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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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                                                         Nicht Sohn? –
    Ich bitt Euch, Nathan! –
    NATHAN .                                  Lieber junger Mann!
    TEMPELHERR .
    Nicht Sohn? – Ich bitt Euch, Nathan! – Ich beschwör
    2181
    Euch bei den ersten Banden der Natur! –
    Zieht ihnen spätre Fesseln doch nicht vor! –
    Begnügt Euch doch ein Mensch zu sein! – Stoßt mich
    Nicht von Euch!
    NATHAN .                 Lieber, lieber Freund! …
    TEMPELHERR .                                               Und Sohn?
    Sohn nicht? – Auch dann nicht, dann nicht einmal, wenn
    Erkenntlichkeit zum Herzen Eurer Tochter
    Der Liebe schon den Weg gebahnet hätte?
    Auch dann nicht einmal, wenn in eins zu schmelzen
    Auf Euern Wink nur beide warteten? –
    Ihr schweigt?
    2190
    NATHAN .             Ihr überrascht mich, junger Ritter.
    TEMPELHERR .
    Ich überrasch Euch? – überrasch Euch, Nathan,
    Mit Euern eigenen Gedanken? – Ihr
    Verkennt sie doch in meinem Munde nicht? –
    Ich überrasch Euch?
    NATHAN .                          Eh ich einmal weiß,
    Was für ein Stauffen Euer Vater denn
    Gewesen ist!
    TEMPELHERR .      Was sagt Ihr, Nathan? was? –
    In diesem Augenblicke fühlt Ihr nichts,
    Als Neubegier?
    NATHAN .                Denn seht! Ich habe selbst
    Wohl einen Stauffen ehedem gekannt,
    Der Conrad hieß.
    2200
    TEMPELHERR .            Nun – wenn mein Vater denn
    Nun ebenso geheißen hätte?
    NATHAN .                                       Wahrlich?
    TEMPELHERR . Ich heiße selber ja nach meinem Vater: Curd
    Ist Conrad.
    NATHAN .          Nun – so war mein Conrad doch
    Nicht Euer Vater. Denn mein Conrad war,
    Was Ihr; war Tempelherr; war nie vermählt.
    TEMPELHERR . O darum!
    NATHAN .                          Wie?
    TEMPELHERR .                           O darum könnt er doch
    Mein Vater wohl gewesen sein.
    NATHAN .                                             Ihr scherzt.
    TEMPELHERR .
    Und Ihr nehmt’s wahrlich zu genau! – Was wär’s
    Denn nun? So was von Bastard oder Bankert!
    2210
    Der Schlag ist auch nicht zu verachten. – Doch
    Entlasst mich immer meiner Ahnenprobe.
    Ich will Euch Eurer wiederum entlassen.
    Nicht zwar, als ob ich den geringsten Zweifel
    In Euern Stammbaum setzte. Gott behüte!
    Ihr könnt ihn Blatt vor Blatt bis Abraham
    Hinauf belegen. Und von da so weiter,
    Weiß ich ihn selbst; will ich ihn selbst beschwören.
    NATHAN . Ihr werdet bitter. – Doch verdien ich’s? Schlug
    Ich denn Euch schon was ab? – Ich will Euch ja
    2220
    Nur bei dem Worte nicht den Augenblick
    So fassen. – Weiter nichts.
    TEMPELHERR .                             Gewiss? – Nichts weiter?
    O so vergebt! …
    NATHAN .                   Nun kommt nur, kommt!
    TEMPELHERR .                                                   Wohin?
    Nein! – Mit in Euer Haus? – Das nicht! das nicht! –
    Da brennt’s! – Ich will Euch hier erwarten. Geht! –
    Soll ich sie wiedersehn: so seh ich sie
    Noch oft genug. Wo nicht: so sah ich sie
    Schon viel zu viel …
    NATHAN .                           Ich will mich möglichst eilen.
Zehnter Auftritt
    Der
TEMPELHERR
und bald darauf
DAJA .
    TEMPELHERR .
    Schon mehr als g’nug! – Des Menschen Hirn fasst so
    Unendlich viel; und ist doch manchmal auch
    2230
    So plötzlich voll! von einer Kleinigkeit
    So plötzlich voll! – Taugt nichts, taugt nichts; es sei
    Auch voll wovon es will. – Doch nur Geduld!
    Die Seele wirkt den aufgedunsnen Stoff
    Bald ineinander, schafft sich Raum, und Licht
    Und Ordnung kommen wieder. – Lieb ich denn
    Zum ersten Male? – Oder war, was ich
    Als Liebe kenne, Liebe nicht? – Ist Liebe
    Nur was ich itzt empfinde? …
    DAJA
(die sich von der Seite herbeigeschlichen)
.
                                                                    Ritter! Ritter!
    TEMPELHERR . Wer ruft? – Ha, Daja, Ihr?
    DAJA .                                                              

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