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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Geschenk: einen schlichten weißen Umschlag.
    »Gutschein für den Besuch eines Konzerts in Bebenhausen«, las sie. »Dein Pferd kann zuhören.«
    Sie lachte. »Gunnar? Hat jemand Gunnar gesehen?«
    Doch niemand hatte Gunnar gesehen, und so löste Julietta weiter Schleifen und Bänder an anderen Geschenken. Svenja fiel auf, dass sie kein Geschenk besaß, und sie schlich davon, um alleine durch den weitläufigen Garten zu wandern. In einer der Heckennischen fand sie Nils. Er saß auf einer Steinbank inmitten von rosaköpfigen Blumen und zählte etwas. Auf seinen Knien lag ein Umschlag, ähnlich dem von Julietta.
    Was er herausgenommen hatte und zählte, waren Scheine.
    »Hey, Nils«, sagte Svenja und freute sich, als er zusammenzuckte. »Wenn du zu viel Geld hast, nehm ich dir gerne was ab …«
    »Svenja.« Nils ließ Geld und Umschlag mit einer raschen Bewegung in seiner Tasche verschwinden. »Nein, danke, ich brauch mein Geld selbst. Die haben mir noch was geschuldet, hab ein paar Besorgungen für die Party gemacht und ausgelegt … Wie läuft’s bei dir?«
    Sie setzte sich neben ihn. »Hör mal, was sollte das, was du neulich gesagt hast? Von wegen, Gunnar wäre schon verheiratet?«
    Nils seufzte. »Gunnar ist mit einem Prinzip verheiratet«, sagte er. »Dem Prinzip des Ideals. Jeder muss sein Äußerstes tun, um einem Ideal nahezukommen. Du weißt, dass er nur arbeitet. Das wird eine erstklassige Ehe. Sie kann dann dem Ideal des perfekten Haushalts nacheifern, während er in der Klinik ist, oder wie?«
    »Sie scheint kein Problem mit Gunnars Prinzipien zu haben«, sagte Svenja.
    »Noch lebt sie nicht mit ihm zusammen.«
    Beinahe hätte Svenja gelacht. »Nein«, sagte sie. »Ich lebe mit ihm zusammen. Wir. Und er hat genug Zeit, Kopfstand zu machen und auf dem Dach Melone zu essen.«
    Nils sah sie an. »Du bist schon ziemlich verrückt, Svenja Wiedekind«, sagte er. »Weißt du das?«
    »Ja«, sagte Svenja.
    Der Tag war zu schön und die Töne des Akkordeons, die vom Steg heraufklangen, zu friedlich, um sich von Nils jemanden schlechtreden zu lassen. Vor allem Gunnar. Nils sah sie eine Weile an, dann lachte er. »Weißt du noch, der Abend draußen im Sudhaus? Ist ziemlich lange her, was? War aber schön.«
    Er beugte sich ein wenig zu ihr und streckte die Hand aus, um in ihr Haar zu greifen. Genau wie Katleen. Nein. Ganz anders.
    »Lass es, Nils«, sagte Svenja und stand auf. Er versuchte es mit dem Hundeblick, den sie schon kannte, saß zwischen den rosa blühenden Stauden und sah zu ihr auf wie ein Mann mit einem gebrochenem Herzen. »Warum bist du hier?«, fragte Svenja. »Warum hast du dich in diese Familie eingeschlichen, Nils? Irgendwas steckt doch dahinter. Ist es nur Julietta? Sie ist fast zehn Jahre älter als du. Oder ist es das Geld? Geld altert bekanntlich nicht.«
    »Doch«, sagte Nils mit einem Grinsen. »Es reift. Hau ab, Svenja. Du hast von manchen Dingen keine Ahnung.«
    Sie ließ ihn allein. Aber sein Grinsen hatte ungewohnt besorgt ausgesehen.
     
    Der Nachmittag ging, der Abend kam.
    Meistens geschieht es in dieser Reihenfolge.
    An den Bäumen blühten bunte Lampions auf. Klaviertöne schwebten durch den Garten wie Glühwürmchen. Das Akkordeon schlief unter einem Baum, während Nashville mit den Zwillingen durch den Garten wanderte. Svenja war noch immer erstaunt, wie gut sie sich verstanden, obwohl sie sich überhaupt nicht verstanden, da er kein Italienisch sprach und sie kaum Deutsch. Als es dunkel wurde, saß sie alleine auf einer Hollywoodschaukel zwischen den Bäumen und sah zu, wie die Zwillinge und Nashville auf der Wiese Kopfstand machten.
    »Svenja«, sagte Gunnar neben ihr, und sie zuckte zusammen. »Ich wollte nur sagen … Es gibt jetzt etwas zu essen. Sie haben das Buffet drinnen aufgebaut …«
    »Bist du extra gekommen, um mir das zu sagen?«, fragte sie und sah ihn an. In einem Augenwinkel trug er die gleiche Besorgnis wie Nils. Oder eine andere. »Du warst die ganze Zeit über verschwunden. Lass mich raten. Du hast dich drinnen irgendwo vergraben und gearbeitet. Ich glaube, Julietta hat dich gesucht.«
    »Sie hat mich längst gefunden«, sagte Gunnar. »Alles ist gut. Komm.«
    »Warte«, sagte Svenja. »Gunnar …« Sie sah sich um. Der Abend war lau und weich und verwischte die Konturen. Die Lichter der Lampions malten bunte Flecken hinein, ohne wirklich etwas zu erleuchten. Niemand würde sie sehen. Sie stand auf, streckte die Hand aus und legte sie an seine Wange. Er

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