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Nathalie küsst

Nathalie küsst

Titel: Nathalie küsst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foenkinos
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gut.»
    «Wunderbar. Ich werde versuchen, alles so einzurichten, dass Sie einen angenehmen Abend verbringen. Wenn mir das nicht gelingen sollte, sinken Sie gleich in den nächsten Winterschlaf.»
    Der Umgang zwischen ihnen gestaltete sich ausgesprochen einfach. Nathalie fühlte sich wohl. In Markus sah sie weder einen Freund noch jemanden, mit dem sie sich in ein Liebesabenteuer stürzen wollte. Er war der Inbegriff einer gemütlichen Sphäre, einer Sphäre, die in keinerlei Zusammenhang mit ihrer Vergangenheit stand. Damit waren die Konditionen für einen schmerzfreien Abend endlich zur Gänze erfüllt.

 
56
    Notwendige Zutaten für ein Spargelrisotto
    200 g Arborio-Reis (oder Rundkornreis)
    500 g Spargel
    100 g Pinienkerne
    1 Zwiebel
    20 cl trockener Weißwein
    10 cl Schlagsahne
    80 g geriebener Parmesan
    Haselnussöl
    Salz
    Pfeffer
    Für die Parmesanscheibchen
    80 g geriebener Parmesan
    50 g Pinienkerne
    2 Esslöffel Mehl
    ein paar Tropfen Wasser

 
57
    Markus hatte Nathalie oft beobachtet. Für sein Leben gern sah er sie durch die Gänge huschen und ihre Kostüme über die Auslegeware gleiten. Nun prallten seine Phantasiegebilde auf die Wirklichkeit. Er wusste so gut wie alle anderen, was sie durchgemacht hatte. Gleichwohl hatte er von ihr immer nur die Seite wahrgenommen, die sie auch zeigte: die einer zuversichtlichen und äußerst selbstbewussten Frau. Indem er sich mit ihr auf einmal in einem anderen gesellschaftlichen Rahmen wiederfand, in dem sie weniger auf ihr Auftreten bedacht sein musste, hatte er das Gefühl, ihre Zerbrechlichkeit erahnen zu können. Nur schwach zwar, aber in manchen Augenblicken gab sie kurz ihre Deckung auf. Je gelöster sie war, desto mehr kam ihre wahre Natur zum Vorschein. Paradoxerweise schienen ihre wunden Punkte, ihre durch das Leid verursachten wunden Punkte, durch ihr Lächeln hindurch. Das hatte den Effekt einer Wippe, und Markus schlüpfte allmählich in die Rolle des Stärkeren, um nicht zu sagen des Beschützers. In ihrer Gegenwart erwies er sich als lustig und lebhaft, als männlich geradezu. Die Dynamik dieser Minuten hätte sich nach seinem Geschmack durch sein ganzes Leben ziehen können.
    Freilich konnte er im Kleide des Mannes, der die Sache in die Hand nimmt, nicht ganz fehlerfrei bleiben. Beim Bestellen der zweiten Flasche brachte er die Namen der Weine durcheinander. Er hatte so getan, als würde er sich auskennen, und der Kellner hatte prompt einen spitzen Kommentar fallenlassen, der entlarvte, dass dem nicht so war. Eine kleine persönliche Rache. Markus war höchst aufgebracht, so aufgebracht, dass er sich, als der Kellner die Flasche servieren wollte, folgende Bemerkung gestattete:
    «Ah, vielen Dank, der Herr. Wir hatten ja schon solchen Durst. Und wir werden jetzt auf Ihre Gesundheit trinken.»
    «Danke. Sehr freundlich.»
    «Nein, das ist keine Freundlichkeit. In Schweden gibt es eine Tradition, die besagt, dass sich die Lage eines jeden jederzeit verändern kann. Nichts ist je endgültig. Sie zum Beispiel, der Sie jetzt hier stehen, könnten eines Tages sitzen. Wenn Sie übrigens wollen, stehe ich gleich auf und überlasse Ihnen meinen Stuhl.»
    Markus sprang unvermittelt auf, und der Kellner überlegte, wie er sich verhalten sollte. Er lächelte verlegen und stellte die Flasche hin. Nathalie fing an zu lachen, auch wenn sie nicht recht verstand, was Markus bezweckte. Ihr hatte einfach die Intervention des Grotesken gefallen. Um den Kellner in seine Schranken zu verweisen, war es vielleicht der beste Weg, ihm alle Türen zu öffnen. Es war für sie ein magischer Moment, den sie genossen hatte. Sie fand, Markus hatte etwas leicht «Osteuropäisches» an sich, das in ihren Augen absolut reizend war. Seinem Schweden wohnte etwas Rumänisches oder Polnisches inne.
    «Sind Sie eigentlich wirklich Schwede?», fragte sie.
    «Wie ich mich über diese Frage freue. Stellen Sie sich vor, Sie sind die Erste, die an meiner Herkunft zweifelt … Sie sind wirklich großartig.»
    «Ist es ein so hartes Brot, Schwede zu sein?»
    «Sie haben ja keine Ahnung. Wenn ich da hinkomme, sagen alle, ich sei eine Stimmungskanone. Können Sie sich das vorstellen? Ich, eine Stimmungskanone?»
    «Schwerlich, in der Tat.»
    «Die Leute dort sind zur Schwermütigkeit berufen.»
    So ging es den ganzen Abend weiter, Momente, in denen sie sich die Blöße gaben, wechselten sich ab mit Momenten des Wohlbefindens, in denen sie glaubten, den anderen schon lange zu kennen. Sie hatte

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