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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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das
    Sogleich versuchen. – Bliebst du wohl bei mir?
    Um mir? – Als Christ, als Muselmann: gleichviel!
    Im weißen Mantel, oder Jamerlonk;
    Im Tulban , oder deinem Filze : wie
    Du willst! Gleichviel! Ich habe nie verlangt,
    Dass allen Bäumen Eine Rinde wachse.
    TEMPELHERR .
    Sonst wärst du wohl auch schwerlich, der du bist:
    2690
    Der Held, der lieber Gottes Gärtner wäre.
    SALADIN .
    Nun dann; wenn du nicht schlechter von mir denkst:
    So wären wir ja halb schon richtig?
    TEMPELHERR .                                        Ganz!
    SALADIN
(ihm die Hand bietend)
.
    Ein Wort?
    TEMPELHERR
(einschlagend)
.
                      Ein Mann! – Hiermit empfange mehr
    Als du mir nehmen konntest. Ganz der Deine!
    SALADIN . Zu viel Gewinn für einen Tag! zu viel! –
    Kam er nicht mit?
    TEMPELHERR .              Wer?
    SALADIN .                             Nathan.
    TEMPELHERR
(frostig)
.                     Nein. Ich kam
    Allein.
    SALADIN .   Welch eine Tat von dir! Und welch
    Ein weises Glück, dass eine solche Tat
    Zum Besten eines solchen Mannes ausschlug.
    TEMPELHERR . Ja, ja!
    SALADIN .           So kalt? – Nein, junger Mann! wenn Gott
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    Was Gutes durch uns tut, muss man so kalt
    Nicht sein! – selbst aus Bescheidenheit so kalt
    Nicht scheinen wollen!
    TEMPELHERR .                      Dass doch in der Welt
    Ein jedes Ding so manche Seiten hat! –
    Von denen oft sich gar nicht denken lässt,
    Wie sie zusammenpassen!
    SALADIN .                                     Halte dich
    Nur immer an die best’, und preise Gott!
    Der weiß, wie sie zusammenpassen. – Aber,
    Wenn du so schwierig sein willst, junger Mann:
    2710
    So werd auch ich ja wohl auf meiner Hut
    Mich mit dir halten müssen? Leider bin
    Auch ich ein Ding von vielen Seiten, die
    Oft nicht so recht zu passen scheinen mögen.
    TEMPELHERR .
    Das schmerzt! – Denn Argwohn ist so wenig sonst
    Mein Fehler –
    SALADIN .            Nun, so sage doch, mit wem
    Du’s hast? – Es schien ja gar, mit Nathan. Wie?
    Auf Nathan Argwohn? du? – Erklär dich! sprich!
    Komm, gib mir deines Zutrauns erste Probe.
    TEMPELHERR . Ich habe wider Nathan nichts. Ich zürn
    Allein mit mir –
    SALADIN .                  Und über was?
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    TEMPELHERR .                                     Dass mir
    Geträumt, ein Jude könn’ auch wohl ein Jude
    Zu sein verlernen; dass mir wachend so
    Geträumt.
    SALADIN .     Heraus mit diesem wachen Traume!
    TEMPELHERR . Du weißt von Nathans Tochter, Sultan. Was
    Ich für sie tat, das tat ich, – weil ich’s tat.
    Zu stolz, Dank einzuernten, wo ich ihn
    Nicht säete, verschmäht ich Tag für Tag
    Das Mädchen noch einmal zu sehn. Der Vater
    War fern; er kömmt; er hört; er sucht mich auf;
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    Er dankt; er wünscht, dass seine Tochter mir
    Gefallen möge; spricht von Aussicht, spricht
    Von heitern Fernen. – Nun, ich lasse mich
    Beschwatzen, komme, sehe, finde wirklich
    Ein Mädchen … Ah, ich muss mich schämen, Sultan! –
    SALADIN . Dich schämen? – dass ein Judenmädchen auf
    Dich Eindruck machte: doch wohl nimmermehr?
    TEMPELHERR . Dass diesem Eindruck, auf das liebliche
    Geschwätz des Vaters hin, mein rasches Herz
    So wenig Widerstand entgegensetzte! –
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    Ich Tropf! ich sprang zum zweiten Mal ins Feuer. –
    Denn nun warb ich, und nun ward ich verschmäht.
    SALADIN . Verschmäht?
    TEMPELHERR .                  Der weise Vater schlägt nun wohl
    Mich platterdings nicht aus. Der weise Vater
    Muss aber doch sich erst erkunden, erst
    Besinnen. Allerdings! Tat ich denn das
    Nicht auch? Erkundete, besann ich denn
    Mich erst nicht auch, als sie im Feuer schrie? –
    Fürwahr! bei Gott! Es ist doch gar was Schönes,
    So weise, so bedächtig sein!
    SALADIN .                                        Nun, nun!
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    So sieh doch einem Alten etwas nach!
    Wie lange können seine Weigerungen
    Denn dauern? Wird er denn von dir verlangen,
    Dass du erst Jude werden sollst?
    TEMPELHERR .                                         Wer weiß!
    SALADIN . Wer weiß? – der diesen Nathan besser kennt.
    TEMPELHERR . Der Aberglaub’, in dem wir aufgewachsen,
    Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum
    Doch

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