellen hinter ihr, während sich Melkise in dem Korb neben ihr bereits zum Kampf gerüstet hatte.
    »Es geht los!«, rief der Femtit, der den Drachen ritt.
    Kaum hatten sie den Boden berührt, sprang Talitha aus dem Korb und zückte das Schwert.
    Sie nahm den Schal mit dem Aritella-Gelee vom Gesicht und atmete tief die Gerüche des Krieges ein. Überall war Rauch, der schmerzhaft in die Lungen eindrang. Herzzerreißende Schreie hallten durch die Luft, stiegen hinter dem grauen Vorhang auf, der sich vor die brennenden Häuser geschoben hatte. Mit einem Mal tauchte aus dem Rauch undeutlich eine Gestalt auf. Talitha nahm nur das Funkeln einer Klinge wahr und riss das Schwert hoch, aber zu spät: Mit einem Schrei, den bluttriefenden Dolch fest in der Hand, die Miene verzerrt von einer Mischung aus Hass und Furcht, warf sich ein Talarit auf sie. Doch sein Lauf endete, bevor seine Klinge Talithas Brust auch nur streifen konnte. Er verdrehte die Augen, und eine Klingenspitze trat eine Handbreit aus seinem Bauch aus. Dann sackte der Mann in sich zusammen. Hinter ihm stand Melkise.
    »Beweg dich, oder willst du dich abschlachten lassen?«, schrie er ihr zu und fuhr sofort wieder herum, um sich einem weiteren Gegner entgegenzustellen, und noch einem, und wieder einem. Es hatte etwas Ergreifendes für Talitha, wie er vor ihr hin und her sprang und sich breit machte, um sie zu beschützen.
    Da schob sie alle Gefühle zur Seite und stürzte sich auf zwei Gardisten und durchbohrte sie, fast ohne Gegenwehr und mit dem vertrauten Schmerz im Arm. Es waren Soldaten einer anderen Einheit als in der letzten Schlacht: Dort bei den Minen hatten sie gegen Männer gekämpft, die für den Krieg ausgebildet waren, während ihnen hier in Oltero städtische Gardisten gegenüberstanden, die bisher nur mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung befasst und auf die offene Feldschlacht nicht vorbereitet waren.
    Wohin Talithas auch sah, überall flohen Zivilisten zu Dutzenden. Die Augen vor Schreck geweitet, die Kleidung zerrissen und blutbesudelt, bei diesem Anblick fiel es Talitha schwer, sie als Feinde zu betrachten. In ihren Gesichtern war keine Spur mehr jener Herren, die Saiph an einem warmen Abend in einem früheren Leben vor den Priesterinnen und Novizinnen fast zu Tode geprügelt hatten, und auch den gleichgültigen Blick ihres Vaters erkannte sie nicht, als er damals einen jungen Sklaven wegen vermeintlichen Diebstahls hatte hinrichten lassen. Was sie allerdings in diesen Gesichtern wiedererkannte, war die Panik der Sklaven, wenn der Stock auf sie niederfuhr, das Entsetzen der in den Minen des Eisgebirges zu Tode gebrachten Femtiten, das Antlitz aller Opfer Talarias. Ihr Zorn verrauchte, der Wunsch zu kämpfen schmolz wie der Schnee in Sesshas Enar, an dem Tag, als es dort geregnet hatte.
    Ein weiterer Gardist stellte sich ihr entgegen, und Talitha ließ Verbas Schwert rasend schnell durch die Luft wirbeln und streckte ihn nieder. Je mehr Feinde sie tötete, desto stärker wurde sie, und

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