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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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diesmal.«
    Er lachte wieder. »Soll ich dich abfragen?«
    »O ja, bitte, mitten in der Nacht, hier draußen«, sagte Svenja. »Unsinn. Erzähl weiter. Was ist mit Julietta?«
    »Julietta?«
    »Du heiratest sie, oder? Oder nicht?«
    »Doch. Natürlich. Ich … weiß nicht, was sie denkt. Sie widerspricht ihrem Vater nicht. Aber sie tut trotzdem, was sie will.«
    »Ihr könntet irgendwohin gehen. Weg. Wenn du sie heiratest, hast du das Geld, das du brauchst. Du musst keine Extradienste mehr machen. Dann …«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht bist du doch nur irgendeine Studentin.«
    »Nein, ich … ich glaube, ich verstehe. Du willst nicht das Geld heiraten, sondern die Frau. Aber … Gunnar? Wenn die kleine, unwichtige Studentin dich etwas fragen würde, das sie nichts angeht … Liebst du sie?«
    »Natürlich.« Die Antwort kam zu schnell, um ganz ehrlich zu sein.
    Svenja steckte die Hände in die Ärmel. Sie fror, die Nacht war schattig. Ein Arm legte sich um ihre Schultern, und das war überraschend, denn es war Gunnars Arm.
    »Und trotzdem renne ich durch die Stadt und denke nach und gable irgendwelche kleinen Studentinnen auf«, flüsterte er.
    Sie lehnte sich an ihn, ganz leicht. Er roch unglaublich gut. Friedel roch immer nach einer Mischung aus Alkohol, Zigaretten und Schimmel im Haus Nummer drei. Gunnar roch wie das Gegenteil von diesen Dingen.
    »Wie geht es deinem Kind?«, fragte er.
    »Nashville? Er ist nicht mein Kind«, sagte sie und fühlte eine Seifenblase aus Freude in sich aufsteigen, darüber, dass er das gesagt hatte. »Es geht ihm … Ich weiß nicht, wie es ihm geht.«
    Sie spürte das Gewicht von Gunnars Arm und seine Wärme und wünschte, er würde den Arm für immer genau dort lassen, wo er lag.
    »Erinnerst du dich an die tote Pennerin? In der Zeitung?«, flüsterte sie. »Die am Österberg?«
    »Hm.«
    »Das war seine Mutter.«
    »Bitte?« Er zog den Arm zurück und sah sie an, sein Gesicht verschwommen im Dunkel.
    »Ja«, sagte sie. »Sirja. Er ist sein ganzes Leben lang mit ihr herumgezogen. Von Stadt zu Stadt. Sie muss ziemlich seltsam gewesen sein … Sie haben draußen geschlafen, im Wald, sie mochte die Städte nicht.« Beinahe lachte sie. »Er … er ist sie besuchen gegangen. Jede Nacht. Die Leiche. Er … er war dabei. Er hat es gesehen. Wie jemand sie abgestochen hat.«
    »Gott!« Gunnar schüttelte den Kopf. »Glaubst du, es gibt einen Zusammenhang?«, fragte er schließlich. »Mit dem anderen … Mord? In der Unterführung?«
    »Es war ein Messer. Beide Male. Oder
etwas
wie ein Messer. Nashville sagt, der Typ im Wald hatte einen Degen. Es war ein Riese, sagt er, mindestens zwei Meter groß.«
    Gunnar sah sie an, sehr ernst. Nachts sah man die Schatten unter seinen Augen gar nicht, dachte sie; nachts sah er wacher aus als tags.
    »Svenja. Weiß der Junge, wer seine Mutter umgebracht hat? Hat er ihn erkannt?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher.«
    »Wenn er das weiß, und wenn der Mörder das weiß …«
    »Dann wird er versuchen, den Jungen zu beseitigen«, sagte sie, beinahe ärgerlich. »Das ist mir durchaus klar. Was denkst du, warum ich nachts durch die Stadt renne und nicht schlafen kann?«
    »Die Polizei …«
    »… würde ihn dabehalten. Vergiss es.« Der Ärger in ihrer Stimme war tiefer geworden und kantiger.
    »Verdammt, Svenja«, murmelte Gunnar. »Wenn es mein Kind wäre … Julietta will Kinder. Sie werden alle so hübsch sein wie sie. Lauter kleine Juliettas. Wenn ich eine kleine Julietta hätte und ein Mörder wäre hinter ihr her … Ich würde sie in Watte packen und in eine Streichholzschachtel sperren.«
    »Man kann ihn nicht einsperren! Nicht Nashville. Das wäre sein Ende. Er rennt dauernd alleine da draußen rum, auch nachts, und bisher ist nichts passiert … Stattdessen hat es den Zugfütterer erwischt.«
    »Vielleicht hat dein Mörder schon tausend Gelegenheiten verpasst.« Gunnar lachte. »Vielleicht ist der Kleine einfach zu schlau.«
    »Ich hoffe. Ich hoffe, dass er zu schlau ist, um sich fangen zu lassen. Manchmal denke ich, der Typ mit dem Messer … oder mit dem Degen … Er denkt, ich weiß etwas. Er denkt, Nashville hätte mir erzählt, wer der Mörder ist. Wenn er das denkt, ist er auch hinter mir her, verstehst du …«
    »Und da läufst du nachts alleine durch die Stadt, um nachzudenken!« Gunnar schüttelte den Kopf, hob den Arm, als wollte er ihn wieder um sie legen, und ließ es dann. Sein Schulterzucken war

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