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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Honza ihn besorgt, der kam an die ausgefallensten Dinge ran. Ach, Honza! Ich habe in all den Jahren oft an ihn gedacht – ein wunderbarer Mann. Gerade heute Morgen hätte ich schwören können, dass ich ihn gesehen habe. Pah, vermutlich reines Wunschdenken, leider.« Sie seufzte verträumt. »Na, es war ja nicht nur Danas Geburtstag, sondern auch eine Art Abschiedsfeier. Wir wussten ja nicht, wann wir uns wiedersehen würden – oder ob überhaupt. Na, und dann ist Dana aufs Land gefahren zu einer Cousine, glaube ich, warten Sie – die wohnte irgendwo in Mähren. Und von dort ist sie nach Jugoslawien weitergefahren, armes Ding.« Lída nahm einen seidenen Fächer aus ihrer geräumigen Handtasche und begann, sich Luft zu zufächeln.
    »Lieber Gott, was für eine Hitze! Wo war ich? Ach ja. Der Urlaub. Dana ist also nach Mähren. Na, und Lenka ist gleich am nächsten Morgen weggefahren, nach Österreich zu einer Großtante, glaube ich. Nur ich bin dageblieben, hatte ja ein Kind, wissen Sie, da hätte ich nie für uns beide zusammen eine Ausreisegenehmigung bekommen. Und ohne meine Tochter wäre ich nirgendwo hingegangen, verstehen Sie? Es gab natürlich Leute, die haben das gemacht – ihre Kinder dagelassen, meine ich, und dann gehofft, dass das Rote Kreuz sie hier rausholt. Ich konnte das nie verstehen. Manchmal hat das Jahre gedauert. Schrecklich! Eine Freundin meiner Cousine hat das getan, können Sie sich das vorstellen?! Ist nach Kanada gefahren und einfach dageblieben mit ihrem Mann. Und den Sohn haben sie erst nach über zehn Jahren zu ihnen gelassen. Na, ich bin jedenfalls hiergeblieben.« Sie lachte. »Brav, wie ich war, durfte ich ab und an zu einem Konzert ins Ausland. Bin ja immer zurückgekommen. Wie der Karel Gott, wissen Sie? Hatte auch seine Vorteile. Na, und schließlich währt Unrecht nicht ewig, nicht wahr? Und als neunzehnhundertneunundachtzig die Revolution kam, da hatte ich auch die Freiheit, ohne den ganzen Ärger. Und wer weiß, ob ich im Ausland hätte singen können? Sonst kann ich ja leider nichts.« Sie lächelte kokett. »Und jetzt reise ich, wann ich nur kann, Herzchen. Die arme Dana ist ja nicht weit gekommen.«
    Etwas atemlos trank Lída ihren Sekt aus und winkte der Kellnerin, ihr ein weiteres Glas zu bringen. Ihr Wasser stand noch unberührt auf dem Tisch.
    »Habe ich Sie richtig verstanden, dass Dana nach Jugoslawien wollte, um dort zu bleiben? – Sagen Sie, würde es Sie stören, wenn ich mein Diktiergerät einschalte?«
    »Aber nein, Kindchen, stellen Sie das Ding nur auf den Tisch. Ich weiß, ich rede zu viel und zu schnell, das sagt meine Tochter auch immer.« Sie lachte wieder und fuhr fort. »Wo war ich? Ach, Jugoslawien, ja. – O ja, Dana wollte weg. Sie wollte in den Westen, wissen Sie, und das klappte manchmal über Jugoslawien, die waren nicht so hundertfünfzigprozentige Überzeugungstäter wie wir.« Sie kicherte verschwörerisch. »Dana und Lenka wollten zusammen nach Amerika – oder war es Kanada? Keine Ahnung, jedenfalls über den großen Teich. Allerdings frage ich mich bis heute, wie sie es geschafft haben, an diese Ausreisegenehmigungen zu kommen.« Lída schwieg nachdenklich.
    »Warum?«
    »Nun, Herzchen, es war 1977. Tiefste Eiszeit. Man konnte nicht einfach hergehen und sich eine Ausreisegenehmigung für den Westen abholen, wissen Sie. Jedenfalls nicht als alleinstehende Frau im gebärfähigen Alter. Nein.« Lída schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Wie hätten die beiden denn an die Ausreisegenehmigungen kommen können?«, fragte Larissa interessiert. Darüber hatte sie sich nie Gedanken gemacht.
    Lída dachte einen Moment nach und nippte wieder an ihrem Sekt. »Nun, eine Möglichkeit wäre gewesen, zu heiraten und den Gatten sozusagen als Pfand hier zurückzulassen. Aber die beiden waren nicht verheiratet, das hätte ich gewusst. Das Gleiche gilt natürlich, wenn die beiden Kinder gehabt hätten. Aber auch die hatten sie nicht. Und die dritte Möglichkeit ist ein bisschen unappetitlich. Die kommt überhaupt nicht infrage.«
    »Welche andere Möglichkeit?«
    »Wenn man mit einer Reisegruppe verreiste, durfte der eine oder andere auch als alleinstehende Person mit, wenn er sich im Gegenzug verpflichtete, seine Reisegefährten zu bespitzeln und später von ihren Kontakten und Gesprächen zu berichten. Aber das hätte weder Dana noch Lenka getan. Außerdem war Dana ja nicht mit einer Reisegruppe unterwegs, jedenfalls soviel ich weiß. Vergessen Sie es. Dann

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