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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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euch alle drei geliebt, und gleich
    Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
    2040
    Um einen zu begünstigen. – Wohlan!
    Es eifre jeder seiner unbestochnen
    Von Vorurteilen freien Liebe nach!
    Es strebe von euch jeder um die Wette,
    Die Kraft des Steins in seinem Ring’ an Tag
    Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
    Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
    Mit innigster Ergebenheit in Gott,
    Zu Hülf’! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
    Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
    2050
    So lad ich über tausend tausend Jahre,
    Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
    Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen,
    Als ich; und sprechen. Geht! – So sagte der
    Bescheidne Richter.
    SALADIN .                         Gott! Gott!
    NATHAN .                                             Saladin,
    Wenn du dich fühlest, dieser weisere
    Versprochne Mann zu sein: …
    SALADIN
(der auf ihn zustürzt, und seine Hand ergreift, die er bis zu Ende nicht wieder fahren lässt)
.
                                                          Ich Staub? Ich Nichts?
    O Gott!
    NATHAN .   Was ist dir, Sultan?
    SALADIN .                                     Nathan, lieber Nathan! –
    Die tausend tausend Jahre deines Richters
    Sind noch nicht um. – Sein Richterstuhl ist nicht
    2060
    Der meine. – Geh! – Geh! – Aber sei mein Freund.
    NATHAN . Und weiter hätte Saladin mir nichts
    Zu sagen?
    SALADIN .      Nichts.
    NATHAN .                   Nichts?
    SALADIN .                              Gar nichts. – Und warum?
    NATHAN . Ich hätte noch Gelegenheit gewünscht,
    Dir eine Bitte vorzutragen.
    SALADIN .                                    Braucht’s
    Gelegenheit zu einer Bitte? – Rede!
    NATHAN .
    Ich komm von einer weiten Reis’, auf welcher
    Ich Schulden eingetrieben. – Fast hab ich
    Des baren Gelds zu viel. – Die Zeit beginnt
    Bedenklich wiederum zu werden; – und
    2070
    Ich weiß nicht recht, wo sicher damit hin. –
    Da dacht ich, ob nicht du vielleicht, – weil doch
    Ein naher Krieg des Geldes immer mehr
    Erfodert, – etwas brauchen könntest.
    SALADIN
(ihm steif in die Augen sehend)
.   Nathan! –
    Ich will nicht fragen, ob Al-Hafi schon
    Bei dir gewesen; – will nicht untersuchen,
    Ob dich nicht sonst ein Argwohn treibt, mir dieses
    Erbieten freierdings zu tun: …
    NATHAN .                                             Ein Argwohn?
    SALADIN .
    Ich bin ihn wert. – Verzeih mir! – denn was hilft’s?
    Ich muss dir nur gestehen, – dass ich im
    Begriffe war –
    2080
    NATHAN .               Doch nicht, das Nämliche
    An mich zu suchen?
    SALADIN .                        Allerdings.
    NATHAN .                                            So wär
    Uns beiden ja geholfen! – Dass ich aber
    Dir alle meine Barschaft nicht kann schicken,
    Das macht der junge Tempelherr. – Du kennst
    Ihn ja. – Ihm hab ich eine große Post
    Vorher noch zu bezahlen.
    SALADIN .                                 Tempelherr?
    Du wirst doch meine schlimmsten Feinde nicht
    Mit deinem Geld auch unterstützen wollen?
    NATHAN . Ich spreche von dem einen nur, dem du
    Das Leben spartest …
    2090
    SALADIN .                              Ah! woran erinnerst
    Du mich! – Hab ich doch diesen Jüngling ganz
    Vergessen! – Kennst du ihn? – Wo ist er?
    NATHAN .                                                            Wie?
    So weißt du nicht, wie viel von deiner Gnade
    Für ihn, durch ihn auf mich geflossen? Er,
    Er mit Gefahr des neu erhaltnen Lebens,
    Hat meine Tochter aus dem Feu’r gerettet.
    SALADIN . Er? Hat er das? – Ha! darnach sah er aus.
    Das hätte traun mein Bruder auch getan,
    Dem er so ähnelt! – Ist er denn noch hier?
    2100
    So bring ihn her! – Ich habe meine Schwester
    Von diesem ihren Bruder, den sie nicht
    Gekannt, so viel erzählet, dass ich sie
    Sein Ebenbild doch auch muss sehen lassen! –
    Geh, hol ihn! – Wie aus Einer guten Tat,
    Gebar sie auch schon bloße Leidenschaft,
    Doch so viel andre gute Taten fließen!
    Geh, hol ihn!
    NATHAN
(indem er

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