Nathan der Weise
Christen zur
Apostasie verführt, – den Scheiterhaufen, –
Den Holzstoß –
TEMPELHERR . So?
PATRIARCH . Und wie viel mehr dem Juden,
Der mit Gewalt ein armes Christenkind
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Dem Bunde seiner Tauf’ entreißt! Denn ist
Nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt? –
Zu sagen: – ausgenommen, was die Kirch’
An Kindern tut.
TEMPELHERR . Wenn aber nun das Kind,
Erbarmte seiner sich der Jude nicht,
Vielleicht im Elend umgekommen wäre?
PATRIARCH .
Tut nichts! der Jude wird verbrannt. – Denn besser,
Es wäre hier im Elend umgekommen,
Als dass zu seinem ewigen Verderben
Es so gerettet ward. – Zudem, was hat
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Der Jude Gott denn vorzugreifen? Gott
Kann, wen er retten will, schon ohn ihn retten.
TEMPELHERR .
Auch trotz ihm, sollt ich meinen, – selig machen.
PATRIARCH . Tut nichts! der Jude wird verbrannt.
TEMPELHERR . Das geht
Mir nah’! Besonders, da man sagt, er habe
Das Mädchen nicht sowohl in seinem, als
Vielmehr in keinem Glauben auferzogen,
Und sie von Gott nicht mehr nicht weniger
Gelehrt, als der Vernunft genügt.
PATRIARCH . Tut nichts!
Der Jude wird verbrannt … Ja, wär allein
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Schon dieserwegen wert, dreimal verbrannt
Zu werden! – Was? ein Kind ohn allen Glauben
Erwachsen lassen? – Wie? die große Pflicht
Zu glauben, ganz und gar ein Kind nicht lehren?
Das ist zu arg! – Mich wundert sehr, Herr Ritter,
Euch selbst …
TEMPELHERR . Ehrwürd’ger Herr, das Übrige,
Wenn Gott will, in der Beichte .
(Will gehn.)
PATRIARCH . Was? mir nun
Nicht einmal Rede stehn? – Den Bösewicht,
Den Juden mir nicht nennen? – mir ihn nicht
Zur Stelle schaffen? – O da weiß ich Rat!
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Ich geh sogleich zum Sultan. – Saladin,
Vermöge der Kapitulation ,
Die er beschworen, muss uns, muss uns schützen;
Bei allen Rechten, allen Lehren schützen,
Die wir zu unsrer allerheiligsten
Religion nur immer rechnen dürfen!
Gottlob! wir haben das Original.
Wir haben seine Hand, sein Siegel. Wir! –
Auch mach ich ihm gar leicht begreiflich, wie
Gefährlich selber für den Staat es ist,
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Nichts glauben! Alle bürgerliche Bande
Sind aufgelöset, sind zerrissen, wenn
Der Mensch nichts glauben darf. – Hinweg! hinweg
Mit solchem Frevel! …
TEMPELHERR . Schade, dass ich nicht
Den trefflichen Sermon mit bessrer Muße
Genießen kann! Ich bin zum Saladin
Gerufen.
PATRIARCH . Ja? – Nun so – Nun freilich – Dann –
TEMPELHERR . Ich will den Sultan vorbereiten, wenn
Es Eurer Hochehrwürden so gefällt.
PATRIARCH . O, oh! – Ich weiß, der Herr hat Gnade funden
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Vor Saladin! – Ich bitte meiner nur
Im Besten bei ihm eingedenk zu sein. –
Mich treibt der Eifer Gottes lediglich.
Was ich zu viel tu, tu ich ihm. – Das wolle
Doch ja der Herr erwägen! – Und nicht wahr,
Herr Ritter? das vorhin Erwähnte von
Dem Juden, war nur ein Problema? – ist
Zu sagen –
TEMPELHERR . Ein Problema.
(Geht ab.)
PATRIARCH . (Dem ich tiefer
Doch auf den Grund zu kommen suchen muss.
Das wär so wiederum ein Auftrag für
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Den Bruder Bonafides.) – Hier, mein Sohn!
(Er spricht im Abgehn mit dem Klosterbruder.)
Dritter Auftritt
Szene: ein Zimmer im Palaste des Saladin, in welches von Sklaven eine Menge Beutel getragen, und auf dem Boden nebeneinander gestellt werden.
SALADIN
und bald darauf
SITTAH .
SALADIN
(der dazukömmt)
.
Nun wahrlich! das hat noch kein Ende. – Ist
Des Dings noch viel zurück?
EIN SKLAVE . Wohl noch die Hälfte.
SALADIN . So tragt das Übrige zu Sittah. – Und
Wo bleibt Al-Hafi? Das hier soll sogleich
Al-Hafi zu sich nehmen. – Oder ob
Ich’s nicht vielmehr dem Vater schicke? Hier
Fällt mir es doch nur durch die Finger. – Zwar
Man wird wohl endlich hart; und nun gewiss
Soll’s Künste kosten, mir viel abzuzwacken.
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Bis wenigstens die Gelder aus Ägypten
Zur Stelle kommen, mag das Armut sehn
Wie’s fertig wird! – Die Spenden bei dem
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