Nasses Grab
»Nein, er ist nicht tot. Er ist verletzt. Sie haben ihn operiert. Er wird es schaffen, denke ich.«
»Ich will zu ihm, Magda.« Xenia stand erneut auf, packte ihre Handtasche und ging zur Tür. »Und auf dem Weg erzählst du mir, was passiert ist.«
Magda nickte.
»Also los«, sagte Xenia, als sie im Wagen saßen, »was ist geschehen?«
»Er war in seiner Wohnung in Žižkov«, begann Magda.
»Wer hat auf ihn geschossen?«
»Ich weiß es nicht, Xenia. Larissa war auch da.«
»Larissa? Was wollte sie dort?«
»Sie wohnt nebenan. Aber sie war in seiner Wohnung und …«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht, sie war bewusstlos, sie ist auch im Krankenhaus.«
»Ich verstehe kein Wort! Was soll das alles? Wieso war sie bewusstlos?«
»Ich weiß es nicht. Ich …«
»Guter Gott, Magda, was weißt du eigentlich?«
»Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich dir das wenige, was ich weiß, sagen.«
»Entschuldige.«
»Schon gut. Also. Jay war in seiner Wohnung, und Larissa war bei ihm. Vermutlich wollte sie mit ihm reden. Dann kam noch ein Besucher, allerdings mit weit weniger friedlichen Absichten, und hat auf Honza geschossen. Ich bin kurz darauf dort angekommen und habe die beiden gefunden. Ich habe Erste Hilfe geleistet, als Anděl und Nebeský kamen. Kurz nach ihnen kam der Notarzt und hat ihn und Larissa ins Krankenhaus gebracht. Ich bin mitgefahren. Jay wurde operiert. Er ist stabil. Liegt auf der Intensivstation. Er hatte Glück. Ich nehme an, dass er es schaffen wird.«
»Himmel, das dauert ja ewig!«, rief Xenia aus. »Dieser Verkehr ist die Hölle!«
Magda schlängelte sich so gut sie konnte durch den Stau.
»Was wolltest du dort?«, fragte Xenia plötzlich.
»Ich wollte mit ihm reden«, sagte Magda.
»Warum?«
Magda warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu. Wie sollte sie ihr sagen, was sie über Jay erfahren hatte? Verdammt, warum konnte David das nicht tun?
»Warum?«, drängte Xenia.
»Ich habe mit Anděl gesprochen und mit meiner Mutter. Xenia, ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll. Ich …«
»Halt an!«
»Was?«
»Halt an. Sofort.« Xenia drückte sich eine Hand vor den Mund. Sie war kreidebleich.
Magda scherte aus der Spur aus und hielt am Straßenrand in zweiter Reihe. Xenia stieß die Beifahrertür auf, beugte sich aus dem Wagen und erbrach sich auf die Straße.
»Xenia, was ist los mit dir?«, fragte Magda entsetzt.
Xenia lehnte sich erschöpft in den Sitz zurück und schloss die Beifahrertür.
»Jetzt ist es besser.« Sie holte tief Luft und atmete langsam aus.
»Xenia, was ist los?«
Ihre Freundin kramte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte sich den Mund ab. »Hast du etwas zu trinken dabei?«
Magda griff nach hinten, holte eine Flasche Wasser nach vorn und reichte sie Xenia. Die trank ein paar Schlucke und stellte die Flasche zwischen ihre Beine auf den Boden.
»Danke.«
Magda sah ihre Freundin nachdenklich an. Xenia saß blass mit geschlossenen Augen neben ihr, den Kopf nach hinten gelehnt. Sie atmete tief ein und wieder aus.
»Xenia, bist du etwa …?, fragte Magda.
»Schwanger, ja. Scheiße. Zu all dem Mist bin ich auch noch schwanger !«
»Seit wann weißt du das?«, fragte Magda.
»Seit heute. Mir war schon ein paar Tage ein bisschen schlecht, gestern früh habe ich mir fast die Seele aus dem Leib gekotzt – und dann habe ich heute früh einen Test gemacht. Ich konnte es nicht glauben, aber da waren sie, diese zwei hellblauen Streifen. Klar und eindeutig. Verdammter Mist!« Sie wandte sich Magda zu. »Ich habe ihn rausgeworfen. Dann kommt diese ganze Geschichte mit seiner Vergangenheit und Dana und Alena – und nun auch noch das! Ich weiß nicht, was ich tun soll, Magda. Was soll ich nur tun? Und jetzt liegt er auf der Intensivstation und … Was soll ich nur tun?« Sie schluchzte und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
Hinter ihnen hupte jemand. Magda ignorierte es. Sie nahm Xenia in den Arm, drückte sie an sich. Xenia war schwanger. Jay war – ein Mörder? Nun, zunächst mal war er ein Schwerverletzter auf der Intensivstation. Was auch immer er sonst noch sein mochte.
»Geht es besser?«, fragte Magda.
Xenia nickte. »Fahren wir«, sagte sie, »ich will zu ihm.«
Magda startete den Wagen und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. »Wir sind gleich da«, sagte sie.
»Hat er es getan?«, fragte Xenia. »Hat er Lenka getötet?«
»Ich glaube nicht.«
»Und Dana?«
»Ich weiß es nicht, Xenia.«
»Ich weiß nicht, ob ich
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