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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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schwiegen. ˇerný starrte Anděl an. Man konnte förmlich sehen, wie sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Der Oberst spielte mit seiner leeren Kaffeetasse. »Ich hätte gerne noch etwas zu trinken, Junge«, sagte er und sah seinen Sohn an.
    ˇerný drückte geistesabwesend eine Taste auf seinem Telefon und bestellte noch einmal drei Kaffee und Wasser.
    »Hatte Honza Krasnohorský einen Grund, seine Frau zu töten?«, fragte Anděl noch einmal und sah ˇerný an.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte ˇerný. »Bis eben wusste ich noch nicht einmal, dass die beiden verheiratet waren. Ich hatte keine Ahnung, dass er … ich dachte immer, er …«
    »Was dachten Sie?«, fragte Anděl.
    ˇerný seufzte.
    »Ich dachte immer, er hätte ein Verhältnis mit Dana. Ich wusste es nicht sicher, es war nur eine Vermutung, und sie haben es beide immer bestritten. Sie hatten recht, ich war eifersüchtig – sie war eine so schöne, lebenslustige Frau. Schrecklich unabhängig. Und dann hat Franta – ein Kollege aus dem Krankenhaus – also, Franta hat an dem Tag, als das alles passiert ist, im Krankenhaus Witze gemacht. Er sagte etwas von einem Kind, und was für ein Scheusal ich doch sei, nicht nur meine Freundin, sondern auch noch mein Kind hierzulassen, nur damit ich diesen Posten auf Malta bekäme. Er war sauer – er hatte sich auch beworben, ebenso wie Honza übrigens. Ich war wie vor den Kopf gestoßen.« Er zögerte, fuhr dann aber fort. »Ich wusste nichts von einem Kind – Himmel, es wäre mir doch aufgefallen, wenn Dana schwanger gewesen wäre! Ich bin Arzt!«
    »Pathologe«, warf sein Vater trocken ein.
    Anděl grinste. Er wurde das Gefühl nicht los, dass der alte Mann seinen Sohn nicht besonders mochte.
    ˇerný überging den Einwand.
    »Wir waren allein im Raum – Franta, Honza und ich. Ich habe Honza angesehen, nachdem Franta mir diese Sachen an den Kopf geworfen hatte, und Honza – er war weiß wie die Wand. Ich dachte, es sei die Situation, die ihm unangenehm sei – ich war wütend, die Atmosphäre war ziemlich aufgeladen, wie Sie sich denken können. Honza mochte keine Auseinandersetzungen, er ging ihnen immer aus dem Weg. Aber jetzt...« Er zog eine weitere Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an.
    Die Luft im Raum war inzwischen zum Schneiden dick. Anděl stand auf, ging zum Fenster und öffnete es.
    »Danke«, sagte ˇerný.
    Anděl kehrte zu seinem Platz zurück. In diesem Moment kam die Sekretärin mit einem weiteren Tablett herein. Wieder stellte sie alles auf den Tisch, räumte die leeren Tassen auf das andere Tablett und brachte ihrem Chef eine neue Tasse Kaffee.
    »Ich musste türkischen machen, Herr Doktor, die Kaffeemaschine funktioniert plötzlich nicht mehr. Tut mir schrecklich leid.«
    »Schon gut. Der Filterkaffee war ohnehin grässlich. Werfen Sie das Ding am besten gleich weg«, sagte der Pathologe. »Haben Sie Zucker hineingetan?«
    Sie nickte und verließ mit dem schmutzigen Geschirr das Zimmer.
    »Wie gesagt«, fuhr ˇerný fort, »ich dachte, es sei die Situation, die ihm unangenehm sei, aber …«
    »Und nun denken Sie, es sei etwas dran gewesen?«, fragte Anděl.
    ˇerný zuckte die Achseln.
    »Wusste Krasnohorský, dass die Tote in der Wohnung nicht Dana war?«, wandte sich der Oberst an den Kommissar.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie schon tot war, als er kam. Wenn sie schon tot war – nun, dann wusste er es vielleicht nicht, denn sie starb an den Schlägen gegen ihren Schädel und das Gesicht. Wenn sie noch nicht tot war, dann könnte man annehmen, dass er seine eigene Frau wiedererkannt hätte.«
    Anděl dachte an die gefärbten Haare. Hätte Krasnohorský seine Frau erkannt mit den gefärbten Haaren? In dem Zustand? Sie hätte ja nach allem, was er wusste, zu dem Zeitpunkt längst in Österreich sein sollen. Es kam alles darauf an, ob Krasnohorský mit Dana unter einer Decke gesteckt hatte. Und Dana konnte nichts mehr dazu sagen. Dana war endgültig tot.
    »Was wollten Sie von Milan Hora, Herr Oberst?«, wechselte Anděl das Thema und sah den Oberst an.
    Der rührte keine Miene. Er war Profi genug, um zu wissen, dass sie auch ihn gesehen hatten, wenn sie vom Besuch seines Sohns bei Hora wussten.
    »Ich wollte mit ihm reden«, antwortete der Oberst.
    »Warum?«
    Der Oberst lächelte. »Wir sind – waren – alte Bekannte.«
    »Und haben Sie mit ihm geredet?«
    »Nein.«
    »Aber Sie waren in der Wohnung.«
    Der Oberst nickte. »Doch ich habe

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