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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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grenzenlosen Nichts, war sie der Halt, an den er sich klammerte, um zu überleben. Bald würde auch das Atmen zum Problem werden: Die Kräfte des Luftkristalls an dem Talarethzweig waren längst erschöpft, und er hatte die letzten Aritella-Vorräte anbrechen müssen. Einen Zipfel seines Schals mit dem Gelee auf der Innenseite musste er sich stets dicht vor die Nase halten, damit er dessen Kräfte nutzen konnte.
    So hatte er sich die Berge nicht vorgestellt. Es waren riesengroße Felspfeiler, die im Sonnenuntergang rötlich funkelten und sich majestätisch aus der flachen Ebene erhoben. Als er nahe genug herangekommen war und ihre Beschaffenheit genauer erkennen konnte, stellte er fest, dass der Fels aus unzähligen winzigen Organismen, die zu Fossilien vers teinert waren, bestand. Wohin er auch blickte, überall Sp uren von unbekanntem Leben, das vor langer Zeit erloschen war.
    Er begann den Aufstieg, kam aber nur mühsam vorwärts, denn die Felsen waren scharfkantig und fielen steil zu tiefen Schluchten ab. Aber immerhin erleichterte ihm das Klima den beschwerlichen Weg. Es war genauso, wie Verba es beschrieben hatte: mild, mit angenehm lauen Temperaturen. Das überzeugte ihn, dass er auf dem richtigen Weg war. Wie groß das Gebirge war, in dem er sich bewegte, davon hatte er allerdings keine Vorstellung, und folglich auch nicht, wie weit der Weg noch war. Und Proviant und Wasser waren fast gänzlich aufgebraucht.
    Abends lagerte er dort, wo es eben ging, häufig an extrem unbequemen Stellen. Diese Berge schienen nicht dazu gemacht, irgendjemandem einen Lebensraum zu bieten. Sie waren unzugänglich, unwegsam, abweisend. Und doch musste es dort einmal Leben gegeben haben. An manchen Stellen waren die Steilwände von flacheren Bändern durchzogen, auf denen sich Geröll gesammelt hatte. Darunter fand Saiph einen Stein, in dessen Rückseite sich, gut erkennbar, die Gräten eines versteinerten Fisches eingeprägt hatten. Längs der Ränder erkannte er auch noch die Umrisse seines Leibes sowie in der Mitte eine dunklere Fläche, die von den inneren Organen des Tieres stammen könnte. Der Fisch hatte wenig gemein mit jenen, die sich in den Flüssen und Seen Talarias tummelten: Er besaß nur ein Auge, genau in der Mitte des Kopfes, der selbst auffallend groß und mit spitzen Zähnen besetzt war. Überall fand Saiph Steine mit verschiedensten Fischfossilien, auf anderen waren die Abdrücke von Algen zu erkennen. Wie waren diese Fische bloß ins Gebirge gekommen? Und wenn es dort oben Wasser gegeben hatte – viel Wasser, wenn er an die Entfernung zwischen dem Riesenkahn und diesem seltsamen Gebirge dachte –, wo war es geblieben?
    Saiph fragte sich, ob die Priester und Priesterinnen Talarias mehr darüber wussten, was sich tatsächlich hinter dem Namenlosen Ort verbarg, und ob dies der Grund war, warum sie verboten hatten, ihn aufzusuchen. Dieser Ort steckte voller Rätsel und warf Fragen auf, die die Religion wahrscheinlich nicht beantworten konnte. Andere Lebewesen hatten vor ihnen Nashira bewohnt, und wie es aussah, waren sie vernunftbegabt gewesen. Waren die Talariten also nicht das von den Göttern auserwählte Volk? Was war aus den anderen Völkern geworden. Und welchem Volk gehörte Verba an?
    Aber bald wurden solche Fragen wieder von den Problemen verdrängt, die Saiphs Leben bedrohten.
    Sein Proviant war fast aufgebraucht, und dort oben gab es nicht die Spur von Essbarem. Eine letzte Wurzel war ihm geblieben, die er in immer kleinere Stücke teilte, um so lange wie möglich etwas davon zu haben und sich die Illusion von Essen zu bewahren. Auch der Wasservorrat war bis auf ein paar Tropfen erschöpft, und seine Kehle war völlig ausgetrocknet. Ein wenig Gelee war ihm geblieben, aber kaum noch brauchbar ohne Wasser. Als er sich den letzten Tropfen in den Mund rinnen ließ, war ihm klar, dass dies sein Ende bedeutete, es sein denn, er würde wie durch ein Wunder eine Quelle finden. Dabei musste es dort, vor wer weiß wie vielen Jahrhunderten, Wasser ohne Ende gegeben haben, Wasser, so weit das Auge reichte. Allein der Gedanke brachte ihn schier um den Verstand. Doch er zwang sich, weiter zu klettern, auch wenn jede einzelne Faser seines Körpers verzweifelt nach Wasser schrie und er sich nur noch wünschte, einfach liegen zu bleiben und sich wie diese Fische versteinern zu lassen.
    Irgendwann war der Durst so schlimm, dass er versucht war, von dem Gelee zu essen, das einen winzigen Wasseranteil enthielt. Doch ihm

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